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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sie nicht mehr be­nö­tigt wur­den – un­ter schwie­rigs­ten Um­stän­den des­in­fi­ziert wer­den. Da ei­ni­ge der Ma­schi­nen die Säu­re nicht ver­tru­gen, konn­ten sie aus dem Iso­lier­zim­mer nicht mehr ent­fernt wer­den. Des­halb wa­ren Wäch­ter an­we­send, die dar­auf ach­te­ten, daß der Pa­ti­ent sich nicht zu ei­ner Un­be­son­nen­heit hin­rei­ßen ließ.
    Ich konn­te nur den Kopf schüt­teln, als mir die­se Tat­sa­chen er­klärt wur­den. An­de­rer­seits be­stand die Ge­fahr, daß das For­schungs­zen­trum der GWA ver­seucht wur­de. Wir konn­ten über­haupt nicht vor­sich­tig ge­nug sein.
    Hen­drik Kos­ter­na mach­te einen völ­lig nie­der­ge­schla­ge­nen und apa­thi­schen Ein­druck. Er rea­gier­te auf kei­ne Fra­ge, auf kei­ne Be­rüh­rung. Nur manch­mal be­weg­te er teil­nahms­los den Kopf.
    Sei­ne Selbst­mord­ab­sich­ten schi­en er auf­ge­ge­ben zu ha­ben, nach­dem er kurz nach der Ein­lie­fe­rung ver­sucht hat­te, sich mit ei­nem chir­ur­gi­schen Skal­pell die Puls­adern zu öff­nen. Wir hat­ten ihm zu sei­ner Si­cher­heit elas­ti­sche Kunst­stof­fes­seln an­le­gen müs­sen. Die brei­ten Bin­den an Hand- und Fuß­ge­len­ken ver­ur­sach­ten ihm kei­ne Schmer­zen, aber er konn­te sich nur noch be­grenzt be­we­gen.
    Ich hat­te er­fah­ren, daß man ihn schon seit sechs­und­drei­ßig Stun­den fast un­un­ter­bro­chen un­ter­such­te. Sei­ne rät­sel­haf­te Im­mu­ni­tät war für un­se­re Wis­sen­schaft­ler ei­ne Er­fah­rung, die sie noch nicht ge­macht hat­ten. Sein Blut­bild, in dem sich et­was hät­te zei­gen müs­sen, war völ­lig ein­wand­frei.
    Un­ter dem fünf­hun­dert­tau­send­fach ver­grö­ßern­den Ul­tra-Elek­tro­nen­mi­kro­skop wa­ren mit dem Ul­tra­schall-Mi­kroschnei­der Zell­kern­schnit­te vor­ge­nom­men wor­den. Das blut­bil­den­de Kno­chen­mark hat­te sich eben­falls als völ­lig nor­mal er­wie­sen. Sämt­li­che Le­bens­funk­tio­nen lie­fen ein­wand­frei ab.
    Dann hat­te der afri­ka­ni­sche Bio­phy­si­ker, Pro­fes­sor Ne­ge­te Ng­u­mo­lo, ei­ne win­zi­ge, kaum meß­ba­re Ver­än­de­rung in der Mito­se­strah­lung fest­ge­stellt. Das war un­se­re bis­her be­deut­sams­te Ent­de­ckung.
    Bei der mito­ge­ne­ti­schen Strah­lung han­del­te es sich um einen Strah­lungs­ef­fekt elek­tro­ma­gne­ti­scher Art, der bei­spiels­wei­se bei der Zell­tei­lung ent­stand.
    Da­nach hat­te sich noch der Phy­sio­lo­ge Dr. Ben­der mit ei­nem wei­te­ren Ver­such ein­ge­schal­tet. Nach­dem Kos­ter­nas or­ga­ni­sche Funk­tio­nen völ­lig ein­wand­frei wa­ren, hat­te Ben­der den so­ge­nann­ten Pri­ma­ten-Test durch­ge­führt. Es hat­te sich er­wie­sen, daß Hun­de, Kat­zen und an­de­re Säu­ge­tie­re nicht in­fi­ziert wur­den. Sie lie­fen noch im­mer frisch und mun­ter in der Iso­lier­sta­ti­on her­um. Da­ge­gen hat­ten zwei Men­schen­af­fen, Schim­pan­sen aus ei­nem Zoo der Afri­ka­ni­schen-Al­li­anz, schon nach sechs Stun­den die ers­ten Seu­chen­sym­pto­me ge­zeigt.
    Dr. Ben­der hat­te dar­auf­hin die Theo­rie auf­ge­stellt, der un­be­kann­te Er­re­ger könn­te nur Säu­ge­tie­re mit ent­wi­ckel­tem Groß­hirn be­fal­len. Nun, der Mensch ge­hör­te da­zu. Er hat­te das aus­ge­präg­tes­te Groß­hirn al­ler Pri­ma­ten.
    So­weit wa­ren wir al­so mit den Un­ter­su­chun­gen ge­kom­men. Seit heu­te früh hat­te sich das In­ter­es­se un­se­rer Ex­per­ten aus al­len Fach­ge­bie­ten auf das Hirn des Ba­zil­len­trä­gers kon­zen­triert.
    Ich stand ne­ben dem Al­ten. Ge­ne­ral Re­ling er­schi­en ru­hig und aus­ge­gli­chen. Wer ihn je­doch ge­nau kann­te, dem ver­rie­ten die un­merk­lich zu­cken­den Mund­win­kel ge­nug. Der Chef konn­te sich groß­ar­tig be­herr­schen, das hat­ten wir in schwie­rigs­ten Si­tua­tio­nen er­lebt.
    Mich konn­te er je­doch nicht täu­schen. Als ich die Fal­ten auf sei­ner Stirn be­merk­te, wuß­te ich, daß in ihm ein see­li­sches Cha­os tob­te.
    Ver­wun­der­lich war es nicht. Nach den letz­ten Mel­dun­gen aus den Ka­ta­stro­phen­ge­bie­ten der Er­de sah die La­ge ver­hee­rend aus. Al­lein in den Staa­ten gab es acht

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