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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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bald wieder zu knurren anfängt.«
    Das Mädchen streckte ihr ein Stück mit Fett gefüllten Darm hin. Gebrochener Zweig bückte sich und nahm die lebensrettende Mahlzeit entgegen. »Vielen Dank, meine Kleine. Du bist ein gutes Mädchen.«
    Roter Stern legte den Kopf in den Nacken und blinzelte hinauf zur Sonne. »Großmutter? Bedeutet das, Der im Licht läuft hatte tatsächlich einen richtigen Traum?«
    »Ja, natürlich. Habe ich dir nicht gesagt, er kommt zurück?«
    »Dann fressen uns die Bären nicht? Wir kommen alle davon?«
    Gebrochener Zweig biß ein Stück von dem köstlich riechenden Fleisch ab und warf einen raschen Blick auf Reiher. Die alte Medizinfrau sprach auf die begeisterten Leute ein und unterstrich ihre Worte mit eindrucksvollen Gesten. Was sie sagte, drang nur gedämpft zu ihr herüber. Die Worte vermischten sich mit Windfraus Heulen zu einer einzigen wehmütigen, doch zugleich kraftvollen Melodie der Wildnis.
    »Wir sind gerettet, Kleine«, sagte Gebrochener Zweig. Gefrorene Tränenkristalle glitzerten an ihren Wimpern. Mit dem Ärmel wischte sie sie ab. »Unsere Seelen liegen in den Händen der mächtigsten Träumerin, die unser Volk je hatte, seit Sonnenvater persönlich auf der Erde weilte.« Zärtlich tätschelte sie Roter Sterns magere Wange. »Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen, Kind. Wir kommen davon. Wir sind gerettet.«

KAPITEL 17
    Die Menschen ruhten sich aus, aßen und kamen wieder zu Kräften. Als der Sturm endlich abflaute, führte sie Reiher über die mit Neuschnee bedeckte Hochebene. Schwarz lief voraus, steckte seine Nase tief in das weiße Pulver und schnüffelte nach dem richtigen Weg. Bei Sonnenuntergang erreichten sie einen Grat und entdeckten voller Begeisterung Reihers Tal. Ehrfürchtig genossen sie den wunderbaren Anblick. Einen Wimpernschlag lang unterbrach Windfrau ihr ständiges Heulen und ließ ihnen Zeit, in Ruhe auf das kleine Tal hinabzusehen. Klares Wasser sprudelte aus einer Felsspalte und stürzte steil hinunter in einen türkisfarbenen Teich. Soweit das Auge reichte, sahen sie offenes Wasser, über dem Dunst aufstieg. Zahlreiche Weidenbäume bogen sich unter der Last des schweren Schnees; ganz in der Nähe senkten sich grasbewachsene Mulden. Hier war der Schnee bereits geschmolzen.
    »Wie lange lebst du schon hier?« fragte Grünes Wasser die Medizinfrau schüchtern.
    »Eine ganze Weile«, rief Reiher und setzte sich an der Spitze des Zuges wieder in Bewegung. »Auf mich macht dieses Tal stets den Eindruck, als sei die Erde aufgebrochen und spucke dieses heiße Wasser aus. Vor ungefähr zwanzig Jahren bebte die Erde. Damals bin ich zu Tode erschrocken.
    Vorher war die heiße Quelle nichts weiter als ein spärlich tröpfelndes Rinnsal. Doch dann schoß das Wasser in hohen Fontänen in die Luft. Geht nicht zu nah an den Geysir heran, sonst werdet ihr gekocht. Und ich meine, was ich sage. Ich koche mein Fleisch dort.«
    Ungläubig schüttelte Grünes Wasser den Kopf. Früher hatte sie derlei Geschichten gehört. Alter Geysir inzwischen war er längst tot hatte oft von solchen Dingen erzählt. Ob er hier gewesen war?
    Langsam stieg Grünes Wasser hinter den anderen hinunter zu dem dampfenden Teich. Dabei ging ihr vieles durch den Kopf. Geschichten darüber, wie Reiher das Volk verlassen hatte, wie sie üblen Handel mit den Geistern der Langen Finsternis betrieb. Zögernd blickte sie über die Schulter zurück auf die weiße Einöde. Nun, es gab Schlimmeres.
    Am Ufer des dampfenden Teiches angelangt, verschwand Reiher in einer Felsspalte und kehrte mit einem Stapel Karibufelle zurück.
    »Hier«, sagte sie und ließ die Felle auf den Boden fallen. »Drinnen habe ich noch mehr, falls ihr damit nicht auskommt. Richtet eure Behausungen her. In der Zwischenzeit bereite ich den Moostee zu und sehe mich nach Fleisch um.«
    Eine Welle der Erleichterung durchflutete die Menschen. Gemeinsam errichteten sie provisorische Unterkünfte. Einige Stunden später kehrte Reiher zurück und betrachtete anerkennend ihr Werk.
    »Kommt und setzt euch«, befahl die alte Frau. »Wir müssen einiges besprechen.«
    Die Leute versammelten sich am Teichufer und genossen dankbar den feuchtwarmen Dunst. Reiher hatte vor ihrer Felshöhle eine Feuerstelle errichtet.
    Die Felsbrocken warfen lange Schatten im Schein der züngelnden Flammen, die ihr bernsteingelbes Licht über den grünlich schimmernden Teich ergossen. Sie verteilte Fleisch und forderte die Leute auf, sich selbst aus dem

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