Vorsicht Niemandsland
»Radio-Serologie«, angegliedert hatte.
Mir lief es kalt über den Rücken, als ich diese Aufschriften las. Was man hier alles ausgebrütet hatte, war glücklicherweise noch nie angewendet worden.
Immerhin hatten unsere Fachwissenschaftler Erfahrungen gewonnen, die uns nun zugute kommen mußten. Besonders die Abteilung »Radio-Serologie« war speziell darauf eingerichtet, Veränderungen des Blutserums nach Einwirkung künstlich gezüchteter Erreger festzustellen.
Noch vor zwei Jahren hatte man mit einem Konflikt zwischen den Völkern der Erde rechnen können. Was lag näher, als für einen eventuellen Bakterienkrieg die entsprechenden Bekämpfungsabteilungen zu schaffen! Unsere Fachleute beschäftigten sich längst nicht mehr mit bekannten Krankheitserregern. Sie arbeiteten seit Jahren mit radiologisch mutierten oder modifizierten Mikrolebewesen, gegen die normale Viren harmlos und nichtig wirkten.
Der Begleitoffizier aus dem militärischen Korps der GWA deutete stumm auf die weiße Schiebetür, vor der zwei Männer in engen Kunstfaserkombinationen der Einsatztruppe standen. Die durchgeladenen Maschinenkarabiner und die leuchtenden kleinen Lampen an den Außenwülsten der Funkhelme redeten eine deutliche Sprache.
Hier unten herrschte wieder einmal Alarmstufe I, was mit einer zwangsläufigen Verschärfung der ohnehin strengen und weitreichenden Sicherheitsvorkehrungen verbunden war.
Ich zeigte meine rötlich flimmernde ID-Marke aus dem unnachahmlichen »Lunarium« -Element und nannte meine Kodenummer. Außerdem mußte ich den elektromagnetisch beschrifteten Kontrollstreifen des Eingangsroboters vorweisen.
Nachdem eine Lautsprecherstimme ihr »Ja« gesprochen hatte, durfte ich eintreten. Meine Gesichtshaut unter der reichlich groben Dienstmaske begann zu jucken, denn diese einfachen Kunststoffgebilde bestanden nicht aus lebendem Gewebe, wie man es bei unseren hochwertigen Einsatzfolien verwendete.
Im Vorraum zu einem der geheimnisumwitterten Säle der Radio-Abteilung begrüßte mich ein aktiver Kollege mit stummem Kopfnicken. Ich reagierte mit einer offenbar verfänglich wirkenden Grimasse, die bei ihm Mißtrauen auslöste. Das war nicht verwunderlich, wußte er doch nichts von dem starken Juckreiz, der mich plagte.
»Fehlt Ihnen etwas, Sir?« erkundigte sich der Mann. »Sie sind Major HC-9, ja?«
»Wenn Sie das mittlerweile noch nicht wissen, wäre es langsam an der Zeit«, erwiderte ich ärgerlich. »Was ist hier unten eigentlich los? So oft bin ich noch nie kontrolliert worden. Hier, sehen Sie sich nochmals meinen Streifen an.«
»Entschuldigen Sie«, wehrte er leise ab. »Sir, seitdem der Chef diesen Bazillenträger ins Zentrum bringen ließ, sind die Nerven der Leute äußerst angespannt. Ich war dabei, als sie ihn nach unten schafften. Oben im HQ haben wir ihn erst einmal in einen hermetisch schließenden Raumanzug gesteckt, den wir dann von außen desinfizierten.«
»Oh!« stöhnte ich, da ich mir gut vorstellen konnte, was Hendrik Kosterna erlebt hatte. Erst mein Strahlschuß und dann noch die Entgiftung!
»Mitsamt dem Raumanzug ist er danach in einen Spezialbehälter gekommen, der bis zum Rand mit einer Säurelösung angefüllt war. Professor Thoman meinte, dieses Zeug müßte sogar die Mars-Erreger abtöten, obwohl wir noch gar nicht wissen, ob es sich um Erreger im Sinne des Wortes handelt. Die Biologen sind anderer Ansicht. Sie reden von einer eiweißfremden Lebensform, oder was weiß ich. Andere meinen, die ganze Sache …«
»Hören Sie auf«, unterbrach ich ihn
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