Vox
hält die Hände hoch. Du gehst hinaus in den Laden. Du nimmst die wattierten Löthandschuhe ab und legst sie achtlos auf eine Auslage mit seltenen Werbebuttons. Du trägst ein Hemd mit kleinen türkisen und schwarzen Sternchen darauf und eine schwarze Hose und schwarze Sneakers. Du sagst: ‹Ist das im Geschirrspüler passiert?›, und er nickt, ja. Und du sagst: ‹Harvey, das dauert keine Minute.› Darauf Harvey: ‹Na schön! Nur zu!›, und er setzt sich an die Kasse und starrt Löcher in die Luft. Er ist sauer. Du sagst zu dem Typen: ‹Mittags haben Sie sie wieder.› Und du gehst wieder in deine Ecke am Fenster. Du nimmst das Stück wieder auf, an dem du gearbeitet hast. Es ist eine Art Brosche, und es wird nicht richtig. Bis zu einem gewissen Grad ist dir die Inspiration abhanden gekommen, weil Harvey deine größte Leistung noch nicht verkauft hat. Du betrachtest die Gabel, die da liegt, und dann wird dir bewußt, daß jemand vor dem Fenster steht, und du schaust auf, und es ist der Typ. Du schaust ihn fragend an, und er bewegt den Arm, als wollte er sagen: ‹Lassen Sie sich durch mich nicht stören.› Doch er geht nicht weg. Du schaust wieder auf die Brosche, aber sie gefällt dir nicht, du willst nicht, daß Mr. Gabel sie sieht und sie als repräsentativ für deine Arbeit betrachtet. Also legst du sie beiseite und klemmst die beschädigte Gabel in mehrere zierliche Schraubstöcke, und du ziehst dir die wattierten Handschuhe über und fängst an, die Flamme des Brenners auf die eingekerbten Stellen zu richten. Reparaturen fallen in Harveys Bereich, daher hast du nicht oft Gelegenheit zu so etwas, doch jetzt findest du, daß es in kleinen Dosen eine sehr befriedigende und beruhigende Tätigkeit ist. Natürlich kannst du die Gabel nicht wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen – du schmilzt die rauhen Stellen, bis sie glatt werden, und am Ende hast du eine hübsche, unregelmäßige, fleckige, sehr glänzende Oberfläche. Du bist froh, daß du deine dunkle Schweißbrille aufhast; verstohlen schaust du auf, nur mit den Augen, du hebst nicht den Kopf, und du siehst den Gabelmann dastehen, irgendwie vornübergebeugt, er sieht dir zu, was du alles mit seiner Gabel machst. Er schmilzt dahin, er ist entflammt, er ist an dich geschmiedet. Du tauchst die Gabel in eine Schale Wasser. Er lächelt. Er geht zurück in den Laden. Du kommst aus deinem Kabäuschen. Harvey schaut auf. Du reichst Harvey die Gabel, und Harvey blickt darauf und sagt: ‹Zwölf Dollar.› Mr. Gabel bezahlt die zwölf Dollar, nimmt die Reparaturarbeit und bedankt sich bei Harvey. Dann sagt er: ‹Ich war nur neugierig, wie so was gemacht wird. Tut mir leid, daß ich ihre Zeit beansprucht habe.› Und dann fragt er: ‹Sie sagen, sie sei eine Künstlerin. Können Sie mir was zeigen, was sie gemacht hat?› Langsam, langsam geht Harvey zum Schaukasten, schließt ihn auf, seufzt. Der Typ beugt sich dicht über den Schmuck, sein Kopf ist praktisch im Kasten. Du siehst die ganze Zeit zu. Zum erstenmal fällt dir auf, daß er seine Haare zu einer Art Pferdeschwanz gebunden hat. Und dann zeigt er auf die Halskette und sagt: ‹Darf ich mir das mal ansehen?› Harvey sieht dich an, der Blick ist fast flehend, aber du sagst nichts. Da scheint Harvey was zu beschließen, und er sagt traurig: ‹Das ist das Beste im Laden.› Und er löst sie von ihren kleinen Häkchen und reicht sie Mr. Gabelmann, der sie wiederum von ganz nah betrachtet, sie hoch in die Luft hält. Harvey sagt: ‹Für eine Verlobte oder so? Was für einen Teint hat sie, hell oder dunkel?› Und Gabelmann weicht aus, sagt: ‹Ich weiß eigentlich nicht recht, für wen.› Wieder schaut Harvey zu dir hin, und du sagst nichts, also schluckt Harvey und sagt, flüstert fast: ‹Sie bekommen eigentlich erst einen guten Eindruck davon, wenn Sie sie getragen sehen.› Und der Gabeltyp sagt: ‹Ach ja, schade.› Und er fragt, was das für Steine sind, und Harvey sagt es ihm, und der Typ nickt nur. Schließlich ist Harvey fast am Verzweifeln und sagt: ‹Hören Sie zu, sie hat sie gemacht, sie weiß alles darüber, sie sagt Ihnen alles, was Sie wissen wollen, ich geh jetzt einen Happen essen.› Er wendet sich dir zu und sagt: ‹Zeig ihm das Stück, ja?› Er schnappt sich sein Jackett und geht, schlägt die Tür mit ungewöhnlicher Wucht zu, so daß das Schild, das OFFEN sagt, herumwirbelt und nun GESCHLOSSEN anzeigt. Und so…»
«M-hmm?»
«Nein, das war’s, ich hab
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