Vorsicht Nachsicht (German Edition)
kleines Lächeln.
»Oh, noch ganz frisch. So früh habe ich ja noch nie einen Freund von dir kennen gelernt«, ruft Isabel entzückt und runzelt die Stirn. »Na gut, eigentlich habe ich überhaupt erst einen getroffen. Und ich finde Ruben jetzt schon sympathischer. Wie habt ihr euch kennen gelernt?«
»In einem Café, in dem Ruben jobbt und ich gerne Kaffee trinke«, erklärt Kilian schmunzelnd. »Der schmeckt dort wirklich sehr lecker.«
»Wie alt bist du eigentlich, Ruben?«, wendet sie sich diesmal direkt an mich.
»Das ist eine sehr indiskrete Frage«, mischt sich Kilian ein.
Ich antworte dennoch. »Zweiundzwanzig.«
»Zwölf Jahre jünger als du, Killi. Überforderst du dich da nicht ein wenig?«, neckt Isabel ihren Bruder.
»Gar nicht«, behauptet der. »Oder ist dir was aufgefallen, Ruben?«
»Nichts Negatives«, murmle ich und spüre, wie meine Ohren heiß werden. Ich beschließe, mich mehr auf meinen Kartoffelsalat zu konzentrieren und den Geschwistern die Neckereien zu überlassen.
»Ha, siehst du!«, triumphiert Kilian hämisch. »Nichts geht über Erfahrung.«
»Geistig ist Ruben dir sicherlich ohnehin voraus«, vermutet Isabel spöttisch. »Was machst du eigentlich, außer in einem Café mit tollem Kaffee jobben?«
»Ich studiere Produktionstechnik«, antworte ich und habe damit plötzlich die volle Aufmerksamkeit von Jochen. Er will alles über den Studiengang wissen, samt Schwerpunkten, Länge und Umfang, Abschlüsse und Arbeitsmarktchancen. Schließlich erklärt er, dass er bei einem Verpackungshersteller im Personalwesen arbeitet und daher erst vor kurzen mit meinem Fach konfrontiert wurde. Er bietet mir sogar an, dass ich gerne ein Praktikum bei ihnen machen könnte, sollte es mich interessieren. Verpackungen sind allerdings nicht unbedingt mein Traum. Ich belasse es bei einem Danke und einer ausweichenden Antwort.
Kilian, der sich während der Unterhaltung zurückgehalten und sich leise mit seiner Nichte unterhalten hat, springt nun ein und lenkt durch eine Frage an seine Schwester das Gespräch auf ein anderes Thema. Seine Eltern, um genau zu sein. Ich lausche höflich. Doch es dauert nicht lang, da gerät die Neuheit unserer Beziehung wieder in den Vordergrund.
»Weiß Ma, dass du einen neuen Freund hast?«, fragt Isabel interessiert.
»Ich habe ihr gesagt, dass ich hier die Wohnung nicht für mich allein will, aber ich habe ihr noch nichts von Ruben im Speziellen erzählt«, gesteht er schlicht. Seine Hand streichelt sanft über meinen Schenkel. »Gib uns doch noch ein bisschen Zeit.«
»Versteh‘ schon«, meint Isabel lächelnd. »Ich freu' mich jedenfalls sehr, dich schon kennen lernen zu dürfen, Ruben. Kilian kann ein verdammter Dickschädel sein, aber lass dir nichts bieten.«
Ich nicke nur und lächle. Meine Güte, das ist total das Gegenteil von dem, was ich eigentlich mache. Aber das kann ich ihr wohl kaum sagen. Kilian runzelt auch leicht die Stirn und schenkt seiner Schwester einen ziemlich ungeduldigen Blick. Dann sieht er auf meinem Teller, der leer ist.
»Bist du satt, Tiger?«, raunt er mir zu.
Ich nicke und lehne mich zurück.
»Danke für das Essen, aber ich glaube, ich will meinen neuen Freund jetzt noch ein bisschen für mich allein haben«, erklärt Kilian. »Wie lange bleibt ihr noch?«
»Also wir gehen sicher auch gleich rein und morgen werden wir schon recht früh fahren. Und ihr?« Isabel mustert uns merkwürdig. Vielleicht hat sie bemerkt, dass sie mit ihrem Ratschlag gerade einen wunden Punkt getroffen hat. Ein wunder Punkt in einer einmonatigen Beziehung.
»Wir bleiben noch bis übermorgen«, antwortet Kilian und steht auf. »Also dann eine gute Nacht und gute Heimfahrt, falls wir uns morgen nicht mehr sehen.«
Ich verabschiede mich ebenfalls und lasse mich nur zu gern nach oben in unsere kleine Wohnung ziehen. Seufzend lässt sich Kilian dort auf die Couch fallen und öffnet die Arme. Begierig nehme ich die Einladung an und kuschle mich an ihn.
»Deine Schwester ist nett«, sage ich und schmiege mein Gesicht an seine Halsbeuge.
»Ich verstehe mich gut mit ihr, obwohl sie manchmal zu neugierig ist und… zu viel redet«, brummt Kilian und streicht mit beiden Händen abwechselnd meinen Rücken hinunter. Das beruhigt mich irgendwie sehr. Ich schließe die Augen und atme seinen Geruch ein.
»Aber ich glaube, sie mag dich jetzt schon sehr«, sagt Kilian nachdenklich. »Natürlich mag sie dich. Du bist ja auch toll. Vor allem habe ich Jochen noch
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