Vorsicht Nachsicht (German Edition)
sagt er nun und zwinkert mir zu. »Nur manchmal bist du es wirklich: Total süß.«
»Hör auf«, bitte ich verlegen. Meine Ohren brennen.
»Okay.« Sein Grinsen bleibt jedoch erhalten. »Wir waren immer noch nicht im Kino.«
»Hm?« Wie kommt er denn jetzt darauf?
»Dabei war es doch als unser erstes offizielles Date geplant«, erklärt er. »Und jetzt haben wir es einfach übersprungen und sind hier zusammen im Urlaub. Geht dir das zu schnell?«
»Eigentlich… nicht«, antworte ich zögernd. »Dir?«
»Na hör mal, ich habe das Wochenende geplant und mich tierisch darauf gefreut. Es ist nur…« Er seufzt. »Ich habe nicht daran gedacht, dass es dir vielleicht zu schnell gehen könnte. So lange kennen wir uns schließlich noch nicht. Bei so einem Urlaub kommen sicher einige Macken zum Vorschein.«
»Zum Beispiel?« Gibt es noch schlimmere als die, dass er chronisch untreu ist? Wäre gut zu wissen.
»Keine Ahnung… Hast du welche?«
»Ich hab zuerst gefragt«, entgegne ich.
»Hm…« Er überlegt und schaut sich dabei ein wenig verloren im Restaurant um. »Wenn ich allein dusche, singe ich dabei.«
»Aber wir duschen ja nie allein, wenn wir zusammen sind.«
»Stimmt auch wieder.« Sein Lachen. Seine Zähne. Seine Stimme. Sehr attraktiv. Am liebsten würde ich ihn die ganze Zeit anstarren. Ich bin so verknallt in ihn. Das muss ihm eigentlich schon längst klar sein, oder?
»Hast du noch eine andere Macke?«, frage ich weiter, um mich selbst abzulenken.
»Ich finde, du bist dran«, meint Kilian. »Immer abwechselnd.«
»Hm…«, murmle ich. »Ich kriege rote Ohren, wenn ich verlegen bin?«
»Das ist mir schon aufgefallen, das zählt nicht.« Sein Daumen streichelt meinen Handrücken. »Das ist auch keine Macke, sondern einfach nur hinreißend.«
»Hm…« Was soll man dazu sagen? Jedenfalls bekomme ich wieder rote Ohren. Wunderbar. »Trotzdem… Du bist wieder.«
»Na gut... Ich neige dazu, im Schlaf zu reden. Ziemlich blödes Zeug. Also nicht drauf achten.«
»Ist mir bisher noch nicht aufgefallen. Was denn zum Beispiel?«, erkundige ich mich interessiert.
»Keine Ahnung. Das ergibt auch gar keinen Sinn… Manchmal kann man sich auch mit mir unterhalten und am nächsten Morgen weiß ich nichts mehr davon«, gesteht er schmunzelnd. »Auf einer Klassenfahrt hatte einer über mir im Etagenbett eine Taschenlampe. Und ich habe irgendetwas mit Autos und Scheinwerfern gelabert. Oder einmal habe ich jemanden beschuldigt, mir mein Kissen gestohlen zu haben, dabei lag ich drauf.«
»Aha… Also keine Geheimnisse?« Ich bin ein wenig enttäuscht.
»Nein, bisher nur Blödsinn«, bestätigt er schmunzelnd. »Du bist dran.«
»Ich…« Mir fällt nichts Vernünftiges ein. »Ich… habe Angst vor Ratten.«
»Wie? Eine Phobie?«
»Ja, ich finde die furchtbar eklig«, bestätige ich.
»Meine Lieblingstiere sind sie auch nicht gerade. Aber wie schlimm ist das bei dir?«, hakt er nach. »Springst du auf Stühle und fängst an, zu schreien?«
»Nein, ich… friere eher ein und kriege Schweißausbrüche.«
»Woher kommt das?«
»Weiß nicht…«, murmle ich. Okay, ich weiß es, aber ich will es ihm nicht sagen. »Hast du keine Phobie?«
»Nein, gar nicht«, behauptet er. »Zumindest wäre mir noch keine aufgefallen. Vielleicht ein wenig Höhenangst, aber nicht mehr als der Durchschnittsmensch, würde ich sagen.«
»Hm… okay, das zählt nicht. Du bist wieder dran.«
»Ich würde lieber wissen, was du an Ratten so schlimm findest.« Er sieht mich nun besorgt an. »Ich meine, die meisten, die sie nicht gerade als Haustiere halten, finden sie irgendwie nicht besonders toll, aber Angst…«
»Keine Ahnung, sie sind… in gewisser Weise intelligent, haben scharfe Zähne, übertragen Krankheiten, haben einen ekligen Schwanz und leben in der Kanalisation«, zähle ich auf. Doch ein Blick verrät mir, dass ihn das noch nicht wirklich überzeugt. Also gestehe ich es nun doch unbehaglich: »Und... na ja, als ich klein war, war ich mal aus Versehen in unserem Keller eingesperrt. Und da waren Ratten aus der Kanalisation reingeklettert, diese fetten, großen Teile. Sie hatten keine Scheu vor mir und ich konnte nicht raus.«
»Oh…« Seine Hand drückt mich fester. »Warum warst du eingesperrt?«
»Ich wollte etwas aus dem Keller holen und habe danach die Tür nicht mehr aufbekommen. War so eine Falltür, die man von unten aufstemmen muss«, erkläre ich verlegen. »Hatte nicht genug Kraft, das war
Weitere Kostenlose Bücher