Vorsicht Niemandsland
gegeben. Die durch Professor Negete Ngumolo festgestellten Veränderungen in der Mitosestrahlung des Bazillenträgers sind beachtlich. Ich verweise die Wissenschaft auf meine Unterlagen über die Metabolik der Venusier. Es sollte geklärt werden, ob die Krankheit tatsächlich durch Erreger im bekannten Sinne hervorgerufen wird. Es liegt nicht in meiner Macht, darüber klare Auskünfte zu geben.
Endfolgerungen: Es ist unerläßlich, sofort geeignete GWA-Agenten zum Mars zu schicken. Verbindungsaufnahme mit Pater Fernando ist wahrscheinlich möglich. Ich rate dem Chef der GWA dringend, den Kommandierenden Offizier der irdischen Marsstützpunkte weiterhin ohne besondere Informationen zu lassen. Der Offizier darf nicht darüber aufgeklärt werden, was inzwischen auf der Erde geschehen ist. Start- und Landeverbot für sämtliche Raumschiffe müssen zwar aufrechterhalten werden, aber eine diesbezügliche Nachricht sollte nicht zum Mars gefunkt werden. Es besteht die hundertprozentige Wahrscheinlichkeit, daß unbekannte Mächte sofort davon erfahren.«
Reling wurde in seinem schmalen Sitz hell angestrahlt. Bei den Worten des Robots sah ich den Chef dünn lächeln. Jetzt begriff auch ich plötzlich, wieso der europäische Raumtransporter in Erdnähe gekommen war!
»Der Abschuß der EUROPA beweist, daß die Venusier nicht ahnten, daß die einunddreißig Bazillenträger erkannt und gefaßt worden sind. Wohl ist es den metabolischen Intelligenzen bekannt, daß die Seuche auf der Erde Einzug gehalten hat. Sie versuchten heute erneut, einige Bazillenträger zu landen. Der Abschuß der EUROPA dürfte für die Fremden Probleme aufwerfen. Es ist fraglich, ob sie die Ursache richtig durchschauen. Dagegen spricht mit siebzigprozentiger Gewißheit die Tatsache, daß der Warnschuß unserer afrikanischen Raumjäger von der EUROPA-Besatzung mit heftigem Feuer erwidert wurde. Wir hatten allen Grund, den Transporter teilweise zu zerstören.
Der Einsatz hochqualifizierter Agenten sollte sofort erfolgen. Nähere Hinweise kann ich laut Hemmungsschaltung nicht geben. Ich verweise den Chef der GWA auf meine Einsatzberechnungen vom 12. November 2005.«
Der Lautsprecher schwieg. Ich wollte mich gerade erregt an den afrikanischen Verbindungsoffizier wenden, als das »Gedächtnis« nochmals zu einer Erklärung ansetzte. Sie betraf mich.
»Achtung, Detailberechnung«, dröhnte es durch den Raum. »General Reling wird dringend ersucht, die zum Marseinsatz vorgesehenen Personen nicht mit den üblichen Masken auszustatten. Die Biofolie wird von jedem Normalindividuum anerkannt werden, nicht aber von Lebewesen, deren Dasein auf metabolischen Stoffverbindungen aufgebaut ist. Eventuelle Kontrollen könnten zu einem katastrophalen Scheitern unserer Planung führen. Ende!«
Unsere Sitze schwenkten in die alte Stellung zurück. Das Licht flammte auf.
Der Chef trat langsam aus dem aufgleitenden Gitter der ID-Plattform. Seine Stimme klang so tief und dunkel wie immer.
»Meine Herren, das ›Gedächtnis‹ hat sich auf die allernotwendigsten Angaben beschränkt. Ich stelle Ihnen frei, die einzelnen Berechnungen im Detail nachzuprüfen. An den Angaben ist aber bestimmt nicht zu zweifeln. Die Wissenschaftler der GWA werden gebeten, ihre ausländischen Kollegen mit den Fällen ›CC-5 streng geheim‹ und ›Eliteeinheit Luna-Port‹ vertraut zu machen. Ich hoffe, daß sich daraus einige Anhaltspunkte ergeben. Die Speicherbänke des Robots stehen zu Ihrer Verfügung. Diesbezügliche Hemmungsschaltungen
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