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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sind.«
    Sonnenjäger starrte Wolfsträumer verblüfft an. »Warum hast du mich hierhergebracht, Wolfsträumer?
    Was soll ich von diesen Palasterbauern lernen?«
    »Ich wollte dich sehen lassen, zu welcher Größe dein Volk sich in zehntausend Jahresumläufen entwickelt haben wird.« Wolfsträumer lächelte freundlich. »Und ich wollte dir sagen, daß in dieser riesigen Zeitspanne Dutzende von Träumern versagen werden, und doch wird dein Volk diese großartige Zivilisation erbauen.«
    »Um welchen Preis?«
    »Viele Dinge werden sich verändern. Viele schöne Tiere werden aussterben, viele Baum- und Schmetterlingsarten. Einige der lieblichsten Blumen der Welt werden vom Gesicht der Erde verschwinden.«
    Sonnenjäger umklammerte das Steinmesser so fest, daß seine Faust zitterte. »Noch habe ich nicht versagt, Wolfsträumer. Noch gibt es Mammuts in meiner Welt.«
    »Ja, vorläufig. Ich habe dich nicht aufgegeben, Sonnenjäger. Ich wollte dich nur wissen lassen, daß deine Schwierigkeiten mir nicht fremd sind. Auch ich habe einst eine Frau geliebt. Sie war schön und gut. Ich habe mich anders entschieden als du. Doch das bedeutet nicht, daß du wegen deiner Liebe versagen wirst. Einige wenige Träumer brauchen sogar Liebe, um auf Dauer richtig träumen zu können. Doch manchmal versagen selbst die besten und gläubigsten Träumer. Manche versagen, weil sie sich weltlichen Aufgaben zuwenden, andere weil sie einfach nicht stark genug sind. Und manche versagen, weil sie verhext werden und es nicht einmal wissen. Aber das Versagen ist nicht das Ende.
    Die Macht wird einen anderen erwählen und hoffen, daß ihr neuer Träumer die nicht zu bewältigende Aufgabe doch bewältigen kann. Und noch etwas solltest du wissen, Sonnenjäger …«
    »Was denn?«
    Wolfsträumer seufzte schwer und betrachtete unglücklich lächelnd die Staubfahnen, die vom Wind die verfallenen Steinmauern hinaufgewirbelt wurden. Die sandroten Bänder schwebten nach oben und lösten sich vor dem blauen Himmel auf wie die längst verstorbenen Seelen jagender Schlangen.
    Wolfsträumer zog die Brauen zusammen. »Nur das eine noch, Träumer. Auch Versagen ist keine verlorene Mühe. Vielleicht werden die Mammuts von der Erde verschwinden«, Sonnenjäger wollte protestieren, aber Wolfsträumer brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen, »aber das bedeutete nicht, Sonnenjäger, daß deine Anstrengungen nichts ah Rauch im Wind sind. Jeder Moment, in dem Menschen das sie umgebende Leben mit sorgender Liebe betrachten, ist ein weiterer Funke im Ozean des Lichts; er hilft, die Dunkelheit eine Zeitlang zurückzudrängen. «
    Sonnenjäger blickte ihn bestürzt an. »Wolfsträumer, bitte hilf mir. Ich fühle mich verloren. Ich weiß nicht mehr, was richtig ist. Ich komme nicht durch das Labyrinth hindurch. Die Menschen verlieren das Vertrauen in mich. Was mache ich denn falsch?«
    Die Qual in diesen Worten erinnerte Wolfsträumer an Tausende solcher Bitten, die er gehört hatte und jede einzelne war wie eine eisige Nadel in sein Herz gedrungen. Er lächelte und legte die Hände auf Sonnenjägers die Hälften des Türkismessers umklammernde Fäuste. »Ich bin gekommen, um dir zu helfen. Du bist dir dessen nicht bewußt, aber all dein Leiden, all die Verwirrung und Erschöpfung, die du durchgemacht hast, waren notwendig. Ein Anfang. Sogar die Hexerei hatte ihren Platz. Die Wege, die du für falsch hieltest, waren gar nicht falsch. Du hast dich nur einfach so sehr auf die verschlungenen Windungen konzentriert, daß du ganz vergessen hast, warum du unterwegs bist. «
    »Aber hast du mir denn das Labyrinth nicht gegeben, weil es die Landschaft des Heiligen Landes der Toten darstellt? Ich dachte, wenn ich die vielfach verschlungenen Windungen verstünde, würde ich in der Lage sein, den Weg zu dir zu finden, wann immer ich dich brauche.«
    Wolfsträumer setzte sich auf und verschränkte die Hände über den hochgezogenen Knien. ,Nein. Das war nicht der Grund. Ich habe dir das Labyrinth in der Hoffnung gegeben, du würdest dich so sehr in die Linien vertiefen, daß du schließlich die Zwischenräume erkennst…«
    Sonnenjäger blinzelte. Als er sich aufrichtete, glitzerte der Staub auf seinen Wimpern. »Ich verstehe dich nicht.«
    Wolfsträumer seufzte. »Beantworte mir folgende Frage: Was wäre das Labyrinth ohne seinen Hintergrund? Ohne die Haut oder den Stein oder die Rinde, auf die du es zeichnest?«
    »Was es wäre?« Mit schiefgelegtem Kopf schien Sonnenjäger

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