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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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und durch­aus se­ri­öse Wis­sen­schaft­ler in die­ser Laus­bu­ben­art den Mund ver­zie­hen. Darf ich Sie aber auch dar­über auf­klä­ren, daß Sie seit vor­ges­tern eben­falls einen apar­ten Spitz­na­men füh­ren? Je­der, der Sie in dem Des­in­fek­ti­ons­wa­gen er­lebt hat, nennt Sie seit­dem der ›Ar­me Mann‹; ›arm‹ na­tür­lich groß­ge­schrie­ben, da es sich hier ein­deu­tig um einen Ei­gen­na­men han­delt. Hal­lo, wo bleibt denn Ihr spöt­ti­scher Ge­sichts­aus­druck?«
    Ich starr­te sie sprach­los an. Es war ein­fach nicht zu fas­sen.
    Dies­mal lach­te sie auf mei­ne Kos­ten. Mir blieb kei­ne an­de­re Wahl, woll­te ich mich nicht bla­mie­ren, als mit ein­zu­fal­len. Al­ler­dings wirk­te mei­ne Hei­ter­keit leicht ge­quält.
    »Fein, Ar­mer Mann! Nach­dem wir uns al­so ge­gen­sei­tig et­was be­schnup­pert ha­ben, kön­nen wir ja durch die­se Tür schrei­ten. Ich ge­hö­re üb­ri­gens zu dem Per­so­nen­kreis, der al­ler­lei streng ge­hei­me Din­ge er­forscht hat. Ich bin Bak­te­rio­lo­gin, Spe­zi­al­ge­biet Ra­dio-Se­ro­lo­gie. Fra­gen Sie mich aber nicht, ob wir be­reits den Er­re­ger der Mars­seu­che ge­fun­den oder gar ein Ge­gen­mit­tel ent­deckt hät­ten. Ich kann Ih­nen doch gar nichts sa­gen, zu­mal man uns vor­läu­fig nicht an den Ba­zil­len­trä­ger her­an­läßt. Im Ge­gen­satz zu den po­si­tiv In­fi­zier­ten ist Kos­ter­nas Blut­bild so ein­wand­frei, wie es nur sein kann. Wir ste­hen vor ei­nem Rät­sel; vor ei­nem großen Rät­sel.«
    Ih­re schma­len Hän­de zit­ter­ten, als sie nach ei­ner Zi­ga­ret­te griff. Ich gab ihr wort­los Feu­er und über­leg­te krampf­haft, was die­se Wis­sen­schaft­le­rin ei­gent­lich von mir woll­te. Sie re­de­te et­was zu­viel. Ich hat­te den Ein­druck, als woll­te sie nur lang­sam auf den Kern der Din­ge kom­men. In sol­chen Fäl­len schweigt man am bes­ten.
    »Sind Sie im­mer so zu­rück­hal­tend?« frag­te sie leicht ge­reizt. »Kei­ne Fra­gen? Al­le Leu­te ver­su­chen, uns zu un­be­dach­ten Äu­ße­run­gen zu ver­lei­ten, so oft er­kun­di­gen sie sich nach Din­gen, die wir selbst nicht wis­sen. Sie ste­hen da, als gin­ge Sie das al­les nichts an.«
    Ich steck­te mein Feu­er­zeug ein und stand lang­sam auf. Ih­re Hal­tung wur­de förm­lich, als ich ge­las­sen ent­geg­ne­te:
    »Ge­nug des Ver­steck­spiels, Dok­tor. Was wol­len Sie von mir? Sind Sie vom Chef be­auf­tragt, mir In­for­ma­tio­nen zu ge­ben?«
    Sie drück­te die kaum an­ge­rauch­te Zi­ga­ret­te aus. Dann er­hob sie sich so schwer­fäl­lig aus dem Ses­sel, als las­te­te ei­ne Bür­de auf ihr.
    »Okay, Sie ha­ben mich er­tappt«, mein­te sie lei­se. »HC-9, ich ge­hö­re eben­so zur GWA wie Sie, nur bin ich kei­ne ak­ti­ve Agen­tin. Das wird sich aber än­dern.«
    »Ach! Und wie geht’s wei­ter?«
    »Wer­den Sie nicht iro­nisch. Ge­ne­ral Re­ling hat mich ges­tern mit ei­ni­gen wich­ti­gen Da­ten ver­traut ge­macht. Sie wer­den zum Mars flie­gen, so­bald hier die letz­ten Vor­be­rei­tun­gen ab­ge­schlos­sen sind. Ich wer­de Sie be­glei­ten, das ist al­les.«
    Mei­ne Sym­pa­thi­en für sie er­kal­te­ten et­was. Ich fühl­te, daß mei­ne Au­gen un­freund­lich und ab­wei­send fun­kel­ten. Das hät­te mir noch ge­fehlt!
    »Zur Kennt­nis ge­nom­men«, ent­geg­ne­te ich knapp. »Aber las­sen Sie sich ge­sagt sein, Dok­tor, daß ich nicht der Mann bin, der in Be­glei­tung ei­ner Frau in einen sol­chen Ein­satz geht. Da­für feh­len Ih­nen nach mei­ner An­sicht al­le Vor­aus­set­zun­gen. Der Mars ist für uns Nie­mands­land. Ich leh­ne grund­sätz­lich ab, Dok­tor. Wo ist mein Schutz­an­zug?«
    Sie deu­te­te auf einen brei­ten Wand­schrank. Ich such­te mir die pas­sen­de Grö­ße her­aus, ließ die Ma­gnet­ver­schlüs­se ein­schnap­pen und kon­trol­lier­te die se­pa­ra­te Sau­er­stoff­ver­sor­gung. Nor­ma­le At­mungs­fil­ter wa­ren streng ver­bo­ten.
    Sie sah reg­los und schwei­gend zu. Als ich zur Ver­bin­dungs­tür schritt, ver­nahm ich plötz­lich ih­re Stim­me. Sie klang ein­dring­lich, aber emo­ti­ons­los.
    »HC-9, sind Sie be­reits dar­über in­for­miert, daß es der ir­di­schen Wis­sen­schaft mit

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