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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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in die Augen, bevor er es wagte, die entscheidende Frage zu stellen. »Wird es das ganze Land überfluten?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Hattest du keinen Traum?«
    »Großes Mammut, nein! Mir fiel nur der Unterschied auf, als ich mich dort aufhielt.«
    »Oh«, seufzte er erleichtert.
    »Hätte ich einen Traum gehabt und wäre ins Wasser gegangen, hättest du dich dann in die Wellen geworfen und mich gerettet?«
    »Schon möglich.«
    Kichernd klopfte sie ihm auf den Arm. »Du gefällst mir, Junge. Du hast Respekt vor uns Alteren.«
    Er lächelte kaum merklich.
    »Wie um alles in der Welt kommt jemand auf die Idee, in die Jagdgründe der Anderen zu gehen?
    Niemand kann sie besiegen.« Sie winkte ihn zu sich. »Das Volk hat nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Es kann kämpfen und sterben. Oder sich den Anderen anschließen, aber dann wird es von ihnen aufgesogen wie Blut von einem Fuchsfell.«
    »Aufgesogen? Aber Sonnenvater gab uns das Land und die Herden.«
    »Nichts ist ewig, Junge. Nicht das Mammut, nicht du, nicht ich, nicht einmal unser Volk. Nichts hat Bestand.«
    Sein Blick wurde glasig. Er schien in weite Fernen zu starren. »Der Mann vom Weißen-Stoßzahn-Clan sagte …«
    »Was für ein Mann?«
    »Er war groß und hatte schwarzes Haar, das schon grau wurde. Er kam zu mir, und ich sah einen Regenbogen.« Unsicher blickte er sie an. Er fürchtete, sie hielte ihn für einen Lügner. »Ich versprach, ihm einen Sohn für einen Sohn zu geben. Ich … ich bat ihn, sich zwischen hell und dunkel zu entscheiden.«
    »Du kanntest ihn?«
    »Nein.«
    Stocksteif richtete sich Reiher auf. Ihre Lippen zogen sich zu einem dünnen, weißen Strich zusammen.
    »Sein Gesicht, hatte es eine ovale Form? Hatte er eine schmale Nase? Volle Lippen?«
    Ganz langsam nickte der Junge.
    Reiher versank in der Vergangenheit. Deutlich sah sie den Mann mit dem hageren Gesicht und dem weißen Fell über den Schultern vor sich, der im groben Sand eine Frau des Volkes vergewaltigte.
    »Kennst du ihn?«
    Reiher nickte. »Er ist dein Vater.«
    Verblüfft kniff Der im Licht läuft die Augen zusammen. »Robbenflosse ist mein …«
    »Robbenflosse hat dich an Kindes Statt angenommen. Nein, dein leiblicher Vater ist der Mann aus dem Traum.« Mit Mühe brachte sie ein verzerrtes Lächeln zustande. »Und du hast ihm einen Sohn für einen Sohn versprochen? Interessant. Was bedeutet das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ein langes Schweigen folgte.
    Reiher grübelte. »Irgend etwas fehlt. Ein Regenbogen ist die Straße der Farben hinauf in die Welt der Monsterkinder; sie führt einen Träumer mitten hinein in ihren Krieg. Geht es darum? Das Gute kämpft gegen das Böse?«
    »Vielleicht.«
    »Du bist nicht gerade eine große Hilfe, oder bist du anderer Meinung?«
    Peinlich berührt blinzelte er. »Ich begreife die Bedeutung meiner Träume nie. Ich bin ratlos. Ich meine …«
    »Dagegen müssen wir etwas unternehmen.«
    »Was denn?«
    »Darüber reden wir später. Jetzt erzähl mir lieber, welche Gefühle du während des Traumes hattest.
    Hattest du das Gefühl, das Volk stirbt durch die Hand der Anderen? Durch die Hand deines Vaters?«
    »Der Wolf sagte mir, wie …« Er verhaspelte sich und kam nicht weiter. Unschlüssig wiegte er den Kopf.
    »Wie?«
    Der im Licht läuft starrte in die glühenden Kohlen. »Wie man durch das Große Eis kommt.«
    »Der Wolf hat dir den Weg gezeigt?«
    Er nickte heftig. »Er sagte, wenn wir diesen Weg gehen, wird das Volk gerettet.«
    Nachdenklich runzelte Reiher die Stirn. »Dann machst du dich am besten bald auf den Weg. Ich sah die Anderen rasch näher kommen. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit.«

KAPITEL 15
    Der der schreit kroch zum Eingangsloch der Schneehöhle. Er mußte den hereingewehten Schnee hinausschieben. Sie hatten nicht genügend Zeit gehabt, den Eingang schneedicht anzulegen. Der Wind blies den Schnee ungehindert herein. Die Welt bestand nur noch aus einer einzigen wirbelnden weißen Wolke. Er wägte ihre Möglichkeiten ab. Sollten sie weiterziehen? Mit Hilfe des Windes konnten sie die Richtung bestimmen. Aber wem war damit gedient? Der Weg konnte auf einer steil abfallenden Klippe enden, oder sie konnten in einen Sumpf geraten. Wohin sollten sie gehen? Die Kinder waren zu schwach. Sie konnten mit den Erwachsenen nicht mehr Schritt halten. All diese Gedanken entsetzten ihn.
    Er ließ sich in den Schnee fallen und starrte abwesend in den nicht nachlassenden, tobenden Sturm.
    Vom eisigen Boden stieg

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