Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
merkwürdig.“
     Daraufhin zog Malcolm den männlichen Menschen ganz dicht zu sich heran und küßte ihn ausführlich. Mir wurde ein wenig übel bei diesem Anblick: Solche Sachen sind doch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt! „Da hast du recht“, sagte Malcolm nach einer Weile, wobei er sich vom Mund des zierlichen Mannes losriß, der deswegen recht enttäuscht wirkte. „Aber trotzdem scheint diese Frau etwas Außergewöhnliches an sich zu haben. Vielleicht ist ihr Blut ja besonders nahrhaft.“
    „Mann!“ mischte sich jetzt die stark geschminkte Blonde ein, und zwar mit einer Stimme, mit der man Tapete hätte von den Wänden kratzen können. „Das ist doch bloß die verrückte Sookie Stackhouse.“
    Nun sah ich mir die Frau genauer an und konnte ihr nach einer Weile und nachdem ich ihr im Geiste eine Menge harter Jahre und ungefähr das halbe Make-up aus dem Gesicht entfernt hatte, auch einen Namen geben. Janella Lennox hatte einmal zwei Wochen lang im Merlottes gearbeitet. Nach diesen zwei Wochen hatte Sam sie entlassen, und die Frau war, wie Arlene mir erzählt hatte, nach Monroe gezogen.
    Nun legte der Vampir mit den Tätowierungen den Arm um Janella und fummelte an ihren Brüsten herum. Ich fühlte, wie mir bei diesem Anblick das Blut aus dem Gesicht wich. Aber es kam noch schlimmer. Offenbar scherte sich Janella inzwischen ebenso wenig um gutes Benehmen wie die Vampire: Sie griff dem Tätowierten genüßlich in den Schritt und massierte flott drauflos.
    Zumindest erhielt ich so den deutlichen Beweis dafür, daß Vampire in der Tat zu einem normalen Liebesleben fähig sind.
    Im Moment machte mich dieses Wissen aber nicht wirklich scharf.
    Malcolm hatte mich nicht aus den Augen gelassen, und er hatte mir wohl angemerkt, wie sehr mich die ganze Sache anwiderte.
    „Sie ist unschuldig!“ versicherte er Bill — mit einem Lächeln, das voller Erwartung war.
    „Sie gehört mir!“ wiederholte Bill noch einmal. Diesmal klang seine Stimme eindringlicher und enthielt eine Warnung, die deutlicher selbst dann nicht hätte ausfallen können, wenn Bill eine Klapperschlange gewesen wäre.
    „Aber Bill, du kannst mir unmöglich weismachen wollen, das kleine Ding da hätte dir alles gegeben, was du brauchst!“ gurrte Diane. „Du wirkst so blaß und lethargisch! Sie hat sich nicht genug um dich gekümmert.“
    Ich rückte noch einen Zentimeter näher an Bill heran.
    „Hier!“ lockte Diane, die ich inzwischen richtig haßte, „versuch mal einen Schluck von Liams Frau oder Malcolms hübschem Knaben Jerry.“
    Janella reagierte nicht darauf, daß sie so in der Runde angeboten wurde. Wahrscheinlich war sie zu sehr mit dem Reißverschluß an Liams Jeans befaßt. Aber Malcolms hübscher Freund Jerry glitt brav zu Bill hinüber, bereit und willens, ihm zu dienen. Als der Junge seine Arme um Bill schlang, meinen Vampir zärtlich auf den Nacken küßte und sich dabei mit seiner Brust an Bills Oberhemd rieb, wurde mein Lächeln so breit, daß es mir fast den Unterkiefer ausgerenkt hätte.
    Bills Gesicht war so angespannt, daß es mir fast unerträglich war, ihn anzusehen. Schon fuhr er die Fangzähne aus, und zum ersten Mal sah ich sie in voller Länge. Es war ganz klar: Das synthetische Blut befriedigte nicht alle Bedürfnisse, die Bill verspürte.
    Nun glitt Jerrys Zunge über einen Punkt an Bills Halsansatz, und ich schaffte es nicht länger, auf der Hut zu sein und mein Visier geschlossen zu halten. Da es sich bei dreien der Anwesenden um Vampire handelte, deren Gedanken ich nicht hören konnte, und Janella voll und ganz beschäftigt war, blieb nur Jerrys Kopf. Ich lauschte, und dann mußte ich würgen.
    Bill, der so verzückt schien, daß er förmlich zitterte, beugte bereits den Kopf, um seine Fangzähne in Jerrys Nacken zu senken. Da rief ich: „Nein! Er hat das Sino-Virus!“
    Bill starrte mich über Jerrys Schulter hinweg an, als sei er von einem Bannspruch erlöst. Noch keuchte er schwer, aber seine Fangzähne sahen wieder aus wie sonst immer. Ich ergriff die Gelegenheit, trat rasch noch ein paar Schritte näher und befand mich nun nur einen halben Meter von Bill entfernt.
    „Sino-AIDS“, verkündete ich.
    Waren ihre Opfer stark alkoholisiert oder hatten sie eine Menge anderer Drogen im Blut, dann litten auch die Vampire, die sich an ihnen genährt hatten, eine Zeitlang unter den Folgen, und man erzählte sich, manchen von ihnen gefiele dieser kleine Kick. Das Blut von Menschen, bei denen AIDS bereits

Weitere Kostenlose Bücher