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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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ich nicht schlafen kann, weil ich dich festhalten und streicheln und dir immer wieder sagen muß, daß alles in bester Ordnung ist.«
    Sie erhob sich und zog ihn auf die Füße. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich täte, Kranker Bauch.«
    Als er sich umdrehte und den Bohrer und die schwarzen Steinzähne aufhob, konnte sie einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht erhaschen. Sein Ausdruck glich dem .eines innerlich zerstörten Mannes, der jeder Hoffnung beraubt ist.
    Heißes Fett entfernte den dicken Wickel aus weichem Leder von Windläufers Knöchel. Die Schwellung war zurückgegangen, die Prellung abgeheilt.
    »Ganz in Ordnung.« Heißes Fett gestikulierte zufrieden. »Nun mußt du das Bein bewegen und es wieder kräftigen.«
    »Du hast gute Arbeit geleistet«, sagte Windläufer anerkennend zu dem alten Mann und bewegte befriedigt seinen Fuß. Er bückte sich und zog seine Mokassins an.
    »Los, geh ein paar Schritte.« Heißes Fett scheuchte ihn hoch.
    Windläufer verließ das Zelt des Seelenfliegers und trat hinaus in den ruhigen Abend. Die Luft roch nach Frühling.
    Der Schwarzspitzen-Stamm hatte das Lager in den Pappelwäldern am Nordufer des Fat Beaver River aufgeschlagen. Die Blätter begannen zu sprießen und färbten die Astspitzen grün. Dicke Fruchtkapseln übersäten bereits das Lager.
    Windläufer ging an den Zelten vorbei, genoß den Duft der Kochfeuer und nickte den Menschen freundlich zu. Hin und wieder blieb er kurz stehen und unterhielt sich mit den Leuten, die ihm ihre Freundschaft bezeugt, ihr Essen mit ihm geteilt und ihm kleine Geschenke gebracht hatten.
    Im Westen versank die Sonne hinter den blauviolette Schatten werfenden Geyser Mountains. Die Schneefelder auf den höchsten Gipfeln der Great Bear Mountains leuchteten im sterbenden Licht rötlich auf. Die leichte Brise trug aus dem grasbewachsenen Schwemmland das Trällern einer Wiesenlerche an sein Ohr. Ihr Lied erwärmte seine Seele. Die erste, die ich höre. Frühling.
    Als Ziel hatte er sich einen kleinen Hügel in der Nähe ausgesucht, das schien ihm fürs erste weit genug. Er spazierte in Schlangenlinien zwischen den grauen Pappelstämmen hindurch und trat an den mit Steinen übersäten Rand des Hügels.
    Tief sog er die abendlichen Gerüche des Flusses und frischen Grases und den lebendigen Moschusgeruch der Erde in seine Lungen.
    Er blickte sich um und entdeckte Espe, die mit um die Knie geschlungenen Armen auf dem Boden saß.
    »Tut mir leid, Espe«, sagte er. »Ich wollte dich nicht stören.«
    Sie lächelte ein neutrales, höfliches Lächeln und erhob sich. »Schon gut. Ich habe dich nicht kommen hören. Was macht dein Knöchel?«
    »Dein Großvater hat ihn wunderbar hingekriegt.« Er stellte sich neben sie und beobachtete das Farbenspiel am Abendhimmel. »Ein friedlicher Abend.«
    »Ja.« Als ob sie in einen Traum versinke, schloß sie die Augen.
    »Du siehst sehnsüchtig aus«, bemerkte er.
    Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. Ihre üppige schwarze Haarmähne floß wie ein Strom über ihre Schultern bis hinunter zur Taille.
    Sie seufzte wehmütig. Ja, mag sein. Ich dachte an meinen Mann. Ich mache das manchmal…
    hinausgehen, meine ich, um mit meinen Erinnerungen allein zu sein. Du auch? Auch dir sieht man manchmal die Sehnsucht an.«
    Er verschränkte die Hände auf dem Rücken. Seine Augen waren starr auf den fernen Horizont gerichtet. »Die Frau, die ich liebe, ist im Süden. Sie gehört zum Weißlehm-Stamm. Ihr Name ist Weiße Esche. Ich werde bald auf die Suche nach ihr gehen.«
    Espe beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. »Deinem Tonfall nach zu schließen, liebst du sie sehr.
    Ich finde es merkwürdig, daß ein Mann seinen Stamm verläßt und die Frau, die er liebt und sich einem anderen Stamm anschließt.«
    Ihm entging der mißtrauische Unterton in ihrer Stimme nicht. »Da ich ebenfalls dem Weißlehm-Stamm angehörte, konnte ich sie nicht heiraten. Der Bruder meines Vaters hat sie an Kindes Statt angenommen. Wir sind nicht blutsverwandt, aber die Regeln meines Stammes sind streng. Ich liebe sie zu sehr, ich wollte nicht, daß es Gerede und häßliche Bemerkungen gibt.«
    Espe nickte bedächtig, ihr Mund wirkte angespannt. »Ich verstehe.«
    »Wirklich?«
    Sie zuckte mit den wohlgeformten Schultern. »Die Liebe verleitet die Menschen zu den merkwürdigsten Handlungen die Männer ebenso wie die Frauen.«
    Er grinste über ihre sorgfältig gewählten Worte. »Ich gehe wohl besser. Verzeih mir, wenn ich dich gestört

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