Vorsicht Playboy
Geschirr ab und trug es zur Spüle, wo er es kurz unter den Wasserstrahl hielt, ehe er es in die
Geschirrspülmaschine stellte. “Wenn es so weit ist, lasse ich Sie’s als Erste wissen”, versprach er. “So”, er kam zu Kathryn zurück, “ich bin jetzt draußen.
Es hat aufgehört, zu schneien, und ich werde anfangen, die Wege freizuschaufeln. Wenn Sie Lust haben, können Sie mitmachen.”
Kathryn stand ebenfalls auf und schüttelte den Kopf. “Dazu gehört mehr Kraft als Verstand. Das ist Ihre Sache. Ich setze mich lieber wieder an den Computer.”
Sie schaffte es, liebenswürdig zu lächeln, und ließ Joel stehen.
Zurück im Arbeitszimmer, machte Kathryn sich jedoch nicht gleich über die Arbeit her, weil sie erst einmal überdenken musste, was Joel in der Küche gesagt hatte. Er war eiskalt entschlossen, keinerlei gefühlsmäßige Bindungen einzugehen. Erst nach einer Weile wurde ihr bewusst, dass das, was er soeben gesagt hatte, in sich widersprüchlich war. Er hatte eine wenig schmeichelhafte Meinung vom anderen Geschlecht. Frauen waren flatterhaft, verliebten und entliebten sich ständig. Ihre Gefühle waren so oberflächlich, dass sie es schnell verschmerzten, wenn jemand ihnen wehgetan hatte, sobald der nächste Liebhaber daherkam. Eine merkwürdige Einstellung für einen Mann, der wenig Vertrauen zu Frauen hatte, weil er glaubte, von ihnen nur als Geldmaschine betrachtet zu werden.
In Gedanken ließ Kathryn frühere Gespräche mit Joel an sich vorüberziehen.
Er hatte abgestritten, durch eine Frau zu dieser zynischen Einstellung gekommen zu sein, doch das nahm Kathryn ihm jetzt nicht mehr ab. Er wollte unverwundbar erscheinen, den Eindruck erwecken, dass nichts ihm wirklich etwas bedeutete. Dennoch hatte er wiederholt bewiesen, dass er kein gefühlskalter Mensch war. In Grunde seines Wesens war er ein warmherziger Mann, der auf vielfache Weise liebevoll und einfühlsam sein konnte. Warum versuchte er dann, solche Regungen zu überspielen? Weil er einmal sehr verletzt worden war und um jeden Preis verhindern wollte, dass ihm das wieder passierte?
Kathryn richtete sich auf. Das würde die scheinbaren Widersprüche erklären!
Joel hatte einer Frau einmal vertraut, und sie hatte ihn bitter enttäuscht. Seitdem verschanzte er sich hinter einem Schützpanzer, wie es andere in einem solchen Fall auch tun würden. Im Lauf der Jahre hatte er sich gefühlsmäßig so verhärtet, dass niemand ihn mehr verletzen konnte.
Das würde vieles erklären, aber es half Kathryn nicht weiter. Wenn sie Recht hatte, liebte sie einen Mann, der nie mehr lieben wollte. Doch sie besaß keine Waffen, um seinen Schutzpanzer zu durchbrechen … nur ihre Liebe. Wenn sie damit nicht zu ihm durchdringen konnte, würde nichts ihr helfen. Sie konnte ihn nicht zwingen, sie zu lieben, nur hoffen, dass er länger mit ihr zusammen sein wollte als nur einige Tage. Natürlich konnte sie auch auf ein Wunder hoffen, aber Wunder waren heutzutage selten. Sie musste sich der traurigen Wahrheit stellen: Nichts hatte sich geändert. Joel war in seiner Einstellung festgefahren, und es war zweifelhaft, ob er sich je ändern würde. Liebe fand nicht immer einen Weg.
Entmutigt musste Kathryn sich der Erkenntnis stellen, dass sie ihr eigenes Problem nicht lösen konnte. Deshalb sollte sie sich lieber wieder über Joels hermachen und versuchen, in Grays Datenbank einzudringen. Also schob Kathryn die trüben Gedanken beiseite und widmete sich konzentriert ihrer Aufgabe.
Immer wieder stieß sie auf ein unüberwindlich erscheinendes Hindernis, doch hartnäckig und mit allen ihr zur Verfügung stehenden Tricks versuchte sie, es zu umgehen. Nichts half, bis sie einen Geistesblitz hatte. Sie tippte die Kombination ein. Und plötzlich war der Bildschirm frei, und sie war drin.
Triumphierend gab Kathryn einen Suchbefehl ein und fand die Dateien erstaunlich schnell. Ganz offensichtlic h hatte Gray nicht erwartet, verdächtigt zu werden, oder dass Joel den Spieß umdrehen und es wie Magda machen würde.
Kathryn brauchte die Dateien nur auf Disketten herunterzuladen, Grays Daten und vorhandene Backups auf der Festplatte zu löschen, und die Arbeit war getan. Die Dateien auf Joels Computer wieder herzustellen war ein Kinderspiel.
Als Kathryn den Computer schließlich ausschaltete, konnte sie mit sich zufrieden sein.
Sie verschloss die Disketten in einer Schublade, stand auf und reckte sich.
Dann machte sie sich auf die Suche nach Joel, um ihm die
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