Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Haufen Fragen auf der Zunge, aber die blieben alle fest in meinem Mund verschlossen, denn nun trat in Gestalt Kenya Jones' und Kevin Priors die Polizei auf den Plan. Als unser Polizeichef verfügt hatte, Kevin und Kenya sollten Partner sein, war die ganze Stadt davon ausgegangen, daß er damit seinen Sinn für Humor hatte unter Beweis stellen wollen. Kenya war mindestens 1,98 m groß, schwarz wie Zartbitter-Schokolade und hatte eine Figur, die so rasch nicht einmal ein Wirbelsturm umwerfen würde. Kevin brachte es vielleicht gerade mal auf 1,70 m; jeder sichtbare Zentimeter Haut an seinem blassen Körper war mit Sommersprossen übersät, und er hatte die schlanke Figur eines Langstreckenläufers, mit nicht einem Gramm Fett am Leibe. Komischerweise kamen die zwei Ks ziemlich gut miteinander aus auch wenn es zwischen ihnen ein paar Auseinandersetzungen gegeben hatte, an die alle sich noch gut erinnern konnten.
    Heute waren beide von Kopf bis Fuß Polizisten.
    „Worum geht es, Miss Stackhouse?“ fragte Kenya. „Rene sagte, Dawn Green sei etwas zugestoßen?“ Während sie das fragte, musterte die Polizistin gleichzeitig JB von Kopf bis Fuß, während Kevin mit den Augen den Boden rings um uns alle absuchte. Warum sie das taten, hätte ich beim besten Willen nicht sagen können, aber bestimmt gab es aus Polizeisicht gute Gründe dafür.
    „Mein Chef hatte mich geschickt. Ich sollte mich erkundigen, warum Dawn nicht zur Arbeit gekommen ist und auch gestern dort nicht aufgetaucht war“, erklärte ich. „Ich habe an die Tür geklopft, aber Dawn hat nicht aufgemacht, obwohl ihr Wagen vor der Tür steht. Weil ich anfing, mir Sorgen zu machen, bin ich dann ums Haus gegangen und habe in alle Fenster geguckt. Durch das Fenster da sah ich sie dann.“ Mit diesen Worten deutete ich auf das Fenster im Rücken der beiden Beamten, woraufhin die zwei Ks sich umdrehten und selbst durch die Jalousie spähten. Dann sahen sie einander an, nickten, und dieses Nicken schien eine ganze Unterhaltung zu beinhalten. Dann stellte sich Kenya vor das Fenster, und Kevin ging ums Haus herum zur Hintertür.
    JB hatte den beiden bei der Arbeit zugesehen und dabei vergessen, meinen Rücken zu streicheln. Sein Mund stand offen und enthüllte perfekte Zähne. Er wollte zu gern auch einmal durch die Jalousie des Schlafzimmers schielen, aber dazu hätte er sich an Kenya vorbeidrücken müssen, und das war unmöglich, denn die Beamtin nahm mehr oder weniger allen vor dem Fenster verfügbaren Raum ein.
    Ich mochte meine eigenen Gedanken nicht länger hören. Also entspannte ich mich, schob mein Visier hoch und lauschte denen der anderen. Dazu fischte ich mir jeweils einen Strang aus dem ganzen Durcheinander und konzentrierte mich darauf.
    Kenya Jones stand nun mit dem Rücken zum Fenster und starrte durch JB und mich hindurch, ohne uns jedoch wirklich zu sehen. Sie dachte an all die Dinge, die Kevin und sie nun tun mußten, damit die Untersuchung so lehrbuchgerecht eingeleitet werden würde, wie man es bei Streifenpolizisten in Bon Temps überhaupt nur erwarten konnte. Sie dachte an die schlimmen Dinge, die sie über Dawn und deren Vorliebe für brutalen Sex gehört hatte, und fand, irgendwie sei es kein Wunder, daß Dawn ein schlimmes Ende gefunden hatte. Dann dachte sie, daß ihr trotzdem jeder leid tat, dem am Schluß die Fliegen um den Mund krabbelten. Außerdem bereute Kenya bitter, bei der Kaffeepause im Nut Hut einen Krapfen zuviel gegessen zu haben, denn nun würde dieser Krapfen unter Umständen wieder hochkommen wollen, und das würde ein unheimlich schlechtes Bild auf sie als schwarze Polizeibeamtin werfen.
    Ich schaltete um auf einen anderen Kanal.
    JB dachte daran, daß Dawn bei wüsten Sexspielen nur wenige Meter entfernt von ihm umgebracht worden war, und fand das schrecklich, irgendwie aber auch erregend. Sookie, fand er, war immer noch so umwerfend, und er wünschte, er könnte jetzt auf der Stelle mit ihr vögeln. Sookie war süß und lieb, dachte er. Dann war er bemüht, das Schamgefühl zu unterdrücken, das er empfunden hatte, als Dawn ihn gebeten hatte, sie zu schlagen, und er es nicht gekonnt hatte. Es war ein altes Schamgefühl.
    Ich schaltete um.
    Kevin kam um die Ecke und dachte daran, daß Kenya und er nun bloß keine Beweise vernichten durften und wie froh er war, daß niemand wußte, daß er auch einmal mit Dawn Green geschlafen hatte. Er war fuchsteufelswild darüber, daß jemand eine Frau umgebracht hatte, die er kannte,

Weitere Kostenlose Bücher