Vorsicht Niemandsland
sie nicht mehr benötigt wurden – unter schwierigsten Umständen desinfiziert werden. Da einige der Maschinen die Säure nicht vertrugen, konnten sie aus dem Isolierzimmer nicht mehr entfernt werden. Deshalb waren Wächter anwesend, die darauf achteten, daß der Patient sich nicht zu einer Unbesonnenheit hinreißen ließ.
Ich konnte nur den Kopf schütteln, als mir diese Tatsachen erklärt wurden. Andererseits bestand die Gefahr, daß das Forschungszentrum der GWA verseucht wurde. Wir konnten überhaupt nicht vorsichtig genug sein.
Hendrik Kosterna machte einen völlig niedergeschlagenen und apathischen Eindruck. Er reagierte auf keine Frage, auf keine Berührung. Nur manchmal bewegte er teilnahmslos den Kopf.
Seine Selbstmordabsichten schien er aufgegeben zu haben, nachdem er kurz nach der Einlieferung versucht hatte, sich mit einem chirurgischen Skalpell die Pulsadern zu öffnen. Wir hatten ihm zu seiner Sicherheit elastische Kunststoffesseln anlegen müssen. Die breiten Binden an Hand- und Fußgelenken verursachten ihm keine Schmerzen, aber er konnte sich nur noch begrenzt bewegen.
Ich hatte erfahren, daß man ihn schon seit sechsunddreißig Stunden fast ununterbrochen untersuchte. Seine rätselhafte Immunität war für unsere Wissenschaftler eine Erfahrung, die sie noch nicht gemacht hatten. Sein Blutbild, in dem sich etwas hätte zeigen müssen, war völlig einwandfrei.
Unter dem fünfhunderttausendfach vergrößernden Ultra-Elektronenmikroskop waren mit dem Ultraschall-Mikroschneider Zellkernschnitte vorgenommen worden. Das blutbildende Knochenmark hatte sich ebenfalls als völlig normal erwiesen. Sämtliche Lebensfunktionen liefen einwandfrei ab.
Dann hatte der afrikanische Biophysiker, Professor Negete Ngumolo, eine winzige, kaum meßbare Veränderung in der Mitosestrahlung festgestellt. Das war unsere bisher bedeutsamste Entdeckung.
Bei der mitogenetischen Strahlung handelte es sich um einen Strahlungseffekt elektromagnetischer Art, der beispielsweise bei der Zellteilung entstand.
Danach hatte sich noch der Physiologe Dr. Bender mit einem weiteren Versuch eingeschaltet. Nachdem Kosternas organische Funktionen völlig einwandfrei waren, hatte Bender den sogenannten Primaten-Test durchgeführt. Es hatte sich erwiesen, daß Hunde, Katzen und andere Säugetiere nicht infiziert wurden. Sie liefen noch immer frisch und munter in der Isolierstation herum. Dagegen hatten zwei Menschenaffen, Schimpansen aus einem Zoo der Afrikanischen-Allianz, schon nach sechs Stunden die ersten Seuchensymptome gezeigt.
Dr. Bender hatte daraufhin die Theorie aufgestellt, der unbekannte Erreger könnte nur Säugetiere mit entwickeltem Großhirn befallen. Nun, der Mensch gehörte dazu. Er hatte das ausgeprägteste Großhirn aller Primaten.
Soweit waren wir also mit den Untersuchungen gekommen. Seit heute früh hatte sich das Interesse unserer Experten aus allen Fachgebieten auf das Hirn des Bazillenträgers konzentriert.
Ich stand neben dem Alten. General Reling erschien ruhig und ausgeglichen. Wer ihn jedoch genau kannte, dem verrieten die unmerklich zuckenden Mundwinkel genug. Der Chef konnte sich großartig beherrschen, das hatten wir in schwierigsten Situationen erlebt.
Mich konnte er jedoch nicht täuschen. Als ich die Falten auf seiner Stirn bemerkte, wußte ich, daß in ihm ein seelisches Chaos tobte.
Verwunderlich war es nicht. Nach den letzten Meldungen aus den Katastrophengebieten der Erde sah die Lage verheerend aus. Allein in den Staaten gab es acht
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