Vorübergehend tot
geschafft haben mochten, von Dawns Sterben, das sehr gewaltsam herbeigeführt worden war, nichts gehört zu haben.
Nun kam Rene zurück, einen Ausdruck tiefster Besorgnis auf dem wettergegerbten Gesicht, die hellwachen, braunen Augen verdächtig glänzend.
„Würdest du bitte auch Sam anrufen?“ bat ich, und wortlos machte er auf dem Absatz kehrt und trottete zu seinem eigenen Haus zurück. Er benahm sich wirklich gut. Rene neigte zu Klatsch und Tratsch, aber er war immer bereit, jedem zu helfen, der seine Hilfe brauchte. Ich mußte daran denken, wie er zu uns herausgekommen war, um Jason zu helfen, Großmutters Verandaschaukel aufzuhängen - ein Bild, das mir ganz zufällig durch den Kopf schoß. Die Erinnerung an einen Tag, der so ganz anders gewesen war als dieser hier heute.
Das Doppelhaus nebenan war genauso geschnitten wie das, in dessen einer Hälfte Dawn lebte, und so blickte ich direkt auf dessen eines Schlafzimmerfenster, hinter dem nun ein Gesicht erschien. Dann ging das Fenster auf, und ein zerzauster Kopf schob sich heraus. „Sookie! Was machst du denn hier?“ fragte träge eine tiefe, männliche Stimme. Ich starrte den Frager einen Moment lang an, und dann konnte ich das Gesicht auch schon zuordnen - wobei ich mich bemühte, die wirklich attraktive nackte Brust darunter nicht allzu aufdringlich anzustarren.
„JB?“
„Aber sicher doch.“
Mit JB du Rone war ich zur Schule gegangen, und er war sogar der Partner einiger meiner äußerst raren Stelldicheins gewesen, denn JB war wunderschön, aber so einfach gestrickt, daß es ihm gleichgültig war, ob ich seine Gedanken lesen konnte oder nicht. Selbst unter den gegebenen Umständen ließ JBs Schönheit mich nicht kalt. Wenn man seine Hormone so lange unter Verschluß hat halten müssen wie ich, dann bedarf es nicht viel, um sie ins Rotieren geraten zu lassen. Jedenfalls stieß ich beim Anblick von JBs muskulösen Armen und seinem ebenso muskulösen Oberkörper einen tiefen Seufzer aus.
„Was tust du hier?“ wiederholte er seine Frage.
» Da ist scheinbar was Schlimmes mit Dawn passiert“, antwortete ich, nicht sicher, ob ich es ihm sagen sollte oder nicht. „Sie ist nicht zur Arbeit gekommen, und mein Chef hat mich gebeten, nach ihr zu sehen.“
„Ist sie da drin?“ Mit diesen Worten kletterte JB einfach durchs Fenster. Gott sei Dank trug er Shorts, abgeschnittene Jeans.
„Bitte, sieh dir das nicht an!“ rief ich, hielt abwehrend die Hand hoch und fing dann ohne Vorwarnung an zu weinen. Das schien mir in letzter Zeit oft zu passieren. „Sie sieht schrecklich aus, JB!“
„Ach Süße!“ sagte er, und dann nahm er mich - Gott segne sein unschuldiges, ländliches Herz - fürsorglich in die Arme und streichelte beruhigend über meinen Rücken. War ein trostbedürftiges weibliches Wesen in der Nähe, dann war es JBs erste Pflicht und Schuldigkeit, dieses Wesen zu trösten. Alles andere hatte zu warten.
„Dawn mochte es grob“, erklärte er tröstend, als sei damit alles gesagt.
Andere Menschen hätten mit dieser Erklärung vielleicht etwas anfangen können, aber ich lebte einfach zu weit hinter dem Mond.
„Was mochte sie grob?“ fragte ich und hoffte, in der Seitentasche meiner Shorts möge sich ein Papiertaschentuch finden lassen.
Als keine Antwort kam, sah ich in JBs Gesicht und mußte feststellen, daß mein alter Freund hold errötet war.
„Liebling, sie hatte es gern ... Mensch, Sookie, das ist nichts für dich, solche Sachen solltest du dir nicht anhören müssen.“
Ich stand weit und breit im Ruf der Tugendhaftigkeit - was ich gewöhnlich recht komisch fand. In diesem Moment jedoch kam mir mein Ruf höchst ungelegen.
„Du kannst es mir ruhig sagen, JB, ich habe mit Dawn zusammengearbeitet.“ Daraufhin nickte JB bedächtig. Offenbar fand er an der Logik meiner Worte nichts auszusetzen.
„Weißt du, Liebes, sie mochte Männer, die beißen und schlagen.“ JB sah so aus, als würde er diese Vorlieben nicht teilen. Ich hatte wohl das Gesicht verzogen, denn nun fügte er rasch hinzu: „Ja, ich weiß. Ich verstehe auch nicht, warum das manchen Menschen gefällt.“ Da JB sich ungern eine Gelegenheit entgehen ließ, schloß er mich mit diesen Worten fester in die Arme und streichelte weiter beruhigend meinen Rücken, diesmal ein wenig mehr in der Mitte, um zu prüfen, ob ich einen BH trug oder nicht. Dann glitten seine Hände tiefer, und ich erinnerte mich daran, daß JB feste Pobacken liebte.
Mir lag ein ganzer
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