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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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trug sie mit kräftigem Flügelschlag über die schneebedeckte Ebene. Der Gray Deer River glitzerte silbern im Licht der Sterne.
    Die schrille Stimme einer alten Frau krächzte in der Luft:
    Kommen die Brüder! Sonnengeboren.
    Einer ermordet. Auf dem langen Marsch ist sein Leichnam aufgebahrt.
    Blut besudelt, am Kopf. Der Schwarze geht … aye, er ist tot.
    Er, der liebt, ist verloren und fort. Hingegeben dem Lied des ehrlichen Herzens.
    Frauen weinen, doch du weißt nichts. Südwärts, immer nach Süden ziehen wir… entdecken das Ende des wehenden Schnees.
    Mit mächtigen Flügeln schwang sich der Große Donnervogel in schwindelerregende Höhen. Weiße Esche unterdrückte einen Angstschrei. Sie fühlte, wie sie wirbelnd und schwerelos fiel. Die Erde unter ihr verschwamm in grauem Dunst.
    Ihr gellender Schrei hallte in der plötzlichen Leere ihrer Seele wider, und das friedliche Gleiten kehrte zurück.
    Bin ich tot? Bedeutet dieses Gefühl warmen Friedens den Tod?
    Blinzelnd erwachte sie und fühlte, wie Wasser ihren Körper umspülte. Tief atmete sie die kalte Luft ein. Ihr Herz klopfte heftig, das Blut strömte mächtig durch ihre Adern.
    »Ich lebe«, flüsterte sie.
    Sterne funkelten zwischen den dunklen Schatten der Wolken. Ein leichter Wind blies ihr feuchte Dampfschwaden ins Gesicht. Die Luft fühlte sich warm an, obwohl die Hügel ringsum schneebedeckt waren.
    Stöhnend bewegte sie sich. Plötzlich fühlte sie einen Körper unter ihrem. Die Bilder des wundersamen Traumes zerplatzten wie Blasen. Panik ergriff sie.
    »Geht es dir besser?« fragte eine freundliche Stimme.
    Sie wappnete sich und bereitete sich darauf vor, zuzuschlagen. »Bitte tu mir nichts. Bitte. Nicht… nicht weh tun.«
    »Ruhig. Du bist in Sicherheit. Du wärst fast ertrunken.«
    »Ertrunken?« Eine vage Erinnerung streifte sie, doch sie begriff nicht, was er meinte.
    »Im Fluß. Du wolltest ihn durchqueren und bist untergegangen.« Die Erinnerungen kehrten zurück; der Tod von Drei Bullen, die entsetzlichen Tage der Flucht, das lauernde Grauen, das ihr dicht auf den Fersen blieb, Hoffnungslosigkeit und Angst. Beklommen fragte sie: »Wer… wer bist du?« »Ich bin Kranker Bauch vom Rundfelsen-Stamm.« »Rundfelsen? Vom Erdvolk? Dann… habe ich die Sideways Mountains überquert?« Aber hatte sie das wirklich? Daran hatte sie sich erinnert. Wieviel von meinem Leben habe ich verloren?
    »Nein, wir befinden uns nördlich der Berge. Weißt du, alles war Plages Schuld. Er lief mitten im Sturm hinter einem Wolf her in die Berge. Ich… na ja, ich habe mich verirrt, als ich seinen Spuren folgte. Es hat fürchterlich geschneit. Ich wußte nur, ich muß bergab gehen. Linke Hand muß mich für einen richtigen Idioten halten.«
    Wer war Plage? Mußte sie noch einen zweiten Mann außer Gefecht setzen? Weiße Esche rappelte sich auf. »Plage?«
    »Mein Hund. Dort drüben ist er, da, bei den Felsen.« Kranker Bauch deutete hinüber.
    Sie erkannte den Umriß eines schwarzweißen Hundes, der sie mit gespitzten Ohren beobachtete. Ihre Angst ließ nach. Der Hund sah nicht gerade sehr beeindruckend aus aber das Licht war nicht besonders gut. Vollkommen durcheinander, schüttelte sie den Kopf. »Ich verstehe gar nichts mehr.«
    »Ich auch nicht.« Er zögerte. »Ich glaube, die Macht ist für alles verantwortlich. Bist du die Träumerin?« »Die Träumerin?«
    Er nickte. Ja, die Träumerin.« Zögernd, als sträubte sich etwas in ihm dagegen, fuhr er fort: »Ein Freund von mir, Warmes Feuer, sagte, ich sei dazu auserwählt, Rittersporns Lager zu verlassen und nach Norden zu gehen, um die Träumerin zu retten. Ich habe nicht so recht daran geglaubt trotz meines Traumes. Weißt du, wenn man den Legenden glauben kann, schickt die Macht normalerweise einen Helden, um Träumer oder andere bedeutende Menschen zu retten. Ich bin nicht unbedingt, also… nicht unbedingt sehr heroisch.«
    Sie schloß die Augen. »Ich bin keine Träumerin.«
    Ein langes Schweigen folgte. Sie wartete angespannt auf seine nächste Bewegung, stets bereit, zurückzuschlagen, falls er nach ihr greifen sollte. Sie mußte schnellstens aus dem Wasser heraus. Aber wohin? Rasch ließ sie die Hände über ihren Körper gleiten und merkte, daß sie nackt war. Wie lange würde sie naß und nackt im Schnee überleben?
    »Du bist nicht die Träumerin?« Er klang maßlos enttäuscht.
    »Nein.«
    Er seufzte. »Dann habe ich wieder ein schreckliches Durcheinander angerichtet. Ich hatte gehofft, du seist

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