Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
die Träumerin, und ich könnte jetzt wieder nach Hause zurück. Das heißt, falls Plage und ich den Heimweg finden.«
    Ihr Verstand begann wieder zu funktionieren. Diesen Mann zu töten dürfte nicht allzu schwer sein.
    »Was hast du mit mir vor?«
    Er fuhr zusammen. »Mit dir vor?«
    »Willst du mich vergewaltigen?«
    »Dich vergewaltigen?« Er klang ehrlich verwirrt. »Oh. Das also ist dir zugestoßen. Ich ich sah die Prellungen, als ich dir meinen Mantel auszog. Ich meine, ich …« Er schüttelte den Kopf. »Wer macht denn so was? Was sind das für Männer… Bist du vor ihm auf der Flucht? Vermutlich sollten wir schleunigst von hier verschwinden… Nein, wir müssen abwarten. Meine Kleider sind durch und durch naß.«
    »Ich habe ihn umgebracht«, knurrte sie. Blut und Därme, das hätte sie besser nicht gesagt. Jetzt würde er auf der Hut sein. Du kannst nicht klar denken. Sei vorsichtig, Weiße Esche. Du brauchst all deine Schlauheit. Du mußt deinen Verstand benutzen, oder du schaffst es nie, ihn umzubringen und von ihm wegzukommen.
    Angriffsbereit ballte sie die Fäuste, aber er saß unbeweglich da und sah sie an. Was hat er mit mir gemacht, während ich ihm hilflos ausgeliefert war? Dieser Gedanke machte sie ganz krank.
    Ihr fiel auf, daß er immer nur mit einer Hand gestikulierte. Wo war die andere? Hielt er eine Waffe in der anderen Hand? Jederzeit mit seinem Angriff rechnend, setzte sie sich sprungbereit hin.
    »Kann ich dir helfen?« Seine Stimme hörte sich aufrichtig an.
    »Du hast mir schon genug geholfen.«
    Er planschte mit der unsichtbaren Hand im Wasser. »Hast du Angst vor mir?«
    Sie beobachtete ihn argwöhnisch. »Sollte ich das?«
    Er lachte leise in sich hinein. »Du wärst der erste Mensch, der sich vor mir fürchtet.«
    Mißtrauisch runzelte sie die Stirn. Wo waren seine Waffen? »Hast du etwas zu essen?«
    »Nein. Ich hatte nicht vor, so lange wegzubleiben.«
    »Hast du unterwegs nicht gejagt?« fragte sie listig.
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe einen kaputten Arm. Ich kann ganz gut einen Speer werfen, aber ich brauche zu lange, um einen neuen Speer in den Atlatl zu legen. Bis ich den zweiten Speer wurfbereit habe, sind die Tiere verschwunden. Normalerweise grabe ich Wurzeln oder sammle Beeren.
    Rittersporn hat mich oft zum Holzholen geschickt. Aber ich kann recht gut Kaninchen und Waldhühner mit einem Stein erschlagen.«
    Ein Krüppel? Ist er ein Krüppel? Sie blinzelte in die Dunkelheit. Seine ehrlich klingenden Worte beruhigten sie etwas. Windläufer? Wo bist du? Ich brauche dich.
    Sie schloß die Augen. Windläufer? Nein, nicht an ihn denken. Nicht nach dem, was Drei Bullen ihr angetan hatte. Wie konnte sie sich je wieder von einem Mann berühren lassen?
    »Du zitterst. Ist alles in Ordnung? Bitte weine nicht wieder.«
    »Weinen?«
    »Du hast viel geweint, geschlafen und geweint… als würden dich schreckliche Träume quälen. Ich hatte Angst, du hättest vielleicht…«
    »Deine Kleider sind noch naß?«
    Ja, und deine sämtlichen Sachen hat die Strömung weggespült. Wir haben nur noch meine Decke, meinen Mantel, ein Hemd, meine Leggings und die Mokassins.«
    Kleider nur für einen? Sie mußte ihn töten. Seine Kleider bedeuteten ihr Überleben. Vielleicht gelang es ihr aber auch, diesem unbeholfenen Menschen die Kleider zu stehlen und in der Nacht heimlich damit zu verschwinden. Sollte er doch sehen, wie er durchkam.
    Sie biß sich auf die Lippe. Damit verurteilte sie ihn zum Tode durch Erfrieren.
    Er ist ein Mann. Wie Drei Bullen. Wach endlich auf, Weiße Esche. Sieh das Leben, wie es wirklich ist.
    Du hast gesehen, wie dein Stamm umgebracht wurde. Du bist vergewaltigt und gejagt worden, du hast Hunger gelitten. Du kannst dir kein Gewissen mehr leisten. Es geht um dein Leben oder um seins. Du willst überleben. Gleichgültig, um welchen Preis.
    »Die Steine sind warm«, fuhr er fort. »Ich habe die nassen Sachen zum Trocknen draufgelegt. Aber du weißt ja, mit Leder ist das so ein Problem. Wahrscheinlich sind sie erst morgen trocken.«
    »Wo sind wir hier eigentlich? An den großen heißen Quellen?«
    Ja. Man sagt, dies sei ein Ort der Mächte. Vielleicht stimmt es. Ich befand mich weiter stromaufwärts, als ich dich aus dem Wasser zog.«
    Weitere Bilder aus der Erinnerung kehrten zurück. Das Grauen, das sie verfolgte, hatte sie ins Wasser getrieben, obwohl sie genau wußte, daß ihr die Kraft zum Durchqueren des Flusses fehlte.
    Sie ließ sich tiefer in die tröstliche

Weitere Kostenlose Bücher