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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. C. Lelis
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Ferienhaus ist allerdings nicht von ihnen gekauft worden, falls du darauf hinaus wolltest. Meine Großeltern haben es gebaut. Sie wollten dort ihren Lebensabend verbringen, sind allerdings recht früh gestorben.«
    »Oh… das tut mir leid.«
    »Keine Sorge, Tiger. Ich war erst fünf oder so… Kann mich nicht mehr daran erinnern.«
    Auch wenn er mich beruhigt, weiß ich jetzt erst einmal nichts mehr zu sagen. Wir fahren weiter auf der Autobahn und nehmen dann die Abfahrt nach Bremen. Es geht recht schnell, wie ich finde. Mit dem Zug hätten wir in diesem Fall sicherlich länger gebraucht. Und Kilians Golf kann anscheinend mehr, als man ihm zutraut.
    »Wie viel PS hat dein Auto?«, frage ich schließlich.
    »Hm, ist ein Diesel einundachtzig PS«, antwortet er. »Interessierst du dich für Autos?«
    »Na ja, ich studiere Produktionstechnik«, erinnere ich ihn lächelnd. »Autos sind da ein breites Feld.«
    »Stimmt, ich kann mir darunter immer noch nicht so viel vorstellen«, gesteht Kilian verlegen lachend. »Das ist irgendwie so ungewohnt. Ich kenne sonst keinen Schwulen, der in diesem Bereich arbeitet.«
    »Viktor studiert es ja auch…«
    »Wer ist Viktor?«
    »Ach nicht so wichtig«, murmle ich und spüre Hitze in meinem Gesicht aufflammen. Scheiße… An den sollte ich uns beide jetzt wirklich nicht erinnern. »Jedenfalls ist es ein Vorurteil, oder?«
    »Ja, da hast du wohl recht«, gibt Kilian zu. »Also erklär‘ mal, was genau lernst du da?«
    »Es ist quasi eine Kombi aus allen möglichen Industrieingenieurswissenschaften«, antworte ich. »Wir lernen etwas aus den Bereichen Maschinenbau, Informatik und Elektrotechnik, aber auch Wirtschaft. Ist aber alles recht praxisnah.«
    »Auweia.« Er lächelt breit. »Aber ich schätze, die Arbeitsmöglichkeiten sind recht gut, oder? Ingenieure werden überall gesucht.«
    »Ja, wenn man das Studium packt, hat man gute Chancen«, stimme ich zu.
    »Aber das schaffst du doch locker«, meint Kilian zuversichtlich. »Wie stehst du zurzeit? Ich meine, was für einen Schnitt hast du?«
    »Ich weiß nicht genau.« Es macht mich ein wenig verlegen. »Recht gut.«
    »Du weißt es… Zumindest ungefähr. Komm schon, sag es«, beharrt Kilian lächelnd.
    »Na ja, ich weiß nicht, wie die Prüfungen gelaufen sind. Bisher so bei einem Schnitt von 2,1. Das ist ziemlich gut für ein technisches Studium«, gebe ich nun doch zu.
    »Ich war nie so gut«, gesteht Kilian heiter. »Und dabei hatte ich nicht mal so ein anspruchsvolles Fach.«
    »Du hast aber trotzdem einen guten Job.«
    »Ansichtssache. Aber ja, ich mag ihn«, bestätigt Kilian.
    »Findest du den Sender nicht ein wenig klein?«, frage ich vorsichtig. Es ist immerhin nur ein Regionalsender. Aber ich will auch nicht unhöflich erscheinen. Die Frage war vielleicht etwas zu direkt.
    »Ich mag den Sender, gerade weil er so klein und familiär ist«, gesteht er. »Aber ich habe auch schon mal überlegt, ob ich wieder nach Hamburg wechseln soll. Ich habe sogar eine Anfrage bekommen, da mal auszuhelfen in der Woche, wegen dem Zugunglück. Sie haben einen Beitrag von uns gekauft, den ich gemacht habe. Also… Ich hätte wohl Chancen. Aber ich weiß noch nicht… Ich würde auf jeden Fall in Lüneburg wohnen bleiben wollen.«
    »Gut.« Sonst würden wir uns noch weniger sehen.
    »Finde ich auch.« Er schenkt mir noch ein Lächeln und konzentriert sich dann wieder auf die Straße. Eigentlich fühlt es sich jetzt wieder besser an. Das Anhalten und die zweite Aussprache haben etwas gebracht. Die Stimmung ist wesentlich entspannter.
    »Hast du eigentlich deine Badehose dabei?«, erkundigt sich Kilian nach einem längeren, aber nicht unangenehmen Schweigen.
    »Oh nein, vergessen.« Wie dumm von mir. Wir fahren ans Meer und ich denk nicht an eine Badehose!
    »Macht nichts, baden wir halt nackt«, meint Kilian heiter.
    »FKK? Nee.« Das ist doch hoffentlich nicht sein Ernst.
    Er lacht. »Okay, dann kaufen wir dir eine neue. Vielleicht sollten wir das schon unterwegs machen. Am besten in Bremen.«
    Es ist mir ein wenig peinlich. Aber ich wehre mich nicht dagegen. Dann kaufe ich mir eben eine neue Badehose. Wird schon nicht so teuer sein. Es ist recht warm und ich möchte doch zumindest einmal im Meer gebadet haben. Wozu fährt man sonst da hin?
    »Warst du schon mal in Bremen?«, erkundigt sich Kilian.
    »Ja, Klassenfahrt mit der Grundschule für einen Tag. War nicht so spannend«, antworte ich seufzend. Es war irgendwie noch sehr sorglos.

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