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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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brennt nicht. Er schmilzt… und das Schmelzwasser würde die Flammen löschen. So etwas gibt es nicht.«
    »Das ist die Macht, Stilles Wasser«, rief eine geisterhafte Stimme aus dem rauchigen Dunst. »Wir brachten dich hierher, damit du sie mit eigenen Augen siehst. So sind Wir. Schnee und Feuer. Dies ist das Erbe des Wolfsbündels die Lektion, die Wir dich lehren.«
    »Schnee und Feuer? Du bist das Wolfsbündel?« Kranker Bauch beobachtete voller Ehrfurcht die Verwandlung von Schneeflocken zu gelbroten Flammenzungen, die in einem Aschenregen erloschen und wieder als Schneeflocken zu Boden schwebten.
    »Wir sind das Wolfsbündel. Wir sind Eins.«
    Die Worte zersplitterten in tausend Fragmente, von denen jedes eine eigene Stimme besaß, jede Schneeflocke und jede Feuerzunge schien ein eigenes Gesicht zu haben. Rasch verschmolzen die Bilder wieder im brennenden Schnee.
    »Seit Wir existieren, haben Wir die Macht aller und alles uns Umgebenden genommen. Wir teilten Uns mit anderen, verbanden unsere Macht mit der ihren. Wir wurden geliebt und gefürchtet, entweiht und erneuert. Die Welt befindet sich ewig und auf immer im Wandel. Ein neues Volk kommt aus dem Norden. Was neu ist, muß sich mit dem Alten verbinden. Komm zu Uns, Stilles Wasser. Komm und nimm Uns an. Wir müssen die Träumerin unterweisen. Wir müssen dich lehren.«
    »Warum ich?« rief Kranker Bauch voller Angst aus.
    »Dein Vater ist Schilfrohr. Er brachte Uns nach Süden zum Erdvolk. Dort wurden Fäden zu Mustern verwoben wie Strange zu einem Korb. Jetzt warten Wir auf das, was kommt… und hoffen, Wir kommen nicht zu spät.«
    »Fäden zu Mustern?«
    »Komm zu Uns. Im Norden braut sich ein Sturm zusammen. Er, der den Traum vernichten will, sucht den Weg zum Großen Einen. Er fühlt die Macht. Wir wußten von der Kraft dieses neuen Träumers.
    Wir wußten nicht, daß die Ereignisse seine Kraft gegen Uns richten. Nicht einmal die Macht kann den Verlauf der Zukunft bestimmen. Er muß aufgehalten werden, bevor er Uns den Traum vernichtet.
    Komm zu Uns… bevor es zu spät ist. Komm, Stilles Wasser. Komm…«
    Der Traum veränderte sich. Die brennenden Schneewehen lösten sich in unregelmäßige Muster auf, aus denen sich ein Wald, gesehen aus der Vogelperspektive, herauskristallisierte.
    Er sah grimmig blickende Krieger mit klappernden Kriegsspeeren durch dichtes Gehölz schleichen.
    Mit starken Fäusten umklammerten die Männer ihre Atlatls. Er schwebte über die abweisenden Wipfel der Tannen und Föhren, über eine Wiese, auf der sich, beschienen von einer unheimlich grellen Sonne, ein Lager befand. Die Zelte waren umgestürzt, ihre Wände zerrissen. Die Kohle in den Feuerlöchern war erkaltet, der Wind hatte die Asche überall verstreut.
    Beim Anblick der im zertrampelten Gras hingestreckten Leichen stockte Kranker Bauch der Atem.
    Speerschäfte ragten aus zerfetztem Fleisch, und ihre Kleidung war rot getränkt. Andere lagen mit eingeschlagenem Schädel im blutbesudelten Gras. Fliegen schwebten in schimmernden Wolken über den aufgedunsenen Leichen.
    Schatten glitten über ihn hinweg. Kranker Bauch reckte den Hals und entdeckte Raben, die abwartend im Wind kreisten. Hoch aus den Lüften schwebten schwarzweiße Truthahngeier lautlos in zielstrebigen Spiralen herab.
    Der graue Dunst begann sich zu bewegen, Tausende Stimmen schrien sehnsüchtig und ängstlich auf.
    Während Kranker Bauch über das gebirgige Land schwebte, verdunkelte sich der Himmel, die Nacht brach mit erschreckender Schnelligkeit herein. Unter ihm loderte ein großes Freudenfeuer. Krieger tanzten im Kreis darum herum und sangen zu Ehren ihrer Macht. Wie Wellen aus Luft hoben und senkten sich ihre Stimmen, schienen Kranker Bauch auf und ab zu wiegen. Die Schwingungen ihrer Macht schickten eisige Schauer durch seine Seele.
    Gefangene Frauen und Kinder kauerten im Schein des Feuers, umringt von singenden Kriegern, die Freudensprünge vollführten und in einem triumphierenden Tanz herumwirbelten. Mit angstvoll aufgerissenen Augen, gelähmt vor Entsetzen und Leid, starrten die Gefangenen auf die sich drehenden Krieger.
    Eine laute Stimme durchbrach das nächtliche Schauspiel und rief die Macht der Sonne an. Kranker Bauch blickte zurück auf das zerstörte Lager, dann wandte er die Augen wieder den Gefangenen zu. Ein grünes Leuchten begann im Dunkel der Nacht aufzuglimmen und bewegte sich hüpfend auf die Tänzer zu. Der Kreis teilte sich … und aus dem rauchigen grünen Glimmen

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