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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Ufer.
    »K-können n-nicht b-bleiben«, stotterte er mit klappernden Zähnen. Er tappte herum und überlegte, wie er sie hochheben sollte. Die Anstrengung würde ihn ein wenig aufwärmen. Er legte seinen gesunden Arm um sie und hob sie hoch. Plage rannte zum Ufer hinunter; aufgeregt wedelte er mit dem Schwanz und bellte vor Vergnügen.
    Unter Aufbietung all seiner Kräfte schaffte es Kranker Bauch, die Frau auf die Beine zu stellen.
    Gestützt auf ihn, torkelte sie am Ufer entlang. Quälende Krämpfe zuckten durch seine Beine.
    Irgendwie bewältigte Kranker Bauch die schier endlose Strecke bis zu der Stelle, an der seine Kleider lagen. Dort hüllte er die Frau zuerst in seinen Mantel, dann zog er die Leggings über seine eiskalten Beine und streifte sich zitternd die Mokassins über die zerschundenen Füße.
    Sosehr Kranker Bauch sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, klar zu denken. Fieberhaft überlegte er, was zu tun war. Sie brauchten beide dringend Wärme oder sie starben. Die Frau lag bewußtlos am Boden. Hilfesuchend blickte er sich um. Im Norden stieg lockend die weiße Dampfwolke der heißen Quellen empor.
    Heiße Quellen? Heißes Wasser? Das konnte die Rettung sein. Sah nicht mehr allzu weit entfernt aus.
    Er mußte nur den Fluß entlanggehen, dann kam er hin.
    Aber wie sollte er sie dorthin schaffen? Sein Verstand arbeitete angestrengt.
    Nimm die Decke als Schlitten.
    Er rollte ihren schlaffen Körper auf die Decke und marschierte los. Die Qual seiner schmerzenden Füße trieb ihn an. Er kämpfte gegen Erschöpfung und Kälte, dachte nur noch an Wärme. Gesegnete, wunderbare Wärme, gar nicht so weit von ihm entfernt.
    Stöhnend und schnaufend peitschte er sich voran, zwang die rebellierenden Muskeln zu ihrer gewohnten Arbeit er wußte gar nicht mehr, warum er sich so anstrengte. Jegliche Vernunft schien ihm wie ein schlüpfriger Fisch entglitten zu sein. Was tat er hier? Wer war diese Frau, die er hinter sich herschleppte? Wo befand er sich überhaupt?
    »Zieh die Frau zu den heißen Quellen. Zieh, Kranker Bauch. Zieh.« Die Worte schienen direkt aus der eiskalten Luft zu ihm zu sprechen.
    Die Welt schwankte und drehte sich. Seine Finger verkrampften sich im Fell der Decke. Schritt für Schritt quälte er sich am Ufer entlang, erkämpfte sich mühsam den Weg über das rauhe Land. Seine ganze Kraft konzentriert auf das Ziel gerichtet, spürte er plötzlich einen Widerstand. Die Decke glitt nicht mehr weiter.
    Stumpfsinnig starrte er nach unten auf den steinigen Boden. Eine Gänsehaut überlief ihn. Er rang nach Luft, völlig verwirrt von diesem neuen Problem. Verfluchte böse Geister, warum rutschte die Decke nicht mehr? Bis jetzt war sie fast wie von selbst hinter ihm hergeglitten.
    Plage sprang bellend voraus zu einer Stelle, an der das Wasser hoch aufspritzte. Kranker Bauch starrte mit offenem Mund zu Plage hinüber, der schrecklich prustete, weil ihm der beißende Schwefelgeruch des Dampfes aus dem warmen, türkisfarbenen Teich in die Nase stieg.
    Wärme? Kein Schnee?
    Wie gebannt starrte Kranker Bauch auf den Stein unter seinen Füßen. Fels, kein Schnee. Er hatte es bis zu den heißen Quellen geschafft! Mit aller Kraft zerrte er die widerstrebende Decke über die Felsen bis zum Teichufer.
    Benommen hüpfte er ins Wasser. Nach dem ersten Schreck genoß er die wundervolle Hitze, die über seine Haut strich und wie mit tausend Nadeln in sein Fleisch stach. Tief sog er die dampfende schwefelhaltige Luft in die Lungen und planschte voller Vergnügen … bis sein Blick zufällig auf die bewußtlose Frau fiel.
    Verblüfft starrte er sie an und fragte sich, woher sie wohl gekommen war. Er patschte aus dem Wasser und zog die Frau von der Decke. So schnell er konnte, zerrte er ihr den Mantel vom Leib und klemmte seinen gesunden Arm unter ihre Schulter. Er hob sie hoch und watete mit ihr ins Wasser. Langsam ließ er sie in den Teich gleiten und achtete sorgfältig darauf, daß ihre Nase nicht unter Wasser geriet.
    Stunden später, die Sonne versank bereits hinter den schroffen Felsklippen im Westen, spürte Kranker Bauch, wie sie sich in seinen Armen regte. Sie murmelte irgend etwas Unverständliches.
    »Geht es dir besser?« fragte Kranker Bauch.
    Sie geriet in Panik, schlug wild um sich und peitschte auf das Wasser ein.
    »Es ist alles gut, du bist in Sicherheit«, beruhigte er sie. »In Sicherheit.«
    Sie wand sich in seinen Armen und sah ihn aus leeren Augen an. Plötzlich begann sie zu weinen, doch noch

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