Vorstadtkrokodile 3 - Freunde für immer
…
Schließlich hatte Hannes sein Frühstück beendet und brachte die leere Schale zur Spüle. Seine Mutter hielt noch immer das Telefon am Ohr: … der nächste freie Platz ist für Sie reserviert …
Plötzlich klingelte es. Wer konnte das sein so früh am Morgen? Seine Mutter ging zur Tür.
»Guten Morgen – ist Hannes da?«
Als Hannes die Stimme seines Freundes Kai erkannte, flitzte er zur Tür. Seine Freude über den unerwarteten Besuch hätte nicht größer sein können.
»Kai! Mensch, du hast uns hier so gefehlt.«
Er fiel ihm um den Hals, als wären seit ihrer letzten Begegnung mindestens hundert Jahre Einsamkeit vergangen.
»Scheiße«, presste Kai nur hervor. »Mir hat jemand das Handy gecrashed und ich konnte erst eben meine Mailbox abhören.«
»Mann, komm rein!«
Sie machten es sich in der Küche bequem, und Hannes erzählte Kai alles, was in den letzten Tagen so alles passiert war. Unterdessen hatte Kristina ihr Telefonat draußen in den Garten verlegt. Sie wirkte genervt und hing wahrscheinlich noch immer in der Warteschleife.
»… und jetzt versucht’s Mama gerade beim Fernsehen«, klärte Hannes seinen Freund auf. »Aber die halten sie bestimmt für verrückt. Oder haben erst nächste Woche wieder ein Team frei oder so.«
»Hey – wir bekommen das schon hin«, gab Kai sich zuversichtlich.
Er legte einen Arm um Hannes. Aber der ließ sich nicht so schnell überzeugen. Dafür war bisher einfach zu viel schiefgegangen. Und die Zeit lief unerbittlich gegen sie. Um Frank stand es sehr schlecht. Das war eine unumstößliche Tatsache, die man auch mit noch so viel Optimismus nicht schönreden konnte.
Da klingelte es ein zweites Mal an der Haustür. Diesmal öffnete Hannes und sah sich Maria gegenüber, in deren Gesicht sich seine eigene Niedergeschlagenheit widerspiegelte. Worte waren da nicht nötig. Deshalb umarmten sie sich nur stumm. Dann gingen sie zu Kai in die Küche.
»Ich hab ’ne Idee«, kam Maria ohne Umschweife zur Sache.
Eine Idee? Draußen im Garten hatte Kristina mit einem Ohr zugehört und trat nun näher ans Fenster. Sie hatte absolut keine Lust darauf, dass Hannes sich wieder auf etwas Illegales einließ.
»Als ich im Gefängnis war, da hab ich …«, hörte sie Marias Stimme. Doch schon im nächsten Augenblick schloss Hannes das Fenster.
Beleidigt setzte sich Kristina in die Hollywoodschaukel. Sie hätte wirklich zu gerne gehört, was die drei ausheckten.
Die Warteschleife nahm auch kein Ende. Die immergleiche Musik und das elektronische Gequake trugen auch nicht gerade dazu bei, ihre Laune zu bessern. Schließlich hatte sie die Warterei satt. Kurzerhand legte sie auf und ging ins Haus.
18
Die Krokodile verstummten, als Hannes’ Mutter den Raum betrat. Das war ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie etwas planten, was sicher nicht in Kristinas Sinn war.
»Stör ich?«, fragte sie und konnte ihre Neugierde nur schlecht verbergen.
Natürlich bekam sie erst einmal keine Antwort. Aber so leicht ließ sie sich nicht abwimmeln. Deshalb setzte sie sich einfach dazu. Das war ihre Art zu sagen: Ihr könnt mir vertrauen, ich möchte nur wissen, auf was ihr euch da einlasst!
Hannes schaute kurz zu den anderen, die ihm durch ein knappes Kopfnicken signalisierten: Erzähl’s ihr!
»Du, Mama«, begann er vorsichtig. »Du sagst doch immer, man muss tun, was richtig ist …«
»Hannes, was wird das jetzt wieder?«, fragte Kristina skeptisch.
»Maria hat eine Idee, wie wir Frank noch retten können«, sprang Kai seinem Freund zur Seite.
»… aber wir brauchen deine Hilfe«, ergänzte Hannes.
Jetzt waren alle Augen auf Kristina gerichtet. Wie würde sie reagieren, wenn sie von ihrem Plan erfuhr?
»Ihr wollt, dass ich meine Autorität als Erziehungsberechtigte an den Nagel hänge und irgendeinen Mist mit euch verbocke?«, brachte sie die Sache auf den Punkt.
Alle drei nickten ergeben.
»Glaubt ihr wirklich, dass ich es gut finde, wie ihr euch gegen alles und jeden auflehnt und immer einfach das macht, was ihr für richtig haltet? Statt einfach mal auf die Erwachsenen zu hören und gewisse Regeln zu befolgen?« Wieder nickten alle.
So viel Vertrauen hatte Kristina nicht erwartet. Was blieb ihr da anderes übrig, als sich auf ihre Seite zu schlagen? »Okay, ich bin dabei«, sagte sie.
Hannes strahlte. So kannte er, so liebte er seine Mutter, und zum ersten Mal seit Langem hatte Hannes wieder Hoffnung, dass vielleicht doch noch alles gut werden würde.
Mit Kristina
Weitere Kostenlose Bücher