Vorsicht, frisch verliebt
konzentrieren konnte, vertat er diese Chance. Er sehnte sich so schmerzlich danach, wenigstens Isabels Stimme zu hören, dass er bereits ein Dutzend Mal zum Hörer seines Telefons gegriffen hatte. Aber was sollte er ihr sagen? Dass er sie so dringend brauchte, dass er nicht mehr schlafen konnte? Dass sein Verlangen nach ihr ein beständiger Schmerz in seinem Innern war? Hätte er nicht sein Kommen zum Erntedankfest zugesagt, hätte er sich eventuell leichter aus der Affäre ziehen können. Die erneute Begegnung mit dieser wunderbaren Frau bräche ihm jedoch sicher endgültig das - offensichtlich doch vorhandene - Herz.
Gestern hatte ein amerikanischer Reporter ihn unverblümt gefragt, ob an dem Gerücht tatsächlich etwas dran war: »Es heißt, dass zwischen Ihnen und Isabel Favor momentan etwas läuft.«
Savannah mit ihrer großen Klappe war offenbar nicht untätig gewesen. Ren hatte alles geleugnet und getan, als wisse er kaum, wer besagte Dame war. Ihr angeschlagener Ruf wäre durch ein Bekanntwerden ihres Verhältnisses mit einem Kerl wie ihm endgültig ruiniert.
Er sagte sich dasselbe, was er sich seit Tagen sagte. Irgendwann musste ihre Affäre entweder ein Ende nehmen, oder sie müssten sie vertiefen, doch bei zwei Menschen, die derart verschieden waren, wäre eine Vertiefung der Beziehung völlig absurd. Er hätte von Anfang an die Finger von ihr lassen sollen, doch hatte sie ihn halt derart angezogen, dass er schwach geworden war.
Und nun, da es an der Zeit war, sich von ihr zu trennen, wünschte er sich insgeheim, dass sie auch dann gut von ihm dächte, wenn er sie verließ. Vielleicht war das der Grund, weshalb er so verzweifelt überlegte, wie er ihr noch eine letzte schöne Erinnerung vermitteln könnte vor ihrem endgültigen Lebewohl.
Ohne sie benutzt zu haben, drückte er die Spülung der Toilette und ging wieder hinaus. Das Gespräch verstummte, als er im Wohnzimmer erschien, sodass er sicher wusste, um welches Thema es während seiner Abwesenheit gegangen war. Oliver war nicht mehr da, was ebenfalls nicht unbedingt ein gutes Zeichen war.
Jenks schob sich seine Brille auf die Haare. »Setzen Sie sich, Ren.«
Statt zu tun, wie ihm geheißen - und dadurch zu beweisen, dass ihm der Ernst der Situation durchaus bewusst war -, ging Ren hinüber an die Bar, nahm sich eine Flasche Pellegrino und nahm erst, nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte, widerwillig Platz. Sein Agent warf ihm einen warnenden Blick zu.
»Larry und ich haben uns unterhalten«, setzte Jenks mit ruhiger Stimme an. »Er hat mir versichert, Sie hätten sich diesem Projekt hundertprozentig verschrieben, aber ich habe da so meine Zweifel. Falls es ein Problem gibt, möchte ich, dass Sie es sagen, damit wir versuchen können, es zu lösen.«
»Was für ein Problem?« Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er wusste, er müsste etwas sagen, um Jenks zu beruhigen, suchte nach den richtigen Worten und brachte genau das Gegenteil heraus: »Ich will, dass ein Kinderpsychologe am Set ist, sobald die Kinder da sind. Und zwar der beste, den Sie kriegen können, haben Sie verstanden? Ich will verdammt sein, wenn ich für die Alpträume von kleinen Mädchen verantwortlich bin.«
Nur, dass seine Arbeit genau darin bestand, dass er den Menschen Alpträume bescherte. Er fragte sich, wie Isabel, seit sie ihn kannte, schlief.
In die tiefen Furchen in Jenks Stirn hätte man sicher Weizen säen können. Ehe er jedoch etwas erwidern konnte, klingelte das Telefon, und Larry ging eilig an den Apparat. »Ja?« Er blickte auf Ren. »Er ist gerade in einer Besprechung.«
Ren riss ihm den Hörer aus der Hand. »Gage.«
Jenks und Larry tauschten skeptische Blicke miteinander aus. Ren lauschte, warf den Hörer zurück auf die Gabel und wandte sich mit einem hastigen »Ich muss weg« zum Gehen.
Isabels Zorn wollte sich nicht mehr legen. Er gärte in ihr, während sie in der Küche der Villa Gemüse schnippelte und Servierplatten aus dem großen Schrank zog. Auch am späten Nachmittag, als sie Giulia auf ein Glas Wein im Ort traf, war er noch nicht verraucht. Auf dem Rückweg fuhr sie bei den Briggs vorbei, um die Kinder zu besuchen, doch selbst während sie den Gesprächen lauschte, brodelte es tief in ihrem Innern weiter.
Schließlich stieg sie in ihren Wagen und machte sich auf den endgültigen Heimweg, als ihr Blick auf einen Farbfleck im Schaufenster der kleinen Boutique des Städtchens fiel.
Ein flammend rotorangefarbenes
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