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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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erwiderte er: »Damit er Sonnenseher werden konnte. Federstein wäre nämlich Sonnenseherin geworden, wenn man sie nicht gefangengenommen hätte. Vierzehn Monde später konnte sie entfliehen, aber ihre Seele war in Unordnung geraten. Sie ist immer noch auf Wanderschaft. Manchmal weiß sie, wer ich bin, manchmal nicht. Statt ihrer wurde Nordlicht Sonnenseher.« Schwalbenschwanz schaute plötzlich auf, als wäre er in Sorge, zuviel gesagt zu haben.
    »Schon gut«, sagte Seide. »Wir stammen aus entlegenen Dörfern. Wir hören kaum, was vor sich geht, und sind dankbar, daß du uns die neuesten Nachrichten mitteilst. Erzähl doch bitte weiter.« Mit dem Maisbrot wischte Schwalbenschwanz seine Bohnenschale sauber und aß das Brot mit geschlossenen Augen, offensichtlich die Mischung der verschiedenen Geschmacksrichtungen von Herzen genießend.
    Sängerling nippte an seinem Tee und betrachtete Seide und Schwalbenschwanz. Der Junge schien sehr froh, daß er von den Ersten Menschen aus Krallenstadt berichten konnte, und Seide… sie hing an seinen Lippen. Sehr interessant. Er kannte sie zwar erst seit kurzer Zeit, hatte sie aber noch nie so ernsthaft erlebt - nicht einmal, als sie von ihrer toten Familie oder dem Überfall auf Schildkrötendorf gesprochen hatte. Sie hatte gesagt, sie habe vielleicht Verwandte in Krallenstadt. Erklärte das ihre Ängste? Er wäre ja auch besorgt, wenn ein mächtiger Hexenmeister in derselben Stadt wohnte wie seine letzten lebenden Verwandten.
    Schwalbenschwanz trank seine Tasse leer und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Es war sehr freundlich von euch, daß ihr mich, einen Sklaven, habt mitessen lassen. Ich danke euch.« Er sprang auf. Sein Kopf berührte fast die Decke. »Aber jetzt muß ich gehen.« Er nahm sein Bündel auf. »Einen Augenblick noch.«
    Seide nahm die letzten vier gerösteten Brote und löffelte Bohnen in ihre Mitte; sie rollte sie zusammen und gab sie dem Jungen. »Nimm sie mit, Schwalbenschwanz. Dann brauchst du morgen nicht zu jagen.«
    Er schien fassungslos. »Vielen Dank. Du bist sehr freundlich. Ich hoffe, dich zu sehen, wenn du in Krallenstadt ankommst. Auf Wiedersehen.« Er stopfte die Brote in sein Bündel, das er sich über die Schulter warf, und ging geduckt hinaus.
    Sie lauschten seinen Schritten, als er den Pfad hinunterging.
    Sängerling lud sich noch einmal Bohnen in seine Schale. »Die sind köstlich, Seide. Die Zwiebeln haben den Bohnen gerade den richtigen Geschmack gegeben.«
    »Tut mir leid, daß ich unser letztes Brot weggegeben habe, Sängerling, aber ich glaube, er braucht es nötiger. Er ist vier Tage lang dauernd gelaufen. Sie geben Sklaven offenbar nichts zu essen mit.« »Wahrscheinlich nicht. Ich bin froh, daß du ihm das Brot gegeben hast.«
    Seide nahm sich wieder die Schale und aß weiter, aber langsam, als ob sie in Gedanken weit weg wäre. Sie starrte in das flackernde Feuer.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Sängerling sanft.
    Sie schaute auf. »Wieso?«
    »Ich dachte gerade … Ich meine, du schienst so erschrocken, als du mit Schwalbenschwanz geredet hast.«
    Sie aß fertig und wandte sich ihm zu. »Glaubst du, daß Nordlicht ein Hexenmeister ist?« »Wenn ja, ist er recht gerissen. Um seine Niedertracht mehr als vierzig Sommer lang geheimzuhalten - also dazu gehört schon einiges.«
    »Ja, es ist unglaublich.« Sie setzte die Schale ab und trank ihren Tee. Sängerling löffelte seine letzten Bohnen aus der Schale und überlegte seine nächste Frage. »Seide ? Ich - ich weiß, ich habe versprochen, mit dir nach Schildkrötendorf zu gehen -«
    »Aber natürlich mußt du zuerst nach Krallenstadt gehen. Das verstehe ich doch. Düne braucht seine Kräuter und Geräte für die Bestattung.«
    Das Schuldbewußtsein lastete schwer auf ihm. »Willst du allein zurückgehen? Das könnte gefährlich werden. Überall sind Räuber.«
    Sie blickte in ihre Tasse, als betrachtete sie in der hellgelben Flüssigkeit ihr Spiegelbild. »Könnte ich … Wäre es dir lästig, wenn ich dich nach Krallenstadt begleitete?«
    »Möchtest du denn?« fragte er, eine Spur zu eifrig. »Wenn ich dort Verwandte finde, wären die vielleicht bereit, mir bei der Beerdigung meiner Familie zu helfen. Das wäre viel einfacher, als wenn wir beide es allein versuchten.«
    Sängerling tätschelte liebevoll ihren Arm. »Ich würde mich sehr freuen, dich dabeizuhaben. Und wenn wir dort sind, dann helfe ich dir, wenn du willst, deine Verwandten zu finden.« »Da wäre

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