Vorstadtkrokodile 3 - Freunde für immer
auf seinem Nachttisch? Besuch war ja um diese Zeit nicht mehr zu erwarten. Und ganz sicher hatte Kevin auch kein Date mit dieser tollen Tänzerin, auch wenn er sich das sicher wünschte.
Wieder guckte er auf den Wecker, stand dann von seinem Bett auf und sagte: »Dennis, Dennis … Wir müssen los!«
»Ja, sehr witzig.« Dennis hatte keine Ahnung, was Kevin von ihm wollte.
»Komm.«
Doch Dennis rührte sich nicht. Erst als er sah, wie Kevin die Hand durch die Klappe in der Tür steckte und von außen die Tür mit dem von Özi nachgemachten Schlüssel öffnete, stutzte er. Was war bloß in ihn gefahren? Der Musterhäftling, der alles dafür tat, um vorzeitig entlassen zu werden, dachte auf einmal an Flucht?
Eigentlich konnte es Dennis ja egal sein. Was hatte er schon zu verlieren? Er folgte Kevin auf den Flur. Langweiliger als drinnen konnte es da draußen schließlich auch nicht sein.
»Hier lang …«, kommandierte Kevin.
Als Kevin und Dennis die Bibliothek betraten, hatte Hannes gerade seine letzten Vorbereitungen beendet. Dennis fiel die Kinnlade runter, als er ihn am offenen Fenster sah.
»Was macht der kleine Pisser denn hier?«
Hannes war nicht scharf auf ein Wortgefecht mit Dennis. Es galt, den Zeitplan einzuhalten. Deshalb ignorierte er die Beleidigung und kam lieber ohne Umschweife zur Sache.
»Franks Leber ist kaputt. Er braucht eine Transplan tation, sonst stirbt er. Nur du kommst als Spender in frage.«
Hannes reichte ihm einen Klettergurt. Aber Dennis nahm ihn nicht an.
»Verarschst du mich?« Dennis hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein. Wo war die versteckte Kamera?
»Seh ich so aus?«, fragte Hannes. »Wir müssen los.«
In seinem schwarzen Outfit wirkte er tatsächlich ziemlich überzeugend, doch nicht überzeugend genug für Dennis. Warum sollte er ausgerechnet Hannes vertrauen?
»Los. Wir haben nicht viel Zeit«, versuchte Hannes es noch einmal, diesmal eindringlicher. Er hielt Dennis wieder den Klettergurt hin.
»Wie ist das mit Frank passiert?« Dennis fixierte Hannes.
»Ist doch jetzt egal!«, sagte Hannes. »Komm!«
Anscheinend ahnte Dennis, dass Hannes an Franks Unfall nicht ganz unbeteiligt gewesen war.
»Alter, du bist der Letzte, der hier irgendwelche Ansagen machen darf.« In seiner Stimme schwang eine gehörige Portion Wut mit. »Wegen dir bin ich überhaupt hier drin!«
Dennis schien jetzt total auf stur geschaltet zu haben.
Hannes war am Verzweifeln. Schließlich konnte er Dennis nicht eigenhändig angurten und aus dem Gefängnis befördern.
»Frank stirbt, wenn du nicht mitkommst!« Hannes hakte sich in das Drahtseil ein. Wenn Dennis jetzt immer noch bockte, wusste er auch nicht weiter.
Sollte ihr ganzer Plan scheitern, nur weil Franks Bruder so ein starrköpfiger Idiot war?
16
Im Gefängnis war längst Ruhe eingekehrt, doch nicht alle schliefen. Der Wärter Kremers lief Patrouille, gemeinsam mit einem Wachmann und dessen Schäferhund.
Alles war ruhig. Wie schon in so vielen Nächten davor. Und das würde auch so bleiben. Oder? Was war das? Ein verdächtiges Geräusch? Oder ein streunender Kater? Oder doch jemand, der probieren wollte, ob dieses Gefängnis wirklich ausbruchsicher war?
Kremers und der Wachmann waren gerade in der Bibliothek angekommen und blickten sich um. Jetzt schlug auch noch der Hund an. Kremers schaltete seine Taschenlampe ein. Der Schein der Lampe fiel direkt auf Hannes. Der Hund zerrte an der Leine.
»Was ist da los?«, brüllte Kremers.
Hannes blickte hinüber zu Dennis, doch der stand da wie angewurzelt und bewegte sich keinen Zentimeter. Was blieb ihm also anderes übrig, als allein die Flucht nach vorn anzutreten? Hannes sprang auf das Fensterbrett, stieß sich kraftvoll ab und rutschte an dem Seil in die Dunkelheit. Über die Köpfe der Wachleute hinweg sauste er auf das angrenzende Flachdach zu, wo hoffentlich Peter und Jenny auf ihn warteten, um ihn in Empfang zu nehmen.
»Alarm!«, brüllte Kremers. »Alarm! Alarm!«
Doch nix und niemand konnte Hannes aufhalten. Das war besser als in einem James-Bond-Film! Er grinste triumphierend. In dem Moment gab auf der gegenüberliegenden Seite die Antenne nach, an der Peter das Seil befestigt hatte. Sofort sackte Hannes ab. Er drohte, im Stacheldraht hängen zu bleiben, schaffte es dann aber gerade so über den Zaun. Jetzt war das rettende Dach gar nicht mehr weit. Da ging es plötzlich nicht mehr weiter. Er wurde langsamer, hielt schließlich an und rutschte – zurück in
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