Vorsicht Niemandsland
Bakteriologen, unter ihnen vordringlich die Radio-Bakteriologen, hatten die Behauptung aufgestellt, es wäre durchaus noch nicht sicher, daß mein hundertprozentig gasdichter und druckfester Raumanzug auch für die Erreger aus einer anderen Welt undurchlässig wäre.
Man hatte mich mit Ultraviolett bald geröstet. Auch die Infrarotstrahler hatten es besonders gut mit mir gemeint. Irgendein Techniker vom Laborteam hatte mir lächelnd versichert, ein Raumanzug dieser Art hielte ohne weiteres dreihundert Grad Celsius aus, vorausgesetzt, die Klimaanlage wäre in Ordnung. Immerhin hatte man mich vorher noch gefragt, ob mein Anzuggerät auch wirklich tadellos funktionierte.
Nachdem ich das leichtsinnigerweise bejaht hatte, gaben sie mir Gelegenheit, meinen Heldenmut zu beweisen. Anfangs ließ ich die Prozedur ziemlich heroisch über mich ergehen. Schließlich hatte ich mir jedoch das Ende herbeigesehnt. Mein Körper war schweißüberströmt.
Nachdem ich mich einigermaßen erholt hatte, war ich von Heißluft umweht worden, in der ich mich ständig drehen mußte. Aber mein »Leidensweg« war immer noch nicht zu Ende.
Damit der skurrile Humor unserer Herren Wissenschaftler nicht zu kurz kam, hatte mich ein Spaßvogel über Funk angefordert, ich sollte ihm doch meine Adresse geben, falls er eventuell einmal einen Korkenzieher mit besonderen Eigenschaften brauchte!
Anschließend hatte ich ein Säurebad nehmen müssen, um die Widerstandsfähigkeit des Spezialkunststoffes meines Raumanzuges zu testen. Das Material hatte sich hervorragend bewährt und nicht die geringsten Verschleißerscheinungen gezeigt.
Die mittelalterlich anmutende Prozedur der »Desinfizierung« dauerte fünf Stunden. Als man mich schließlich mitsamt dem Wagen in ein weißgekacheltes Labor brachte, durfte ich aussteigen.
Männer in hochbakteriziden Schutzanzügen waren mir beim Ausziehen der Raumkleidung behilflich.
Im gleichen Labor waren wenig später drei Kollegen aufgetaucht, Freiwillige aus dem aktiven GWA-Korps! Sie blieben zwölf Stunden mit mir zusammen. Ich erhielt den Befehl, ihnen voll ins Gesicht zu niesen, obwohl ich keinen Schnupfen hatte. Ich mußte sie anhauchen, berühren und all das tun, was man sonst als Bazillenträger unter allen Umständen gegenüber Gesunden vermeiden soll.
Wir wußten, daß die ersten Symptome im Falle einer Ansteckung nach spätestens zwölf Stunden erkennbar wurden. Als meine Kollegen nach vierzehn Stunden noch kerngesund waren, wurden wir endlich entlassen.
Inzwischen waren fast zwei Tage vergangen. Ich hatte mich wieder einigermaßen von den Strapazen erholt.
Vor zwei Stunden, um sechs Uhr früh, hatte ich den Befehl erhalten, sofort im »Zentrum« zu erscheinen. Als ich dreitausend Meter unter der Erdoberfläche von dem positronischen Kontrollroboter auf Gehirnfrequenzen und Gaumenabdruck überprüft wurde, erfüllte mich ein heftiges Unbehagen, denn auf Grund meiner noch nicht völlig abgeklungenen Erschöpfung war es ohne weiteres möglich, daß winzige Schwankungen in meinen Individualströmen auftraten. Die Maschine ließ mich jedoch passieren.
Nach der Überprüfung fuhr ich mit der Rohrbahn zum gigantischen Untergrund-Forschungszentrum hinüber. Es sollte atombombensicher sein! Ob es auch sicher gegen die unbekannten Erreger war, mußte sich erst noch herausstellen.
Ein Mann brachte mich zur bakteriologischen Abteilung, der man neuerdings weitläufige Laboratorien mit der Bezeichnung »Radiologische-Bakteriose«, Spezialgebiet
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