Vorsicht Niemandsland
überzeugt? Ich überlegte.
Womit hatte sie ihn überzeugt? Das war beim Chef gar nicht so einfach. Dr. Tantaly Neon erschien mir geheimnisvoller als je zuvor.
»Von ihm werden wir kaum etwas erfahren können«, meinte sie mit einem Blick zum Krankenraum. »Kosterna hat etwas erlebt, das wir auf dem sicheren Boden des Planeten Erde niemals ergründen werden. Ich möchte wissen, wie das alles enden soll. Sie sollten mir etwas Vertrauen schenken, Major HC-9!«
Ich wich ihrem klaren Blick aus.
»Gehen wir«, sagte ich. Plötzlich sehnte ich mich nach frischer Luft und dem Genuß einer Zigarette. »Draußen werden wir die Schutzanzüge doch wohl ablegen können, oder?«
»Erst desinfizieren, Major!«
»Schon wieder?« stöhnte ich. »Nur das nicht.«
»Beruhigen Sie sich, jetzt ist es harmlos. Der Test mit Ihnen diente nur dem Zweck, zu erfahren, wo die Grenze liegt. Unsere D-Säure hat sich als ideales Mittel erwiesen. Die Dämpfe vernichten jeden Erreger, sogar solche, die nicht auf unserer Erde entstanden sind. Dort hinein, die Kabine reicht für zehn Personen.«
4.
Die Leute, die in dem kreisförmig gestalteten Raum saßen, waren vor achtundvierzig Stunden in Schutzhaft genommen worden. Das bedeutete, daß sie das GWA-Zentrum nicht eher verlassen durften, bis die Möglichkeit eines ungewollten Verrates ausgeschaltet war.
Da wir nicht wußten, mit welchen Gegnern wir es zu tun hatten, blieb uns keine andere Wahl, als zu dieser unerfreulichen Maßnahme zu greifen.
Es gab jedoch niemand, der sich dagegen aufgelehnt hätte. Die Situation war zu ernst.
Natürlich stand es den Frauen und Männern jederzeit frei, mit ihren Dienststellen und Forschungszentren per Bildsprech in Verbindung zu treten. Vorsichtshalber mußten wir nur verhindern, daß sie vor der Lösung unserer Probleme das Zentrum verließen. Sie hatten bereits zu viel von dem geplanten Einsatz erfahren. Es wäre mehr als gefährlich gewesen, sie zu entlassen.
Ich sah mich in dem großen Raum um. Außer den bekannten Wissenschaftlern entdeckte ich zahlreiche Geheimdienstoffiziere aus Großasien, Europa und Afrika. Auch die Russen waren vertreten. Wir hatten eine Welt-Abwehrzentrale unter dem Vorsitz von General Reling geschaffen.
Die Männer, die diesem Gremium angehörten, besaßen weitreichendste Vollmachten. Ich wußte mich in ihrer Obhut gut aufgehoben, zumal wir nun einen Fall zu bewältigen hatten, den es seit Bestehen der Menschheit noch niemals gegeben hatte!
Unser Chef hatte sich bereit erklärt, die anderen Abwehr- und Geheimdienstoffiziere in unser Planungssystem einzuweihen und infolgedessen den kommenden Einsatz mit den führenden Leuten aus allen Erdteilen gemeinsam besprochen.
Ich wußte noch nichts, da man wieder einmal nach dem Grundsatz handelte, die aktiven Agenten erst dann mit den Daten zu belasten, wenn alle Nebensächlichkeiten ausgeschieden waren. Das war nun anscheinend geschehen, oder wir wären nicht in die Schaltzentrale des Robotgehirns befohlen worden.
Dr. Tantaly Neon saß dicht neben mir. Drüben, unmittelbar vor dem sichtbaren Teil des positronischen Gehirns, stand General Reling auf der Identifizierungs-Plattform.
Die Endberechnungen des Roboters wären bereits vor einer halben Stunde fällig gewesen. Im letzten Augenblick hatte der Chef einen dringenden Anruf aus Kongo-City erhalten. Nach der geflüsterten Meldung eines afrikanischen Verbindungsoffiziers war der Alte aus dem Raum gestürzt.
Kurz danach hatte uns der Leitende Ingenieur der Roboterzentrale in sehr vager Weise angedeutet, wir hätten mindestens noch eine halbe Stunde
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