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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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und machte einen netten, kleinen Spaziergang.«
    Der der schreit starrte sie sprachlos an. Endlich faßte er sich. »Bist du ein Geist? Willst du meine Seele in die Lange Finsternis blasen?«
    »Halt den Mund«, rief Grünes Wasser und schob ihn beiseite.
    Die alte Frau schlängelte sich durch die enge Öffnung. Der schwarze Hund blieb ihr dicht auf den Fersen.
    »Schwarz!« zischte die alte Frau. »Geh sofort raus.« Sie machte eine rasche Bewegung, und der Hund zog sich eilig zurück.
    »Wo ist Gebrochener Zweig?« fragte die Frau mit einem bösen Funkeln in den Augen.
    »In der Höhle nebenan. Du kennst sie?« erkundigte sich Der der schreit neugierig.
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen. »Ob ich sie kenne? Vor fünfundzwanzig Langen Finsternissen schwor ich, sie zu töten, käme sie mir jemals wieder unter die Augen. Eine lange Zeit, um einen Schwur einzulösen.«
    Außer der Kälte und dem nagenden Hungergefühl im Magen existierte für Tanzende Füchsin nichts mehr auf der Welt. Nur Kralles rasselnder Atem erinnerte sie daran, daß sie nicht allein war, daß es noch andere Menschen gab und daß die Welt einmal Wärme, Sonne und Lachen erlebt hatte.
    Windfrau wühlte den Schnee auf und spickte die dünn geschabten Karibudecken, unter denen sie sich aneinanderkuschelten, mit scharfen Eiskristallen. So wenig Körperwärme, so wenig Energie. Trotz der Felle, trotz der mehrfach übereinandergetragenen Pelzmäntel fraß sich die Kälte bis ins Mark.
    »Wer singt uns hinauf zum Volk der Sterne?« überlegte sie laut. »Vielleicht ein Mammut, ha?«
    nuschelte Kralle, ohne den grauen Kopf zu bewegen, der an Tanzende Füchsins Schulter ruhte.
    »Vier Tage liegen wir schon hier. Ich wüßte gern, ob außer uns noch jemand am Leben ist.«
    »Meine größte Sorge ist«, wisperte Kralle, »daß du wieder pinkeln mußt. Wenn du aufstehst, erfriere ich.«
    »Ich werde wohl müssen. Dir wird auch wärmer, wenn du das überflüssige Wasser nicht im Körper hältst. Es zieht die Hitze heraus. Von dem wenigen, was davon noch übrig ist, darf man nichts vergeuden.«
    »Ah, das weiß ich. Aber ich kann nicht aufstehen, Mädchen. Ich kann es einfach nicht. Soll ich vielleicht in diesem Schneetreiben meinen nackten Hintern herausstrecken? Nein, schon der Gedanke daran bringt mich um. Mein Lebensfaden ist zu dünn … zu dünn.« Tanzende Füchsin schloß die Augen. »Ich danke dir für die Zeit, die du mit mir verbringst, Kralle. Ich glaube, ohne dich hätte ich nicht so lange durchgehalten.«
    »Pah«, zischte Kralle leise. »Ich bin gern mit dir zusammen.« Sie drehte ihr verhärmtes Gesicht zur Seite und starrte auf die Eiswände. »Ich wäre froh, wenn wir beide uns Der im Licht läuft angeschlossen hätten. Wolfstraum. Da steckt wirkliche Macht dahinter.«
    »Ich habe es versucht.«
    »Ja, ich weiß.« Der Kopf der alten Frau bewegte sich. Sie schluckte schwer. »Ich … weiß.«
    Tanzende Füchsin hob einen Zipfel ihrer Karibudecke. Die wirbelnden Schneeflocken erschienen ihr wie tanzende Geister. Die Erde war eingehüllt in einen weißen Schleier. Einzelheiten konnte sie längst nicht mehr erkennen. Schrecklich, wenn die Seele in einer solch öden Welt den Körper verläßt.
    »Der im Licht läuft?« rief sie leise. »Eines Tages, vielleicht oben bei den Sternen, sehen wir uns wieder. Dann halte ich dich fest und liebe dich.«
    Sie schloß die Augen und zwinkerte die aufsteigenden Tränen fort. Erneut bohrte sich der Schmerz über den Verlust wie ein Speer in ihre Brust.
    »Rufst du immer noch nach meinem närrischen Bruder?«
    Rabenjägers selbstbewußte Stimme durchdrang selbst Todesträume. Mit äußerster Willenskraft versuchte sie, seine gehässigen Worte zu überhören.
    »Nun mach schon, meine liebe Tanzende Füchsin«, ertönte die Stimme erneut. »Komm unter der Decke vor und iß etwas.«
    Kralle neben ihr bewegte sich. Tanzende Füchsin hob trotz Kälte und Schnee das Karibufell und blickte in Rabenjägers hübsches Gesicht.
    »Einen Tagesmarsch von hier entdeckte ich Schafnases Lager. Sein Clan hat ein Höhlenlager eingerichtet. In ein paar Minuten brennt das Feuer. Mach etwas Fett warm. Ich glaube, damit können wir die retten, die noch am Leben sind. Bis es soweit ist, halte dich unbedingt warm.«
    »Wir leben«, flüsterte sie. Oh, Der im Licht läuft, ich lebe weiter!
    »Ein guter Junge, dieser Rabenjäger«, murmelte Kralle. »Du könntest einen Schlechteren haben als ihn, Füchsin. Einen viel

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