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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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aufgewachsen in Champlain, New York. Ein Uninteressierter würde sich nicht fragen, ob so eine Person wirklich existiert. Aber du bist nicht uninteressiert.«
    »Ich nehme das als Kompliment.«
    »Wie es der Zufall will, gibt es im Telefonverzeichnis von Champlain keine Allison Pearl.«
    Er lächelte nicht mehr. »Du hast nachgesehen?«
    »Alles in allem nur eine Handvoll Pearls. Keine Allison, aber es gibt ein Ehepaar mit einer Tochter, die so heißt.«
    »Und du hast sie angerufen?«
    »Ja.«
    »Haben sie gesagt, ich hätte auch angerufen?«
    »Ja, aber danke, dass du es erwähnst.«
    »Weil Orrin – oder wer immer das Dokument geschrieben hat – sich solche Namen nicht aus den Fingern saugt. Turk Findley, Allison Pearl. Ich habe Mrs. Pearl gefragt, ob sie Orrin Mather oder Ariel Mather kennt.«
    Eine Frage, auf die Sandra nicht gekommen war. »Und?«
    »Nein. Nicht die Namen und auch niemand, auf den die Beschreibung passt. Aber das schließt noch nichts aus. Orrin hätte wer weiß wo auf den Namen Allison Pearl stoßen können – vielleicht hat ihn ein Nachbar erwähnt, der zufällig ein ferner Verwandter der Familie war, keine Ahnung. Was, wenn es bloß ein Zufall war?«
    »Hältst du das für wahrscheinlich?«
    »Verglichen womit? Dass Orrin durch die Zeit reisen kann? Soweit ich weiß, hat er nur einen einzigen Ausflug gemacht – mit dem Greyhound-Bus von Raleigh nach Houston.«
    »Also werden wir es nie erfahren?«
    Bose zuckte mit den Schultern.

18
    ALLISON
    1.
    Wie so oft in den Wochen nach der ersten Begegnung zwischen Vox und den Maschinen der Hypothetischen ertappte ich mich dabei, immer wieder leise meinen Namen zu wiederholen – Allison Pearl, Allison Pearl –, wobei ich mich an jede Silbe klammerte, an ihren Klang und an das Gefühl, das sie in meiner Kehle und auf meiner Zunge hervorrief.
    Als Allison hatte ich einmal ein Buch über das menschliche Gehirn gelesen, daher kannte ich den Begriff »neuronale Plastizität«: die Fähigkeit des Gehirns, auf Umweltveränderungen mit Selbstveränderung zu reagieren. Neuronale Plastizität machte es mir möglich, Allison Pearl zu sein. Neuronale Plastizität machte es auch möglich, dass sich ein Gehirn aktiv mit einem limbischen Implantat vernetzte. Das Gehirn passt sich an – immer.
    Als Turk mir sagte, er habe sich aus freien Stücken für die Operation entschieden, tat ich so, als würde ich aus allen Wolken fallen. Das Implantat war von vorneherein wesentlicher Bestandteil unseres Plans gewesen, aber weil das Netzwerk mithörte, war ich gezwungen, mit ihm zu streiten. Also machte ich ihm Vorhaltungen und heulte Rotz und Wasser. Es war eine reife Leistung. Reif, weil ich es zu neun Zehnteln ernst meinte. Ich bezweifelte nicht seinen Mut, aber kein Plan ist narrensicher; ich durfte nicht daran denken, was aus ihm wurde, wenn die Sache schiefging.
    Shit happens, hatte die ursprüngliche Allison irgendwann in ihr Tagebuch geschrieben. Wie wahr! Zum Beispiel: An dem Tag, als Turk den Netzknoten implantiert bekam – wahrscheinlich fuhr man ihn gerade in den Operationssaal –, kam Isaac Dvali vorbei und sagte mir alles auf den Kopf zu.
    Aus den zentral eingespeisten Nachrichten wusste ich, dass Isaacs Genesung erstaunlich rasch vorangeschritten war. Alle Bewohner von Vox-Core zollten ihm jetzt atemlose Aufmerksamkeit. Weit mehr als Turk war Isaac das geworden, was sich die Gründer der Stadt von einem Aufgenommenen versprochen hatten: eine lebendige Brücke zu den Hypothetischen. Und das bedeutete, dass die versprochene Überlegenheit des Archipels zumindest plausibel blieb. Ohne Isaac war Vox nichts weiter als eine Gemeinde von Fanatikern, deren Glaube sie auf einem toten und todbringenden Planeten abgesetzt hatte; mit Isaac war es immer noch möglich zu glauben, dass Vox eine Gemeinschaft gleichgesinnter Pioniere war, die auf die Bugwelle menschlicher Vorsehung wartete.
    Wenige Tage nach der Katastrophe im Wilkes-Becken war Isaac in der Lage gewesen, fließend Voxisch zu sprechen. Er brauchte auch keine Gehhilfe mehr, seine Zerbrechlichkeit wich einer bemerkenswerten Robustheit, und die rekonstruierten Schädelpartien sahen schon fast wieder normal aus. Die krächzende und schreiende Kreatur gleichen Namens gehörte der Vergangenheit an. Der neuerdings so beunruhigend wortgewandte Isaac galt als geheilt, lebte und schlief aber noch in den Behandlungsräumen. Erst kürzlich hatte er Gespräche mit Gelehrten und Managern geführt, deren Inhalt

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