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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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zu war­ten, da man dem »Ge­dächt­nis« so­eben völ­lig neue Da­ten in die Speicher­bän­ke ge­ben wer­de.
    Wir hat­ten al­so ge­war­tet. Mei­ne in­ne­re Un­ru­he war stän­dig ge­stie­gen. Auch Ta­ly schi­en sich nicht be­son­ders wohl zu füh­len. Ih­re fra­gen­den Bli­cke hat­te ich nur mit ei­nem hilflo­sen Schul­ter­zu­cken be­ant­wor­ten kön­nen.
    Jetzt sah sie ge­spannt nach vorn. Sie hat­te noch nie ei­nem Iden­ti­fi­zie­rungs­test durch das »Ge­dächt­nis« bei­ge­wohnt.
    Als sich die De­tek­tor­hau­be nach oben schob und Re­lings Kopf wie­der voll sicht­bar wur­de, frag­te sie ver­stört:
    »Was soll das be­deu­ten? Ist das im­mer so?«
    »Nur bei schwer­wie­gen­den Fäl­len«, flüs­ter­te ich zu­rück. »Das Ge­hirn hat ei­ni­ge Hem­mungs­schal­tun­gen er­hal­ten. So­bald sei­ne End­er­geb­nis­se die Si­cher­heit der Er­de be­tref­fen, wird es nur auf Re­lings Fra­gen ant­wor­ten. Sei­ne In­di­vi­du­al­schwin­gun­gen sind in den Speicher­bän­ken ent­hal­ten. Doch schwei­gen Sie nun.«
    »Sie wer­den als be­rech­tig­ter Fra­ge­stel­ler ak­zep­tiert, Sir«, drang es un­mo­du­liert aus den Laut­spre­chern. »Nach Hem­mungs­schal­tung E-12 bin ich ver­pflich­tet. Sie wäh­rend der Fra­ge­stel­lung im Be­reich mei­ner Kon­troll­or­ga­ne zu hal­ten. Sie wer­den ge­be­ten, auf der ID-Platt­form zu ver­blei­ben.«
    Bläs­se über­zog Ta­lys Ge­sicht. Sie sah mich ver­wirrt an. Die­se Re­ak­ti­on hat­te ich auch bei an­de­ren Leu­ten schon er­lebt. Es war für den den­ken­den Men­schen nicht ein­fach, die Mam­mut­ma­schi­ne in die­ser Form spre­chen zu hö­ren. Al­lein die Um­set­zung der elek­tro­ni­schen und po­sitro­ni­schen Re­chen­im­pul­se in ein­wand­frei ver­ständ­li­che Lau­te war ein Meis­ter­werk der Ky­ber­ne­tik. Al­ler­dings wuß­te ich, daß der Ro­bo­ter trotz sei­ner un­ge­heu­ren Leis­tungs­fä­hig­keit nicht in der La­ge war, tat­säch­lich in­di­vi­du­ell zu den­ken und zu han­deln. Was er mit Hil­fe sei­ner künst­li­chen Stimm­band-Mo­du­la­to­ren über die Laut­spre­cher be­kannt­gab, war ein Pro­dukt von Re­chen­er­geb­nis­sen, mit de­ren Grund­da­ten wir ihn vor­her ge­füt­tert hat­ten.
    Den­noch war es ver­blüf­fend, das »Ge­dächt­nis« spre­chen zu hö­ren. Es er­weck­te in der Tat den Ein­druck, als könn­te es wirk­lich den­ken.
    Die ro­ten Lam­pen über der ge­wölb­ten Kunst­stoff­ver­klei­dung leuch­te­ten auf.
    »Emp­fangs­be­reit, Sir«, ver­kün­de­ten die Laut­spre­cher.
    Ich sah zu un­se­ren hoch­s­pe­zia­li­sier­ten Tech­ni­kern an den Schalt­pul­ten hin­über, die die­se gi­gan­ti­sche Ma­schi­ne her­vor­ra­gend be­herrsch­ten.
    Re­ling saß be­we­gungs­los auf dem klei­nen Hocker in­mit­ten der Iden­ti­fi­zie­rungs-Platt­form. Dicht vor ihm be­fan­den sich die me­cha­ni­schen Kon­troll­or­ga­ne des Ro­bot­ge­hirns.
    »Be­trifft Fall ›Nie­mands­land‹«, sag­te der Al­te deut­lich in die Auf­nah­me­mi­kro­pho­ne.
    Ich fuhr zu­sam­men. Es war ein Wort ge­fal­len, mit dem ich nur in­stink­tiv et­was an­fan­gen konn­te. Re­ling gab ei­ni­ge An­wei­sun­gen, die mir auch nicht ganz klar er­schie­nen, aber ich er­kann­te, daß man be­reits groß­ar­ti­ge Vor­ar­beit ge­leis­tet hat­te.
    Der vor mir sit­zen­de Afri­ka­ner wand­te den Kopf. Sein an­ge­deu­te­tes Lä­cheln er­schi­en mir viel­sa­gend. Sei­ne Uni­form wies ihn als Ge­heim­dien­st­of­fi­zier der »Afri­ka­ni­schen Al­li­anz« aus. Was wuß­te der Mann? Sein kur­z­es Ni­cken konn­te al­les und nichts be­deu­ten. Si­cher­lich war er aber über mich in­for­miert. Mei­ne vor­schrifts­mä­ßi­ge Dienst­mas­ke kam mir in dem Au­gen­blick mehr als frag­wür­dig vor. Die Ver­ord­nung über das Tra­gen sol­cher Fo­li­en stamm­te noch aus den Zei­ten des ge­gen­sei­ti­gen Miß­trau­ens, das wir in­zwi­schen glück­li­cher­wei­se über­wun­den hat­ten.
    Ich wink­te dem Afri­ka­ner zer­streut zu. Mei­ne Ge­dan­ken be­schäf­tig­ten sich mit sei­nem Lands­mann, Pro­fes­sor Ne­ge­te Ng­u­mo­lo, des­sen Re­fe­rat mir noch im­mer im Kopf her­um­ging. Die

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