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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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angestrengt nachzudenken. »Ich … ich weiß es nicht. Es wäre gar nichts, oder?«
    Wolfsträumer senkte den Finger in den Staub des Dorfplatzes. Geduldig zeichnete er jede der Linien des Labyrinths in den Staub, doch so, daß sie sich überlappten und die Zwischenräume ausgelöscht wurden. »Was ist das, Sonnenjäger?«
    Sonnenjäger beugte sich vor, warf einen Seitenblick auf Wolfsträumer und schaute dann wieder auf die Zeichnung. »Es sieht so aus, als hätten sich die Stränge des Labyrinths zu einem Knoten zusammengezogen.«
    »Sieht es wirklich so aus?«
    »Nun, ja. Ich meine, so sieht es für mich aus. Wie sieht es denn deiner Meinung nach aus?«
    Wolfsträumer mußte über die Frage lachen. »Ich denke, die Zeichnung sieht aus wie ein Adler, und zwar wie das Felsadlermonster.«
    Sonnenjäger war überrascht, und ein Funke von Verständnis leuchtete in seinen Augen auf. »Das Felsadlermonster, das über dem Kreuzweg hockt, der zum Herzen des Labyrinths führt?«
    »Genau der. Nur wenige Träumer bekommen ihn je zu Gesicht. Und es ist sehr schwierig, ihn zu töten, aber du mußt ihn töten. Sonst wirst du nie den Weg durch das Labyrinth finden.«
    Wolfsträumer wartete, bis Sonnenjäger diese Information verdaut und mit Gute Feders Traum in Verbindung gesetzt hatte. In weniger als der Zeit von zehn Herzschlägen wechselte Sonnenjägers Gesichtsausdruck von Verwirrung zu Furcht. Mit seiner ganzen Seele in den Augen schaute er zu Wolfsträumer auf.
    »Willst du damit sagen, daß das Herz des Labyrinths ein Gewirr ist? Ein Knoten? Ich weiß, es waren die verschlungenen Windungen des Pfades, die mich immer geängstigt haben, aber ich dachte, das Herz des Labyrinths wäre das Land der Toten.«
    »Das Felsadlermonster bewacht etwas viel Wertvolleres. Es behütet die Mitte.«
    »Die Mitte wovon?«
    »Die Mitte des Lebens und des Todes. Um den Knoten aufzuknüpfen und die Mitte zu finden, mußt du den Tod des Felsadlermonsters erleben, während es gleichzeitig dein Leben tötet. Verstehst du nicht?
    Wenn ihr beide gestorben seid, wird es keinen suchenden Träumer mehr geben und auch keinen Adler mehr, der den Weg versperrt. Der Punkt, an dem ihr beide euch im Tode begegnet, ist die Mitte.«
    »Aber was ist dort… in der Mitte, meine ich?«
    »Leere. Einfach Leere. Ich kann die Erklärung nicht simpler machen, Sonnenjäger.«
    Wolfsträumer stand auf und reckte sich. Von einer heran wirbelnden Staubwolke wurde der Geruch von Fettholz und Feigenkaktusblüten herangetragen. Die Staubwolke wirbelte hüpfend und torkelnd über den Dorfplatz, traf dann auf das Salbeigestrüpp und verflüchtigte sich zu einem rötlichen Schleier, der aufwärts trieb und zerstob.
    Sonnenjäger stand neben Wolfsträumer und hielt die Arme vor der Brust verschränkt, als wollte er all seine Verwirrung dort einschließen.
    Wolfsträumer schenkte ihm ein schmerzliches Lächeln. »Du machst dir die Dinge zu schwer, Träumer.
    Was veranlaßt dich eigentlich zu glauben, die Linien des Labyrinths seien der Weg? Die Linien sind nur Merkmale auf dem Weg. Sie führen dich immer im Kreis. Du mußt in den Zwischenräumen laufen, um irgendwohin zu gelangen.«
    »Wie kann ich in den Zwischenräumen der Stränge eines Knotens laufen, Wolfsträumer?«
    Der warf den Kopf zurück und lachte so, wie er seit Jahresumläufien nicht mehr gelacht hatte. Es war schön zu lachen. Und schön, hier im warmen Sonnenschein zu stehen, umgeben von den heiligen Düften der Wüste. Oh, wie er sie liebte. ,Alles ist miteinander verbunden, Sonnenjäger. Erinnerst du dich?«
    »Das klingt mehr nach Knoten als alles, was ich je gehört habe.«
    Wolfsträumer drehte sich um und blickte Sonnenjäger an. Er betete und hoffte, daß der Träumer nun endlich verstanden hatte, hoffte, daß er nun begriff, daß die Stränge des Sternengewebes, die alles Lebende verbanden, und die verschlungenen, unterbrochenen Linien des Labyrinths das gleiche waren doch der Träumer begegnete seinem Blick nur mit einem schmerzlichen Stirnrunzeln.
    Wolfsträumer seufzte. »Es ist Zeit für dich heimzugehen, Sonnenjäger. Geh heim und denke darüber nach. Vergiß nicht, was wir hier besprochen haben. Zuerst mußt du diesen Hexer herausfordern, der versucht, dich zu töten, und dann wirst du wieder frei sein, zu träumen und für Mammut-Oben zu arbeiten. Aber nun geh heim, Sonnenjäger …«

40. KAPITEL
    Berufkraut schlich lautlos wie der Schatten einer Eule durch den Wald. Er trat mit den

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