Vorsicht Niemandsland
veränderte Mitosestrahlung des Kranken hatte zu einigen waghalsigen Theorien geführt, die das »Gedächtnis« wohl inzwischen einkalkuliert hatte.
Das Robotgehirn begann mit seinem Bericht. Schon die ersten Worte der mechanischen Sprachelemente gaben mir einen Schock.
»Die vor vierunddreißig Minuten an mein Gedächtniszentrum übermittelten Grunddaten des Ministerpräsidenten der Afrikanischen Allianz haben keine Änderung der bereits vorliegenden Endergebnisse über den Fall ›Niemandsland‹ bewirkt«, gaben die Lautsprecher bekannt. »Die logistischen Grundlagen für die ermittelten Endwerte wurden bestätigt. Zu Ihrer Information bin ich gezwungen, den Filmstreifen des Afrikanischen Raumjagd-Kommandos vorzuführen. Sie werden gebeten, die erklärenden Hinweise zu beachten.«
Unsere beweglichen Sitze drehten sich automatisch um fünfundvierzig Grad. Die große Bildfläche des Gehirns tauchte in unserem Blickfeld auf.
Die enge Kanzel eines kleinen Raumjägers wurde sichtbar. Es war das Spaltstoff-Plasma-Modell von Professor Dr. Dr. Emanuel Scheuning. Das dunkle Gesicht des Raumpiloten wurde hinter dem Druckhelm des Raumanzuges erkennbar.
»Captain Jusef el Hamid, Chef der 8. Raumjägerstaffel«, berichtete der Robot. »Selbstaufnahme durch automatische Kamera. Der Jäger befand sich in diesem Augenblick auf einer Fünfstunden-Kreisbahn im freien Raum. Die Ortung des fremden Flugobjektes durch Captain el Hamid erfolgte 12.23 Uhr, 14. November 2005. Captain el Hamid benachrichtigte über Sprechfunk die amerikanische Raumstation Terra II. Von dort aus wurden kampfkräftige Einheiten der Vereinten-Raumflotte zum Ortungsgebiet befohlen.«
Ich traute meinen Augen nicht mehr! Die dreidimensionalen und farbigen Aufnahmen zeigten die im Sonnenlicht glitzernden Raumjäger der afrikanischen Staffel. Die einsitzigen Maschinen hoben sich klar vom samtschwarzen Hintergrund des Weltraumes ab.
Augenblicke später blendete das Bild um. Das »Gedächtnis« erklärte dazu:
»Umschaltung der Kamera auf Fern-Objekttaster ist erfolgt. Bildliche Darstellung des angestrahlten Fremdkörpers wurde möglich in Entfernung achtundneunzigtausend Kilometer.«
Wir erblickten das feuerspeiende Heck eines Raumschiffes in bekannter Skelett-Bauweise. Es war ein typischer Transporter, der infolge seiner konstruktiven Merkmale niemals in die Atmosphäre der Erde eintauchen konnte. Das tragende Gittergerüst mit den darin aufgehängten Transport- und Kabinenbehältern wäre in Sekundenbruchteilen zerrissen worden. Diese Schiffe eigneten sich jedoch um so besser für den Einsatz im absoluten Vakuum des Raumes.
»Transporter der europäischen Pluto-Klasse«, erläuterte der Robot. »Das Schiff verzögerte seine Fahrt nach den vorhandenen Rechenergebnissen der Objekttaster mit einem Bremsbeschleunigungswert von 1,3 Gravos. Das Heck mit dem Plasma-Triebwerk ist gegen die Fahrtrichtung gedreht. Captain el Hamid ruft den Transporter über Funk an. Entfernung zu diesem Zeitpunkt zweiunddreißigtausend Kilometer. Nach Angabe der Funksprechmeldung schwenkt das Schiff mit einer Endfahrt von 6,856 Kilometer pro Sekunde zur ersten Kreisbahn-Ellipse ein. Der Anruf des Captains wird nicht beantwortet.«
»Jetzt passen Sie auf«, meinte der vor mir sitzende Afrikaner. »Äußerst seltsam, denke ich. Passen Sie auf!«
Ich beugte mich erwartungsvoll vor. Das große Bild war derart naturgetreu, als nähme man unmittelbar an den Geschehnissen teil.
Der Transporter der Pluto-Klasse war nun
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