Vorstadtkrokodile 3 - Freunde für immer
darf momentan keine Besucher empfangen.«
Die Sessel im Büro des Direktors, in denen Jorgo und Hannes Platz genommen hatten, waren extrem niedrig. So waren sie gezwungen, zu Hartmann aufzublicken.
»Wir wollen ihn ja auch gar nicht besuchen«, stotterte Hannes. »Wir wollen ihn nur rausholen …«
Rausholen? Hatte Hartmann das richtig verstanden? Diese beiden Lausebengel wollten den Steffenhagen aus dem Gefängnis holen? Waren die übergeschnappt?
»Sein Bruder Frank ist krank«, versuchte Jorgo, die Situation näher zu erläutern.
»Das tut mir leid«, sagte Hartmann ungerührt. »Bestellt ihm gute Besserung im Namen der JVA .«
»Er hatte einen schweren Unfall und braucht jetzt eine Organspende von einem nahen Verwandten«, griff Hannes den Faden auf.
»… wegen der Abstoßungsrisiken«, ergänzte Jorgo.
»Der Vater ist Alkoholiker.« Was gab es da schon zu beschönigen? Und dann brachte Hannes es auf den Punkt: »Dennis ist Franks einzige Chance!«
»Hmm – angesichts dieser Umstände könnt ihr natürlich einen Antrag auf Urlaub aus besonderem Anlass beim Landesjustizvollzugsamt stellen.« Mit einem verbindlichen Lächeln reichte er ihnen ein Formular. Und noch eins. Und ein weiteres … »Mit etwas Glück bekommt ihr in zwei bis drei Wochen Bescheid.«
Hannes konnte es nicht fassen. War dieser Hartmann wirklich so ein bürokratischer Sturkopf, wie er sich gerade gab? Kapierte er nicht, dass Franks Leben auf der Kippe stand?
»Zwei bis drei Wochen? Das ist viel zu spät! Können Sie da nichts machen?«
»Junger Mann, Dennis Steffenhagen hat schon 13 Fluchtversuche unternommen – mehr als jeder andere Inhaftierte. Deswegen glaube ich euch auch ehrlich gesagt kein Wort. Ich denke vielmehr, hier liegt ein weiterer Trick des Herrn Steffenhagen vor. Ich werde ihn daher auf keinen Fall beurlauben.«
Lächelnd erhob sich der Direktor aus seinem Bürosessel und öffnete die Tür.
»Sollte das Landesjustizvollzugsamt anders entscheidet, werde ich mich natürlich beugen«, gab er ihnen noch mit auf den Weg. »Bis dahin halte ich mich sehr genau an meine Vorschriften – ohne Ausnahme. Einen schönen Tag noch.«
Das durfte einfach nicht wahr sein. Der Kerl ver schanzte sich hinter seinen Vorschriften. Bloß weil er wütend auf Dennis war.
»Das gibt’s doch gar nicht! Sie … Sie …«, Hannes suchte nach einem besonders vernichtend klingenden Wort.
»Taliban!«, fiel Jorgo ein.
»Raus!«, brüllte Hartmann. »Aber sofort, ihr Rotzlöffel. Raus!«
Hannes warf seinem Freund einen irritierten Blick zu, aber der zuckte nur mit den Schultern.
Vor dem Gefängnis wurden sie schon von Peter und Maria erwartet. Sie erzählten schnell, was sich drinnen abgespielt hatte.
»Z… Zwei bis d…rei Wochen …«, wiederholte Peter.
»Zu spät«, meinte Hannes.
Maria wandte ein, dass die Ärztin nicht genau gesagt hatte, wie viel Zeit Frank noch blieb. »Lasst es uns mit dem Antrag versuchen!«
»Sie hat gesagt, sie brauchen die Leber so bald wie mög lich «, gab Hannes die Worte der Ärztin korrekt wieder. »Was ist, wenn das dann zu spät ist? Das ist alles meine Schuld. Ich wollte unbedingt Scheiß-Gokart fahren.«
»Ist es nicht«, entgegnete Maria. »Wir sind doch alle gefahren wie die Bescheuerten.«
Jorgo besaß leider nicht ganz so viel Feingefühl wie Maria. »Na ja, aber immerhin hat sich Hannes die Aktion zum Geburtstag gewünscht …«
Maria taxierte Jorgo finster. Aber einmal in Fahrt gekommen, ließ Jorgo sich nicht so leicht aufhalten: »… und er hat Frank abgedrängt.«
Als ihn nun auch Peter mit einem warnenden Blick bedachte, wurde Jorgo endlich bewusst, dass er zu weit gegangen war, und er trat schnell den Rückzug an: »Äh … Ja. Könnte man meinen. Also, wobei man ohne Zeitlupe natürlich gar keine richtige Analyse machen kann … ähm …« War er damit aus dem Schneider? »Ich glaub, wir sollten mal losfahren«, wechselte er sicherheitshalber noch rasch das Thema, schwang sich auf sein Fahrrad und trat kräftig in die Pedale.
Seine Freunde schüttelten nur kommentarlos die Köpfe und folgten ihm schließlich.
Während sie so an der Gefängnismauer entlangradelten, kam Maria ein Gedanke. »Vielleicht würde der Direktor ja unseren Eltern glauben …«
»Selbst wenn – der will Dennis doch gar nicht rauslassen«, stellte Hannes klar. »Und – er muss es wohl auch nicht.«
Aber irgendeinen Ausweg musste es doch geben. Hannes zermarterte sich das Hirn. Und auf einmal sah er
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