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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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grellgrünen Lichtstreifen, der sich über den Himmel zog. »Seht euch das an! Meine Bitte wurde erhört! Der Himmelspfad aus grünem Feuer weist den Weg nach Süden!«
    Er verlagerte einen Teil seines Gewichts auf das kranke Bein und löste sich von Bleicher Rabe. Ohne sich auf sie zu stützen, hob er die Arme dem schwächer werdenden Licht entgegen. »Höre mich, Großer Donnervogel! Tapferer Mann dankt dir für diesen Fingerzeig!« Die Schmerzen wurden stärker, und er mußte die Zähne zusammenbeißen, dennoch machte er mit seinem kranken Bein ein paar Schritte. Die Qual in seinem Körper brannte so hell wie das Licht am Himmel. »Seht mich an! Der Große Donnervogel schickt dem Stamm der Gebrochenen Steine ein Zeichen! Ich kann gehen! Ich werde die Krieger nach Süden führen! Wir werden das Wolfsvolk vernichten!«
    Er blickte nacheinander in jedes einzelne Gesicht. Die Angehörigen des Stammes der Gebrochenen Steine starrten wie betäubt auf den hellen Streifen, der langsam am Himmel verblaßte. Eine tödliche Stille senkte sich über das Lager.
    Tapferer Mann fühlte sich der Macht einen Schritt näher. Jetzt kam es drauf an. »Ich kann gehen!«
    schrie er. »Ich erhöre deinen Wunsch, Großer Donnervogel! Ich erhöre deinen Ruf nach Krieg! Das Wolfsvolk versperrt uns den Weg nach Süden. Der Stamm der Gebrochenen Steine räumt diesen Weg frei. Wer folgt Tapferer Mann? Wer folgt dem Pfad, den der Große Donnervogel quer über den Himmel gebrannt hat?«
    Fliegender Falke trat vor und hob die Arme. »Ich folge dem Pfad des Großen Donnervogel. Ich höre auf den neuen Träumer des Volkes. Ich gehe nach Süden und vernichte das Wolfsvolk!«
    Tapferer Mann schrie seine Freude zum nächtlichen Himmel hinauf. Einer nach dem anderen traten die jungen Männer vor, singend und schreiend bekannten sie sich dazu, gegen das Wolfsvolk auf den Kriegspfad gehen zu wollen.
    Tapferer Mann sang und rief die Mächte der Geisterwelt und des Lagers der Toten an. Er rief zum Großen Donnervogel und zur Sonne hinauf. Der Schmerz in seinem zerschmetterten Bein verschwand im Augenblick seines Triumphes.
    Während Tapferer Mann schrie und jauchzte und zum Himmel hinaufzeigte, beobachtete Bleicher Rabe aus schmalen Augen, wie die Begeisterung im Lager um sich griff. Die Menschen vollführten Freudensprünge und tanzten ausgelassen. Tapferer Mann stand ohne jede Hilfe in ihrer Mitte und sang seine Geistervision zum dunklen Himmel hinauf. Ein Prickeln überlief ihren Rücken. Tapferer Mann besaß eine Macht; sie fühlte diese Macht in der pulsierenden Nachtluft.
    Wie schaffte er es, ohne Hilfe zu stehen? Sein zermalmtes Knie hatte kaum begonnen zusammenzuwachsen. Er hätte vor Schmerz leichenblaß sein und kraftlos taumeln müssen, statt dessen ging er, wenn auch langsam und steifbeinig, zwischen den Tänzern umher.
    Noch immer in Gedanken, fiel ihr im Dunkeln plötzlich eine Gestalt auf. Das mußte Sonnenfedern sein, der den Tumult beobachtete. Sie konnte sich seinen haßerfüllten Blick nur zu gut vorstellen, als er erkennen mußte, daß ihm die Macht über den Stamm der Gebrochenen Steine entrissen wurde.
    Sie spürte die im dunklen Schatten schwärende Wut fast körperlich. Nun war der Seelenflieger gezwungen zu handeln.
    Wenn er Tapferer Mann vernichtet, was geschieht dann mit mir? Als Sonnenfedern sich in die Dunkelheit zurückzog, pirschte Bleicher Rabe vorsichtig hinter ihm her. Sie rollte ihre Ärmel hoch und befühlte ihre Armmuskeln. Jahrelanges Schaben und Bearbeiten von Häuten, das unentwegte Schleppen von Feuerholz und schwerem Fleisch hatten ihren Körper gekräftigt.
    Es mußte lautlos, schnell und sehr vorsichtig erledigt werden.

KAPITEL 15
    Kranker Bauch sank in den Traum. Seine vom Körper losgelöste Seele fiel durch den grauen Nebel, wurde aufgefangen und begann in dem mit goldenen Lichtflecken gesprenkelten Dunst zu schweben …
    Feuerzungen leckten durch den Nebel und wirbelten um ihn herum. In instinktiver Angst vor den Flammen krümmte er sich zusammen, aber keine Hitze versengte seine Haut. Mit einemmal verwandelten sich die Flammen in wehende, tanzende Schneeschwaden, die ihn sanft in eine angsteinflößende Landschaft trugen. Ineinander verschlungene Schneebänder, vom Wind aus den Schneewehen geblasen, kräuselten sich zu langen Spiralen, begannen zu glühen und wieder zu Flammenzungen zu werden. Das Feuer setzte die aufgetürmten Schneewehen in Brand.
    »Unmöglich«, flüsterte Kranker Bauch. »Schnee .

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