Vorsicht Nachsicht (German Edition)
haben.«
»Hm?«, murmle ich verwirrt.
»Abwarten.« Kilian lächelt aufmunternd und zieht mich weiter.
Wir kommen zur Pforte und da kann man sie auch schon sehen. Tatsächlich eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Ein Mädchen und ein Junge. Von Kilian kommt ein unverständliches Murmeln. Er schüttelt den Kopf und seufzt, als er sich zu mir umdreht.
»Meine Schwester mit Familie. Ich schwöre, ich wusste nichts davon.«
»Schon okay«, beruhige ich ihn lächelnd. Ich bin allerdings etwas nervös. Eigentlich ist es viel zu früh, seine Familie kennen zu lernen. Sieht er wohl ähnlich und darum seine Entschuldigung – na ja, so etwas Ähnliches wie eine Entschuldigung. Immerhin lässt er meine Hand nicht los, als wir den Garten betreten.
»Was macht ihr denn hier?«, ruft er den Eltern spöttisch zu. »Ist das ein Komplott oder Zufall?«
»Kilian?« Die Frau, offensichtlich seine Schwester, scheint ebenso überrascht. »Hallo! Zufall, würde ich sagen, oder ein Komplott, von dem wir beide nichts wissen. Eigentlich war die untere Wohnung ausgebucht, aber die Gäste sind abgesprungen, darum sind wir doch noch für ein Wochenende her gefahren. Aber Mama hat gar nicht gesagt, dass du auch hier bist.«
Ihr Blick fällt auf mich und dann wieder fragend auf Kilian. Indessen ist auch ihr Mann aufgestanden und kommt auf uns zu. Die Kinder haben aufgehört sich zu zanken und klammern sich an die Beine ihrer Mutter, während sie Kilian jedoch ziemlich breit angrinsen.
»Ich hatte mir den Schlüssel für die Wohnung oben schon vor einer Woche geholt, ihr aber nicht gesagt, wann ich genau vorhabe, zu kommen. Sie meinte, unten wäre immer vermietet«, erklärt Kilian und lässt meine Hand los, um die beiden Erwachsenen zu umarmen und den Kindern durchs Haar zu wuscheln. Dann legt er seinen Arm um meine Schultern und lächelt mich an.
»Das ist meine Schwester Isabel, ihr Mann Jochen, Janina und Daniel. Und das hier ist mein Freund Ruben.«
»Hallo«, grüße ich zurückhaltend und setze mein professionelles Kellnerlächeln auf. Zu mehr bin ich gerade nicht in der Lage.
»Ah, du bist Ruben!« Die Frau mit genauso blauen Augen wie Kilian strahlt mich an. »Schön, dich kennen zu lernen.«
Nun komme ich doch nicht ums Händeschütteln herum. Sowohl sie als auch ihr Mann scheinen darauf Wert zu legen. Die Kinder betrachten mich neugierig. Meine Güte, die Nervosität wird dadurch nicht besser.
»Wie lange seid ihr schon hier?«, will der Ehemann wissen.
»Gestern Nachmittag angekommen«, antwortet Kilian. »Und ihr?«
»Schon gestern Vormittag. Da haben wir uns bisher wohl immer verpasst«, stellt Isabel fest. »Kommt ihr vom Strand?«
»Ja, wir wollten gerade duschen«, gesteht Kilian und zwinkert mir zu.
Ich bekomme heiße Ohren, nicke aber leicht. Bloß weg hier.
»Aber danach kommt ihr runter und esst mit uns!«, verlangt Isabel und lächelt irgendwie wissend, was mich noch befangener werden lässt. »Wir haben genug eingekauft. Viel zu viel eigentlich. Jochen hat Salat gemacht und er kocht ja immer für eine ganze Armee.«
»Gar nicht. Aber euch beide bekommen wir schon noch satt«, versichert Jochen freundlich.
»Na gut, spart uns das Essen gehen«, gibt Kilian nach. Seine Hand streicht sanft über meinen Rücken. »Dann bis gleich.«
Ich lasse mich nur zu gern zum Haus schieben. Familie ist nicht so mein Ding. Familie von anderen irgendwie noch weniger. Aber ich habe wohl keine andere Wahl als Augen zu und durch.
»Sorry, ich hatte echt keine Ahnung«, erklärt mir Kilian, nachdem er unsere Badesachen abgestellt hat. »Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich einfach zugesagt habe?«
»Nein, schon okay.«
»Das ‚schon okay‘ kenn‘ ich.« Er lacht leise und zieht mich in seine Arme. »Es wird schon nicht so schlimm werden, wenn du nach dem Essen keine Lust mehr hast, verdrücken wir uns einfach schnell wieder. Die Kinder müssen eh bald ins Bett.«
Ich nicke und lehne mich an ihn. »Aber erst einmal duschen.«
»Ja, geh doch schon mal vor, ich komme gleich nach, nachdem ich die Handtücher aufgehängt habe.«
»Soll ich dir nicht schnell helfen?«, frage ich unsicher.
»Quatsch, das bekomme ich auch noch allein hin. Und noch viel schneller, wenn ich weiß, was in der Dusche auf mich wartet.« Er grinst und zwinkert mir zu.
Lächelnd beginne ich, mich vor seinen Augen auszuziehen. Ich fühle mich ruhig dabei, lange nicht mehr so nervös. Nicht einmal das verdutzte Starren, das meine Aktion
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