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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Frauen in unserer Stadt, und das innerhalb eines einzigen Monats? Natürlich wollten die Leute darüber reden!
    Gegen zwei kam Sam zurück. Sein Körper glühte wie ein Backofen, und der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht, denn am Tatort hatte er stundenlang in der prallen Sonne ausharren müssen. Er teilte mir mit, Andy Bellefleur werde bald auftauchen, um sich weiter mit mir zu unterhalten.
    „Ich weiß eigentlich gar nicht, was der von mir will“, sagte ich etwas ungehalten. „Ich hatte nie viel mit Dawn zu tun. Wie ist sie ums Leben gekommen? Haben sie dir das erzählt?“
    „Irgendwer hat sie erst verprügelt und dann erwürgt“, berichtete Sam. „Aber Bißspuren trug sie auch, wie Maudette.“
    „Es gibt viele Vampire, Sam“, sagte ich als Antwort auf das, was er nicht laut ausgesprochen hatte.
    „Sookie!“ Sams Stimme klang so ernst und ruhig, daß ich daran denken mußte, wie es gewesen war, als er vor Dawns Haus meine Hand gehalten hatte. Dann aber erinnerte ich mich daran, wie er mich aus seinen Gedanken ausgeschlossen hatte, weil er wußte, daß ich dort spazieren ging, weil er wußte, wie er mich aussperren konnte. „Schatz, Bill mag für einen Vampir ja ein netter Kerl sein, aber er ist einfach nicht menschlich.“
    „Schatz, du auch nicht“, sagte ich sehr leise, aber auch sehr scharf. Damit wandte ich Sam den Rücken zu, denn ich wollte nicht wirklich offen zugeben, warum ich so wütend auf ihn war, und irgendwie wollte ich doch, daß er es wußte.
    Danach schuftete ich wie eine Wahnsinnige. Dawn mochte zwar viele Fehler gehabt haben, aber sie war eine gute, methodisch arbeitende Kellnerin gewesen, und Charlsie war dem Tempo einfach nicht gewachsen. Sie war willig und würde sich dem Tempo der Bar bestimmt bald anpassen, aber an diesem Tag zumindest mußten Arlene und ich einen Großteil der Arbeit allein bewältigen.
    Nachdem die Leute herausgefunden hatten, daß ich die Leiche gefunden hatte, verdiente ich wohl eine Tonne an Trinkgeldern. Irgendwie überstand ich die Sache, ohne eine Miene zu verziehen und Kunden vor den Kopf zu stoßen. Schließlich wollten die Leute doch wissen, was der Rest der Stadt auch in Erfahrung bringen wollte.
    Auf dem Nachhauseweg gestattete ich mir, mich ein wenig zu entspannen. Ich war fertig. Das letzte, womit ich gerechnet hatte, als ich in die kleine Auffahrt zu unserem Haus einbog, war der Anblick Bill Comptons. Er wartete an eine Kiefer gelehnt auf mich. Zuerst fuhr ich ein kleines Stück an ihm vorbei und hatte schon vor, ihn gar nicht zu beachten, aber dann hielt ich doch.
    Er öffnete mir die Wagentür, und ohne ihn direkt anzusehen, stieg ich aus. Bill schien sich in der Nacht ganz zu Hause zu fühlen. Das würde mir nie möglich sein. Zu viele Kindheitstabus umgaben die Nacht und alle Dinge, die sich im Finsteren herumtrieben.
    Auch Bill war, wenn ich es recht betrachtete, ein Ding, das sich im Finsteren herumtrieb. Kein Wunder also, daß ihm die Nacht so behaglich war.
    „Willst du den ganzen Abend deine Füße anstarren oder redest du mit mir?“ fragte er mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war.
    „Es ist etwas passiert, und es ist besser, du erfährst davon.“
    „Sag es mir.“ Er versuchte, irgend etwas mit mir anzustellen; ich spürte seine Kräfte sozusagen über mir schweben, aber ich scheuchte sie beiseite. Daraufhin seufzte er.
    „Ich kann nicht mehr stehen“, erklärte ich matt. „Komm, wir setzen uns auf den Waldboden oder sonstwo hin. Meine Füße sind so müde.“
    Als Antwort hob er mich auf und setzte mich auf die Kühlerhaube. Dann baute er sich vor mir auf, die Arme vor der Brust verschränkt, und es war klar, daß er wartete.
    „Sag's mir schon.“
    „Dawn ist umgebracht worden. Genau wie Maudette Pickens.“
    „Dawn?“
    Da ging es mir plötzlich besser. „Die andere Kellnerin.“
    „Die Rothaarige? Die so oft verheiratet war?“
    Nun fühlte ich mich schon sehr viel besser. „Nein, die Dunkelhaarige, die immer so wie zufällig mit ihrer Hüfte an deinen Stuhl gestoßen ist, damit du sie zur Kenntnis nimmst.“
    „Ach die. Die kam mich besuchen.“
    „Dawn? Wann denn das?“
    „Nachdem du neulich weg warst. In der Nacht, in der die anderen Vampire da waren. Sie hatte großes Glück, daß sie die nicht noch angetroffen hat. Sie war so felsenfest davon überzeugt, daß sie mit allem fertig wird.“
    Ich sah zu ihm auf. „Warum sagst du, sie hatte großes Glück? Hättest du sie denn

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