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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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jemanden anstellte. Als er selbst dafür zu schwach geworden war, war die Arbeit einfach liegengeblieben.
    Schon jahrelang hatte niemand mehr die runde Auffahrt mit frischem Kies ausgestreut, und so ließ ich mein Auto recht vorsichtig bis zur Vordertür kriechen. Als ich sah, daß das ganze Haus hell erleuchtet war, wußte ich, daß der Abend nicht so verlaufen würde wie der vergangene. Außer meinem stand noch ein Auto vor der Tür, ein Lincoln Continental, weiß mit blauem Verdeck. Ein Aufkleber - blaue Schrift auf weißem Grund - zierte die Stoßstange und verkündete 'Vampire sind Blutsauger' . Ein weiterer Kleber - rote Schrift auf gelbem Grund - bat: 'Blutspender bitte hupen' , und das speziell gefertigte Nummernschild des Wagens - so eins, das der Eitelkeit diente und für das man sehr viel Geld bezahlte - lautete schlicht: Fangzahn 1.
    Bill schien bereits Besuch zu haben - vielleicht sollte ich da lieber wieder nach Hause gehen?
    Aber ich war eingeladen worden und wurde erwartet. Zögernd hob ich also die Hand und klopfte an die Vordertür.
    Ein weiblicher Vampir öffnete mir.
    Sie leuchtete wie verrückt, war mindestens 1,80 m groß und schwarz. Sie trug Stretch: einen Sport - BH, leuchtend rot wie ein Flamingo, und passende Leggins, die ihr bis zur Hälfte der Waden reichten. Dazu ein weißes, offenes Männerhemd und mehr nicht.
    Ich fand, sie sah so billig aus wie nur irgend etwas und höchstwahrscheinlich - von einem männlichen Blickwinkel aus - wahrhaft appetitlich.
    „Hallo, sieh da, ein kleines menschliches Püppchen!“ gurrte die Vampirfrau.
    Da wurde mir schlagartig klar, daß ich mich in Gefahr begeben hatte. Verschiedentlich schon hatte Bill mir warnend zu verstehen gegeben, daß nicht alle Vampire so waren wie er und daß es selbst in seinem Leben Momente gab, in denen man sein Verhalten nicht wirklich als nett bezeichnen konnte. Auch ohne die Gedanken des Wesens da vor mir lesen zu können: Ich hörte durchaus, wie grausam und kalt ihre Stimme klang.
    Vielleicht hatte sie Bill etwas angetan. Vielleicht war sie seine Geliebte.
    All diese Gedanken rasten mir durch den Kopf, aber keiner von ihnen zeigte sich auf meinem Gesicht. Schließlich hatte ich mich jahrelang darin üben können, meine Züge unter Kontrolle zu halten. Schon spürte ich, wie sich mein Lächeln noch vertiefte und sich mein Rücken kerzengerade aufrichtete. Dann strahlte ich: „Hallo! Bill bat mich, vorbeizuschauen und ein paar Informationen mit ihm durchzugehen. Ist er zu sprechen?“
    Nun lachte die Vampirin mich offen aus, aber das war schließlich nichts Ungewohntes für mich. Mein Lächeln leuchtete noch heller. Das Wesen, das da vor mir stand, strahlte Gefahr aus wie eine Glühbirne Hitze.
    „Das kleine Menschenmädchen hier sagt, sie hat Informationen für dich, Bill“, brüllte die Vampirin über ihre (schlanke, braune, schöne) Schulter hinweg.
    Ich versuchte, mir meine Erleichterung in keiner Weise anmerken zu lassen.
    „Willst du das kleine Ding sprechen? Oder soll ich ihr einfach einen Knutschfleck verpassen?“
    Nur über meine Leiche! dachte ich fuchsteufelswild, und dann wurde mir ein wenig übel: Genau das konnte schließlich passieren.
    Bills Antwort vermochte ich nicht zu hören, aber nun gab die Vampirfrau die Tür frei, und ich trat in das alte Haus. Fortlaufen hätte keinen Zweck gehabt, der Vamp hätte mich fraglos schon nach fünf Schritten auf die Matte geworfen. Zudem hatte ich Bill noch nicht zu Gesicht bekommen und konnte von daher auch nicht sicher sein, daß ihm nichts geschehen war. Ich würde all meinen Mut zusammennehmen und auf das Beste hoffen. Darin war ich ziemlich gut.
    Das große vordere Zimmer war vollgestopft mit dunklen, alten Möbeln und Menschen. Nein, nicht mit Menschen: Bei genauerem Hinsehen erkannte ich zwei Menschen und zwei weitere, mir unbekannte Vampire.
    Beide Vampire waren weiß und männlich. Der eine trug einen Irokesenschnitt und Tätowierungen auf jedem sichtbaren Fitzelchen Haut. Der andere war noch größer als die Frau, die mir die Tür geöffnet hatte, vielleicht größer als zwei Meter. Er hatte einen dichten Schopf dunklen Haars, das ihm bis über die Schultern und noch weiter hinabfiel, sowie eine beeindruckende Figur.
    Die anwesenden Menschen machten weit weniger her. Einer von ihnen war weiblich: füllig und blond, etwa fünfunddreißig, vielleicht auch älter. Die Frau trug ungefähr ein Pfund Schminke zu viel und wirkte ausgelatscht wie ein alter

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