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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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mußt du dich ausruhen und etwas essen.« »Du bist sehr freundlich, ich danke dir.« Schwalbenschwanz trat geduckt in das schäbige Häuschen, streifte sein Bündel ab und ließ sich neben das knisternde Feuer fallen. Er beugte sich vor, um den Geruch aus dem brodelnden Bohnengericht einzuziehen. »Riecht wunderbar.«
    Sängerling warf im Vorbeigehen einen Blick auf Seide. Ein erschreckter, fast entsetzter Ausdruck war auf ihrem Gesicht, den sie hinter einem Lächeln zu verbergen suchte.
    Er bewegte den Mund zu der Frage: Alles in Ordnung?
    Seide schloß die Augen und nickte. »Geh nur rein, Sängerling. Die Bohnen müßten jetzt gar sein.« Er streifte leicht über ihren grünen Ärmel, trat dann geduckt ins Haus und ging zu seinem Platz am Feuer, dem Jungen gegenüber.
    Seide hatte schon drei Schalen, Hornlöffel und Teetassen bereitgestellt.
    Sängerling setzte sich mit untergeschlagenen Beinen hin. Es fiel ihm auf, wie bleich Seide war, als sie hereinkam und den Vorhang fallen ließ. Der Schein des Feuers umspielte sie und betonte die schmale Taille und die kleinen Brüste, die winzige Schatten warfen. Das lange Haar schwang um ihre Hüften, als sie sich nach dem Korb mit dem kalten Maisbrot bückte.
    Sie brachte ihn zum Feuer und kniete zwischen Schwalbenschwanz und Sängerling. »Es tut mir leid, daß die Gesegnete Sonne gestorben ist«, sagte Seide. »Wie ich höre, war er ein großmütiger Herrscher.«
    Der Junge nahm sich zwei Stück von dem flachen, runden Brot und biß herzhaft in das erste. Mit dem Brot in der Hand sagte er gestikulierend: »Nicht für die Sklaven. Als er mich zum ersten Mal mit der Yucca-Peitsche schlug, war ich erst zwei Sommer alt… Ich hatte einen Topf mit Reisgrassamen umgestoßen. Die Narben habe ich heute noch«, er deutete auf seinen Rücken, » falls ihr sie sehen wollt.«
    Seide blickte wieder auf den Bohnentopf. Sie füllte ihre Schalen und goß ihnen SonnenblumenBlütentee in die Tassen. Sie bediente Schwalbenschwanz und fragte dabei: »Ist… ist Nordlicht ein besserer Herr? Gütiger?«
    Sängerling schloß aus ihrem Ton, daß die Frage bedeutungsvoll war. Die Antwort war für sie wichtig. Der Junge ergriff einen Löffel und schaufelte das Essen in sich hinein. Hatte er in diesen vier Tagen überhaupt nicht gegessen? Er nahm einen Löffel Bohnen, riß sich ein Stück Brot ab - und das immer wieder von neuem, so schnell er konnte. Als er endlich die Hälfte gierig aufgegessen hatte, seufzte er erleichtert auf und wurde etwas langsamer.
    »Nordlicht«, sagte er, den Mund voller Maisbrot, »ist ein Zauberer.«
    Der Löffel in Seides Hand zitterte. Sie ließ ihn klappernd in die Schale zurückfallen. »Das habe ich gehört. Aber niemals geglaubt. Und du glaubst es?«
    »O ja, der ist bestimmt ein Hexenmeister«, sagte Schwalbenschwanz und nahm einen Schluck Tee. »Er hatte zwei Schwestern, und sie sind verschwunden, bevor sie fünfzehn Sommer alt waren.« »Das sind Unglücksfälle, so etwas geschieht. Da geht jemand auf die Jagd, und ein Puma erwischt ihn oder er wird von einer Klapperschlange gebissen. Andere verdursten. Warum glaubst du -« »Er hat sie verhext«, sagte Schwalbenschwanz leise und ängstlich. »Sein eigener Vetter, Spannerraupe, sagt das auch. Aber das ist nicht alles. Vor mehr als vierzig Sommern wurden seine Eltern ermordet, und seine Cousine Federstein wurde von meinen Leuten, den Mogollon, gefangengenommen. Da sagen viele, daß Nordlicht das auf dem Gewissen hatte.«
    »Aber zu der Zeit war er doch noch ein Baby«, meinte Seide protestierend. »Wie hätte er das verursacht haben können?«
    »Oh, er hatte damals schon die Macht in sich«, erwiderte Schwalbenschwanz. »Noch auf dem Wiegenbrett deutete er dauernd auf Vögel, die dann tot vom Himmel fielen.« Er nickte Seide vertraulich zu und schlürfte wieder einen Löffel Bohnen. »Einmal, als er zwölf Sommer gesehen hatte, verhexte er einen Hirschknochendolch und schickte ihn einem Mann namens Wandernder Falke hinterher. Der Dolch jagte den Mann drei Tage lang, und bevor er das Herz traf, hörte Wandernder Falke nur ein pfeifendes Geräusch.« Schwalbenschwanz winkte mit seinem Löffel. »Das hat mir sein Bruder erzählt, der war dabei, als es passiert ist.«
    Seide nahm einen Bissen Brot. Dann fragte sie: »Aber vielleicht hatte Wandernder Falke Nordlicht etwas angetan. Und warum sollte er seine eigenen Schwestern und Eltern töten und seine Cousine gefangennehmen lassen?«
    Geräuschvoll kauend

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