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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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bittere Kälte auf. Dieser Sturm konnte noch tagelang andauern.
    »Wir sind am Ende«, flüsterte er.
    Den Jägern fehlte die Kraft. Nur mit Aas konnten sie überleben.
    »Vielleicht hätten wir doch nach Norden gehen sollen«, murmelte er und blickte hinüber zu seiner schlafenden Frau. Ihre Nasenflügel bewegten sich kaum. »Es tut mir leid, Frau. Sehr leid. Ich brachte dich hierher. Ich bin auf einen Narren hereingefallen.«
    Er streckte die Hand aus und streichelte behutsam die ihre. Wenigstens erwartet uns kein so schlimmer Tod, dachte er. Erfrieren ist immer noch besser, als langsam an einer Krankheit zu verfaulen. Zum Schluß würden sie den Wölfen als Nahrung dienen.
    Die Ironie dieses Gedankens entging ihm nicht. Leise lachend sah er hinaus in die weiße Unendlichkeit. Seine Augen suchten nach etwas, irgend etwas mußte sich dort draußen bewegen.
    »Hast du das gewollt, Wolf? Hast du den Jungen absichtlich getäuscht und hierhergelockt, damit deine Brüder etwas zu essen haben?«
    Er neigte den Kopf. »So wird es gewesen sein. Jeder muß für seine Lieben sorgen, so gut er kann.«
    »Wir sind alle aus einem Stück, mein lieber Mann«, sagte Grünes Wasser im Tonfall der Alten, wenn sie sich im Winter des Nachts um die Feuer versammeln und miteinander sprechen. »Einmal waren wir Sterne. Sonnenvater warf uns herab vom Himmel. Die Bisamratte sah uns fallen und tauchte in das Meer. Sie beförderte soviel Schlick und Dreck auf die Erde, daß wir weich fielen.
    Dann blies Sonnenvater Leben in uns und die anderen fallenden Sterne. Er machte uns alle zu Brüdern. Wir alle sind ein und dasselbe Geschöpf. Wir essen Wölfe; sie essen uns. Wir sind ein Leben.«
    »Du scheinst das ganz ruhig hinzunehmen.«
    Gleichmütig zuckte sie die Achseln.
    Er legte sich neben sie, schob den Arm unter ihren Kopf und rieb seine Wange an der ihren. »Aber wer betet für unsere Rückkehr zu den Sternen?«
    Draußen heulte Windfrau. Schnee tanzte herein, legte sich kalt auf ihre Felldecken und überzog ihre Gesichter mit weißem Frost.
    »Vielleicht der Wolf.«
    »Hoffentlich.«
    Er legte seine Hand auf die von Grünes Wasser, schloß die Augen und fiel in einen unruhigen Halbschlaf. In seinem Traum war er wieder ein junger Mann. Schüchtern lächelnd folgte ihm Grünes Wasser, ihm, dem stolzen jungen Jäger, der soeben ganz allein sein erstes Wild erlegt hatte. In seinem Rücken spürte er den Blick ihrer wissenden Augen. Sie hatte ihn stets durchschaut.
    Wieder erwachend, dachte er nach. Grünes Wasser wußte alles. Ihr Leben folgte einer vorgeschriebenen Ordnung. Sie war auf jedes Ereignis vorbereitet und nahm es hin. Nicht einmal der Tod ihres ersten Kindes gleich zu Beginn der Langen Finsternis war es verhungert änderte ihre Haltung. Der Tod kam. Er war unvermeidlich. Sie trauerte, fand sich mit ihm ab und blickte in die Zukunft.
    Eine bewundernswerte Frau welch eine Verschwendung an ihn.
    Von oben fiel Schnee auf ihn herab. Hielt das Dach der Höhle? Seufzend fragte er sich, ob es sinnvoll war, aufzustehen und den Schnee wegzuschaffen, damit sie wieder freier atmen konnten. Wenn sie aber sowieso dem Tod geweiht waren, dann bedeutete Ersticken weniger Leiden.
    Der Hund von irgend jemandem winselte. Aber das war laufend so. Entweder winselten die Hunde oder kämpften miteinander oder fraßen.
    Energisch schüttelte er den Kopf. Der Hunger erzeugte seltsame Halluzinationen. Ein Hund? Sie hatten alle Hunde aufgegessen!
    »Einbildung«, schimpfte er und blickte fassungslos in ein schwarzes Hundegesicht, das ihn vom Höhleneingang her anstarrte.
    Der der schreit blinzelte. Das hechelnde Schnaufen des Tieres dröhnte in seinen Ohren. Essen! Schnell griff er nach seinen Speeren, seine Muskeln zitterten. Dieser verfluchte Hunger raubte einem Mann die letzte Kraft.
    »Komm her, Schwarz«, rief eine scharfe Stimme genau in dem Moment, als Der der schreit seinen Speer zum Wurf anlegte. Grünes Wasser setzte sich auf. Verzweifelte Hoffnung stand in ihren Augen.
    Der schwarze Hund verschwand in einer aufstiebenden Schneewolke.
    Der der schreit nahm all seine Kraft zusammen und kroch zum Eingangsloch. Erstaunt sah er vor sich das von einer Kapuze eingerahmte Gesicht einer alten Frau.
    »Habt ihr Hunger da drin?« fragte sie. »War ein ausgesprochen hübscher Sturm. Nicht so ein häßlicher, bei dem man am liebsten zu Hause am Feuer sitzt, sondern einer, der direkt zum Hinausgehen einlud. Deshalb nahm ich ein paar Därme, stopfte sie mit Fett

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