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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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be­schwö­rend. »Ver­mu­tun­gen füh­ren zu nichts. Wo ist der Chef? Ich bin von ihm per­sön­lich an­ge­ru­fen wor­den.«
    »Dort drin­nen, Sir. Mo­ment bit­te. Ich muß Sie vor­her an­mel­den. Tut mir leid. Sie müs­sen auch noch einen Schutz­an­zug an­le­gen.«
    Wenn ein Mann die Ner­ven zu ver­lie­ren be­fürch­tet, kann es ge­sche­hen, daß er sei­nen Ge­füh­len mit Flü­chen und Ver­wün­schun­gen Luft ver­schafft. Ich be­fand mich jetzt in die­ser Stim­mung.
    Der Kol­le­ge grins­te über mei­ne ver­ständ­li­che Re­ak­ti­on. Nach ei­nem kur­z­en An­ruf über Bild­sprech öff­ne­te er die nächs­te Tür.
    Beim Be­tre­ten des Raum­es be­merk­te ich ei­ne jun­ge Frau. Sie moch­te drei­ßig bis zwei­und­drei­ßig Jah­re alt sein. Ihr grau­wei­ßer Schutz­an­zug be­wies, daß auch sie die neu­en Vor­schrif­ten be­fol­gen muß­te. Sie hat­te nur den dünn­wan­di­gen Helm zu­rück­ge­klappt. Ihr hell­blon­des Haar wirk­te zer­zaust und war of­fen­bar von Schweiß und Schmutz ver­klebt.
    Mit ei­ner has­ti­gen Be­we­gung fuhr sie sich über die ho­he Stirn.
    »Hal­lo«, emp­fing sie mich mit ei­nem Lä­cheln, das ihr et­was streng wir­ken­des Ge­sicht in selt­sa­mer Wei­se ver­schön­te. »Kom­men Sie nur wei­ter her­ein, Ma­jor. Wir bei­ßen nicht. Zi­ga­ret­te?«
    »Dan­ke, ich kann ei­ne ge­brau­chen. Wenn ich mir die Mas­ke ver­bren­ne, haf­te ich so­gar für den Scha­den. Darf ich mich set­zen? Man nennt mich HC-9. Ich wür­de Ih­nen gern mein Ge­sicht zei­gen, aber Sie wis­sen ja …!«
    Mein Schul­ter­zu­cken be­ant­wor­te­te sie mit ei­nem ver­ständ­nis­vol­len Ni­cken. Ihr Lä­cheln ver­tief­te sich.
    Ei­gen­ar­tig, wie sehr die­ses her­be Ge­sicht da­durch ge­wann. Ich kam schon nach die­sen we­ni­gen Mi­nu­ten un­se­rer Be­kannt­schaft zu der Über­zeu­gung, daß ich mich mit ihr gut ver­ste­hen wür­de. Au­gen­blick­lich schi­en sie je­doch im Dienst zu sein.
    Sie mus­ter­te mich ein­ge­hend und of­fen. Schließ­lich sag­te sie:
    »Ich bin Ihr Emp­fangs­ko­mi­tee, wenn Sie so wol­len. Wie ich se­he, sind Sie nicht in be­son­ders gu­ter Stim­mung. Ge­fällt es Ih­nen nicht bei uns?«
    Mei­ne Auf­merk­sam­keit er­wach­te schlag­ar­tig. Mei­ne Ge­sprächs­part­ne­rin schi­en be­stimm­te Ab­sich­ten zu ha­ben. Ich sah sie for­schend an.
    Bei mei­nem Blick sag­te sie, lei­se auf­la­chend:
    »Okay, ver­ges­sen Sie mei­ne Fra­ge. Da­mit Sie wis­sen, mit wem Sie es zu tun ha­ben, wer­de ich mich höf­li­cher­wei­se erst ein­mal vor­stel­len. Ich hei­ße Ne­on, Dr. Tan­ta­ly Ne­on. Kom­men Sie jetzt aber nicht auf die Idee, mich zu fra­gen, ob ich bei Be­rüh­rung mit elek­tri­schem Strom zu leuch­ten pfle­ge. Ich tue es ga­ran­tiert nicht. Au­ßer­dem ist die Re­de­wen­dung schon der­art ab­ge­dro schen, daß ich kei­ne pas­sen­de Ant­wort mehr fin­de. Mei­ne lie­ben Kol­le­gen ha­ben den Be­griff ›Ne­on‹ schon er­schöp­fend aus­ge­beu­tet.«
    End­lich konn­te ich wie­der herz­haft la­chen! Sie kön­nen sich über­haupt nicht vor­stel­len, wel­che Wohl­tat mir die­se in­tel­li­gen­te Frau mit ih­rer kur­z­en Er­klä­rung er­wie­sen hat­te. Ich fand sie sehr sym­pa­thisch.
    »Fein, jetzt nor­ma­li­siert sich Ihr See­len­zu­stand wie­der«, er­klär­te sie ge­las­sen. »Zu al­lem Über­druß hat man mir noch einen Vor­na­men ge­ge­ben, der in in­ni­ger Wei­se mit dem Me­tall ›Tan­tal‹ ver­wandt ist. Das ist auch Ih­nen si­cher auf­ge­fal­len. Mein Va­ter be­schäf­tig­te sich be­ruf­lich mit Me­tal­le­gie­run­gen. Wenn Sie al­so gü­tigst dar­auf ver­zich­ten woll­ten, mich Miß Edel­gas oder Miß Ta-Ta zu nen­nen, so könn­ten wir uns auf die Be­zeich­nung Ta­ly ei­ni­gen. Okay?«
    In ih­ren Au­gen schie­nen plötz­lich tau­send Teu­fel­chen zu tan­zen, so lus­tig fun­kel­ten sie. Ich fühl­te mich schlag­ar­tig woh­ler. Viel­leicht war das auch ih­re Ab­sicht ge­we­sen.
    »Wenn Sie wol­len, ich bin ein­ver­stan­den«, er­klär­te ich schmun­zelnd. »Miß Edel­gas ist üb­ri­gens gar nicht schlecht.«
    »Amü­sie­ren Sie sich nur auf mei­ne Kos­ten, Ma­jor. Ich bin schon dar­an ge­wöhnt, daß so­gar äl­te­re

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