Vorsicht Niemandsland
gleichzeitig in meinem Leuchtvisier auf. Er gab sich keine sonderliche Mühe, den Körper besser abzudecken.
Ehe er erneut schießen konnte, gab ich den Kontakt. Der schwere Schockstrahler in meinen Armen entlud sich mit einer donnerartigen Geräuschentwicklung. Der grelle Blitz zuckte vor, hüllte den Fuß der Apparatur ein und umfing dann die sichtbare Körperpartie des Kranken, der im gleichen Sekundenbruchteil wie von unsichtbaren Gewalten hinter seiner Deckung hervorgeschleudert wurde.
Als sich das Grollen des Energieschusses verlief, lag Hendrik Kosterna in eigenartig verkrümmter Haltung auf dem Boden. Er bewegte keinen Finger mehr. Ich wußte, daß die totale Lähmung seines Nervensystems nur eine halbe Stunde anhalten konnte. Bei diesem Mann war es uns endlich gelungen, seinem selbstmörderischen Drang zuvorzukommen.
Als wir uns vorsichtig über ihn beugten, sahen wir in weit aufgerissene Augen. Er konnte jedes Wort hören, wahrscheinlich auch verstehen, nur vermochte er sich nicht zu bewegen.
»Auf keinen Fall anfassen«, beschwor mich Major Wulfer. »Wenn das Teufelsding auch großartig gewirkt hat, so dürfte es wohl kaum die Erreger vernichtet haben. Hören Sie, wie arbeitet die Waffe eigentlich?«
Ich ließ die Frage vorerst unbeantwortet, da in diesem Moment die Ärzte unseres wissenschaftlichen Teams herbeieilten. Meine Arbeit war getan. Nun hatten die Mediziner das Wort.
Ich drehte mich langsam nach Wulfer um, der mit einer derben Verwünschung die Zigarette fallen ließ. Mit einem stahlfesten Kugelhelm über dem Kopf konnte man wirklich schlecht rauchen.
»Wenn ich Ihnen das sagen könnte, Major, wäre mir entschieden wohler«, nahm ich unser Gespräch wieder auf. »Ich …!«
Mein Satz blieb unvollendet.
»Major HC-9 sofort zur Desinfizierung«, dröhnte es in meinem Helmlautsprecher auf. »Suchen Sie den Spezialwagen auf. Schutzanzug nicht ablegen, bis Sie bestrahlt sind.«
Ich ging mit schleppenden Schritten auf den Desinfektionswagen zu. Als ich ihn betrat, dachte ich über Ursachen und Wirkung nach. Ich konnte mir nicht helfen – aber Hendrik Kosterna gehörte mein Mitgefühl. Was mochte man mit ihm angestellt haben?
2.
Als mir vor einigen Jahren ein genialer Gehirnchirurg den Schädel öffnete und in meinem Großhirn einen winzigen Nervenstrang durchtrennte, war ich durch eine Hölle gegangen. Nach meiner Genesung hatte ich erfahren, daß man mich gerade noch von der Schwelle zum Wahnsinn hatte zurückholen können.
Der erfolgreich verlaufenden Operation hatte ich meine totale Unempfindlichkeit gegen jede Art von Willensbeeinflussung zu verdanken. Man konnte mich weder mit den härtesten Drogen noch durch hypnotische oder suggestive Maßnahmen geistig ausschalten.
Es war nicht angenehm gewesen, was man uns Freiwilligen aus dem Einsatzkorps der Wissenschaftlichen-Abwehr damals zugemutet hatte. Außer mir hatte nur noch ein Mann diesen Eingriff überstanden. Von da an hatte man uns solche Aufgaben übertragen, denen die Kollegen mit einem noch normalen und unveränderten Gehirn nicht gewachsen waren. Im Zeitalter der hochentwickelten parapsychischen Wissenschaften war die gewonnene Immunität überaus wichtig.
Inzwischen hatte ich die seinerzeit erduldeten Qualen nahezu vergessen, bis sie mich gestern in den Desinfektionswagen schoben.
Die Gesichter unserer Wissenschaftler hatten hinter den dicken Kunststoffwänden geleuchtet, die außerdem unter einer ständigen harten Ultraviolett-Strahlung standen.
Meine Anweisungen hatte ich über Funksprech erhalten. Die
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