Vorsicht Niemandsland
folgerichtig auszuwerten, ist mit einem offenen Konflikt zwischen Erde und Venus zu rechnen. Dabei wirft sich die noch unlösbare Frage auf, ob das metabolische, zellverformende Leben auf Venus auch dort entstanden ist. Da es der irdischen Raumfahrt verboten wurde, Venus durch unbemannte Raumsonden zu erforschen, stehen mir zur Klärung dieser Probleme nicht die entsprechenden Grunddaten zur Verfügung.«
Diese Erklärung war wieder mehr als typisch für das »Gedächtnis«. Das Riesenrobotgehirn übersah nichts. Es warf Probleme auf, an die unsere fähigsten Leute noch nicht gedacht hatten.
Nach einer kurzen Pause fuhr das »Gedächtnis« fort:
»Ich verweise auf den Bombenangriff der inzwischen besiegten Intelligenzen vom vierten Planeten der Sonne Deneb. Venus wurde vor einem Dreivierteljahr durch ein denebisches Raumschiff angegriffen und mit Kernbomben belegt. Die Folgerungen sind klar: Die Überlebenden eines fremden galaktischen Volkes kannten die auf Venus heimische Gefahr. Durch den Einsatz der GWA wurde der Schlag gegen Venus zum größten Teil vereitelt. Konsequenz: Nach der Durchrechnung von achtunddreißig Millionen Möglichkeiten klärt sich der ›Fall Niemandsland‹. Die Marsseuche ist nicht identisch mit Erregern, die schon immer auf dem Mars heimisch waren. Ich bitte um die Beachtung meiner Kontrollberechnungen vom 3. November 2005. Daraus geht hervor, daß das marsianische Leben niemals unter einer solchen Krankheit zu leiden hatte. Die nahe Verwandtschaft dieses Volkes mit den Menschen ist erwiesen. Desgleichen haben sich unter Berücksichtigung aller bekannten Fakten über die denkenden Wesen aus dem System der Sonne Deneb Tatsachen ergeben, die im Zuge meiner Endresultate wichtig sind. Im Krieg zwischen Deneb und Mars vor etwa 187.000 Jahren irdischer Zeitrechnung wurden keine bakteriologischen Waffen eingesetzt. Es ist ausgeschlossen, daß es sich bei den Erregern der Marsseuche um gefährliche Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten handelt.«
Der Robot zeigte einen kurzen Film, in dem das Verhör des letzten Denebers vorgeführt wurde. Dann kam das, was ich inzwischen längst ahnte. Die Resultate waren niederschmetternd.
»Die Infizierung der Bazillenträger erfolgte nicht zufällig, sondern gezielt: Das Verhalten des Paters Fernando zeugt für das planmäßige Eingreifen einer fremden Macht, deren Bestreben in der Lahmlegung der menschlichen Kampfkraft liegt. Pater Fernando war gezwungen, seine Funknachricht unter größter Lebensgefahr abzustrahlen. Unter Einkalkulierung der bekannten Daten über die psychischen Reaktionen der Venus-Intelligenzen wird mit 95prozentiger Gewißheit festgestellt, daß eine unauffällige Eroberung des Roten Planeten erfolgt ist. Es ist wahrscheinlich, daß die wichtigsten Kommandostellen der vereinten Erdtruppen von Zellverformen übernommen worden sind. Pater Fernando ist relativ gesund; es ist jedoch möglich, daß er ebenfalls infiziert worden ist. Ich gebe zu bedenken, daß der offene und sichtbare Ausbruch der Infektionskrankheit unter Umständen einer sauerstoffreichen Atmosphäre bedarf. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich die Krankheit unter den veränderten Umweltbedingungen des Mars verkapselt. Eine scheinbare Immunität könnte die Folge sein.«
Ich hörte das erregte Flüstern unserer Wissenschaftler. Es war ungeheuerlich, welche Probleme das »Gedächtnis« aufwarf.
»Nach Auswertung aller Möglichkeiten ist das Eingreifen der Venus-Intelligenzen mit hundertprozentiger Sicherheit
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