Vorsicht Nachsicht (German Edition)
ist eher so, dass ich dich tatsächlich besser kennen lernen will. Ich meine, wenn sich daraus etwas ergibt… sag ich nicht nein.«
Oh mein Gott! Ungläubig sehe ich ihn an. Hält er mich für total bescheuert? Ich schüttle den Kopf. »Du gehst echt zu weit.«
»Ich gehe nirgendwo hin, okay? Ich bin nur aufrichtig mit dir. Du hast gefragt.« Viktor sieht mich ernst an. »Du tust immer so kühl, aber das bist du nicht. Du bist kein bisschen arrogant, wie ich anfangs dachte, sondern aufrichtig, scheiße intelligent und dazu noch verdammt heiß. Nur hast du dich leider in den Falschen verknallt.« Er zuckt mit den Schultern. »Okay, letzteres ist der Grund, weshalb ich auf dich aufmerksam geworden bin und ich würde dir echt gern die Augen über diesen Kilian öffnen. Wobei ich auch verstehe, dass du deine eigenen Erfahrungen sammeln musst.«
»Du redest Müll«, knurre ich ungeduldig. »Außerdem: Ja, ich liebe Kilian. Dir wird es nicht gelingen, mich ihm abspenstig zu machen – aus welchen Gründen auch immer.«
»Okay, okay…« Viktor schüttelt den Kopf. »Sorry. Ich sage nichts mehr… Vergiss es einfach und lass uns Freunde sein.«
Er kann unmöglich von mir erwarten, dass ich ihm diesen Scheiß abkaufe. Wenn er mit mir befreundet sein will, hätte er nicht mit Kilian und diesem anderen Schwachsinn anfangen sollen. Ich glaube immer noch, dass er Kilian nur verletzen will, indem er ihn mir ausredet.
»Spar es dir.«
Ich will aufstehen, doch da hat Viktor schon nach meinem Arm gegriffen und hält mich zurück.
»Okay, das war sehr plump von mir. Tut mir leid. Aber das mit der Freundschaft meine ich ernst. Ich werde dich nicht weiter bedrängen, solange du mit Kilian zusammen bist.«
»Ich glaube nicht, dass ich mit jemandem befreundet sein will, der darauf wartet, dass…« Ich schüttle den Kopf, befreie mich aus seinem Griff und stehe auf. »Nein.« Mich zieht es zur Umkleide. Aber Viktor hat den Schlüssel für den Spind. Scheiße. »Gib mir den Schlüssel. Ich hau ab.«
Seufzend steht er auf und schüttelt den Kopf. »Es tut mir leid, Ruben. Ich kann dir natürlich auch vormachen, dass ich Kilian super finde und mich für euch freue… Nur bin ich zu ehrlich für so etwas. Aber vielleicht war das eben alles ein wenig zu ehrlich…«
Oder die größte Lüge, die man mir jemals aufgetischt hat. Mir rauscht der Kopf. Ich will nur noch weg. »Der Schlüssel.«
Viktor sieht mich traurig an. »Jetzt übertreibst du aber. Ich falle ja nicht gleich über dich her.«
»Halt die Klappe, Viktor«, knurre ich ungeduldig. »Gib mir den verdammten Schlüssel und lass mich zufrieden!«
Seufzend wendet er sich zu den Umkleidekabinen, während er an dem Schlüssel, den er sich ums Handgelenk gebunden hat, herumfummelt. Er sagt nichts mehr bis wir die Spinde erreicht haben. Zögernd schließt er unseren auf und reicht mir meinen Rucksack und die Schuhe. Ich nehme die Sachen und marschiere umgehend auf eine der Einzelkabinen zu. Hinter mir höre ich, wie er den Spind etwas fester zuschlägt als nötig gewesen wäre.
Ich achte nicht mehr auf ihm, doch gerade als ich die Kabine abschließen will, wird die Tür aufgedrückt und Viktor schiebt sich gegen mein Bemühen zu mir in die enge Umkleide.
»So können wir das nicht stehen lassen, Ruben.«
»Ich vergesse einfach, was du gesagt hast.«
»Ja klar.« Er seufzt. »Mir ist das ernst. Wir brauchen ja nicht die besten Freunde sein, aber ich will nicht, dass es ab jetzt so komisch zwischen uns ist…«
»Es wird so sein wie immer: Du sagst nichts, ich sag nichts und Marcel labert pausenlos.« Ich runzle die Stirn. Genauso hat es mir gefallen. Es war doch schön, als ich noch dachte, dass Viktor nicht gerne deutsch spricht. Besser als jetzt, wo er so in Gang gekommen ist.
Er grunzt leise und schafft sogar ein mattes Lächeln. »Na gut. Dann vergiss, was ich gesagt hab. Ist vielleicht wirklich besser so.« Er sieht mir fest in die Augen. »Aber wenn Kilian dich noch einmal betrügt, komm zu mir, okay?«
Plötzlich lehnt er sich vor und gibt mir einen kurzen, trockenen Kuss auf den Mund. Ich bin zu überrascht, um zurückzuweichen. Immer noch sprachlos sehe ich zu, wie er mit einem letzten Blick auf mich die Kabine verlässt. Nun gebe ich mir einen Ruck, schließe die Tür hastig hinter ihm ab und beeile mich, vor ihm das Gebäude zu verlassen.
***
Den ganzen restlichen Nachmittag bin ich völlig aufgekratzt. Ich komme einfach nicht zu Ruhe. Irgendwie
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