Vorsicht Nachsicht (German Edition)
großen Garten.«
»Wer kümmert sich denn um den Garten?«
»Ach, meine Eltern haben eine Insulanerin dafür eingestellt. Sie kümmert sich einmal in der Woche darum«, erklärt Kilian.
»Wissen deine Eltern, dass du mit mir hier bist?«
»Ja, ich habe mir ja den Schlüssel von ihnen abgeholt«, antwortet Kilian schmunzelnd. »Sie wollten dich auch gleich kennenlernen, aber ich dachte, darauf bereite ich dich lieber in Ruhe vor.«
Ich nicke dankbar. Eltern kennenlernen musste ich bisher noch nicht. Ich glaube auch nicht, dass ich darin besonders gut bin. Aber schön, dass er es anscheinend vorhat. Seine Eltern… Oh Mann. Meine Eltern will ich ihm lieber nicht vorstellen. Zumindest nicht mehr als bisher.
Wir gehen die Straße entlang und an der Ecke steht dann das kleine Haus mit dem roten Ziegeldach. »Sieht niedlich aus. Aber ist da noch mehr drin als die eine Wohnung?«
»Ja, es sind zwei Wohnungen. Eine im Erdgeschoss mit drei Zimmern und dem Keller und oben ist dann unsere unterm Dach. Wurde erst vor zwei Jahren renoviert«, erklärt Kilian und beginnt in seiner Tasche nach dem Schlüssel zu kramen. »Die untere Wohnung ist schon vergeben gewesen für dieses Wochenende.«
»Weißt du, an wen?«
»Nein, keine Ahnung. Meine Eltern kümmern sich darum, die Wohnung zu vermitteln.« Er hat den Schlüssel gefunden und schließt die Tür auf. »Wir werden aber nichts von denen anderen mitbekommen. Guck, unsere Wohnung ist separat durch die Treppe zu erreichen.«
»Werden die auch nichts von uns mitbekommen?«, erkundige ich mich vorsichtig.
»Was meinst du?«, fragt er zurück und grinst. Er weiß genau, was ich meine, wie er im nächsten Moment auch durch seine Antwort beweist. »Nein, werden sie nicht. Das Haus ist stabil gebaut und die Wände dick. Du kannst so laut sein, wie du magst.«
Darauf sage ich nichts. Nachdem er mir aufgeschlossen hat, betrete ich die Wohnung und stehe auch schon im Wohnzimmer. Es enthält eine gemütlich aussehende Couch, einen Fernseher und noch ein paar Schränke, die leer sein dürften. Von dem Raum gehen drei Türen ab. Eine davon ist offen und führt ins Schlafzimmer. Ein großes Bett mit Holzgestell nimmt den kleinen Raum ein. An der Wand steht noch ein großer Schrank aus dem gleichen Holz und mit einer ähnlichen, bäuerlichen Schnitzerei.
Ich lasse meinen Rucksack am Fuß des Bettes stehen und will mich umdrehen, um mir auch den Rest anzusehen, doch da laufe ich auch schon unversehens in Kilians offene Arme. Schmunzelnd fängt er mich auf. Seine Taschen muss er schon im Wohnzimmer abgestellt haben. Ehe ich mich versehe, lande ich mit ihm in dem unbezogenen Bett und werde unter ihm und zwischen den Kissen begraben.
»Hey, sollten wir…« Weiter komme ich nicht. Seine Lippen legen sich auf meine und ersticken jeden Laut. Ich ächze leise und gebe meinen Widerstand endgültig auf. Meine Arme schlingen sich um seinen Hals. Am liebsten würde ich mit meinen Beinen und seiner Hüfte das gleiche machen, aber das kommt ja einer Einladung gleich. Ob ich das schon will, weiß ich nicht. Darum halte ich seine Hand auch auf, als sie unter mein Hemd streichelt.
Sofort weicht Kilian ein wenig zurück und sieht mich fragend an. »Magst du nicht?«
»Doch, nur nicht jetzt gleich«, antworte ich und spüre, wie ich rot werde. »Ich muss mal…«
Und das Bett würde ich auch gern erst beziehen. Und die Wohnung ganz ansehen. Und die Insel. Und und und… Natürlich will ich mit ihm schlafen, nur nicht jetzt. Das geht zu schnell. Auch wenn ich die Nacht am liebsten einfach vergessen möchte, sie ist noch nicht ganz aus meinen Gedanken verbannt. Es wäre komisch, jetzt mit ihm zu schlafen. Ich glaube, ich muss ihn vorher auch noch einmal unter der Dusche haben, um die Erinnerung eines anderen Mannes von seiner Haut abzuwaschen.
»Oh Mann. Er muss mal…«, brummelt Kilian, zwinkert mir aber zu, als Zeichen, dass er seinen Tonfall nicht ernst meint. Ächzend rollt er sich von mir runter. »Die Tür direkt neben dem Eingang rechts.«
»Danke«, murmle ich und stehe schleunigst auf, um besagten Ort aufzusuchen. Anschließend werfe ich noch einen Blick in die Küche. Sie ist nur ganz klein und der Tisch mit den zwei Stühlen findet gerade so neben der Kochecke Platz. Aber auch das wirkt irgendwie sehr behaglich. Besonders das blau-weiße Geschirr. Plötzlich umfangen mich zwei Arme von hinten.
»Soll ich dir die Insel zeigen?«, flüstert seine Stimme an mein Ohr. »Hast du Hunger?
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