Vox
einem Jahr.› Dann betrachteten wir schweigend vielleicht drei Sexszenen. Vielleicht mehr. Einmal stellte ich ein paar Fragen wie: ‹Ist das einer der Geldfälscher?› Und sie sagte: ‹Ja.› Ansonsten waren wir vollkommen stumm, während diese Europäer sich abmühten und wichsten und lutschten und stöhnten und auf englisch vor uns kamen. Die Männer jedenfalls. Es ist noch immer eine Seltenheit, auf Video eine Frau wirklich kommen zu sehen, im Gegensatz dazu, wie sie um sich schlägt. Es kam weiter dimensionsloser elektronischer Europop. Nach einer gigantischen Abspritzeinstellung stellte Emily ihren Tee ab, holte tief Luft, blähte die Wangen und lächelte. Ich lachte erleichtert auf. Ich sagte: ‹Ist es so, wie du es in Erinnerung hast?› Und sie sagte: ‹Mir ist ein bißchen kühl.› Also knipste ich die Plastikhülle der Decke auf, faltete das große karierte Acrylteil auf und drapierte es über sie, aber anscheinend machte ich es falsch, denn sie sagte: ‹Könntest du sie so hinlegen?›, und sie zeigte mir, wie sie es haben wollte. Also wickelte ich sie darin ein, so daß die Fransen der Decke unter ihrem Hals lagen. Dann setzte ich mich wieder, den Blick auf den Film gerichtet, und wieder gab es diesen Schock – da hat man die Situation, daß zwei voll bekleidete Arbeitskollegen in einem Wohnzimmer sitzen und eine Decke zurechtrücken, und ich stopfe ihr zwei Ecken hinter die Schultern, wahrscheinlich das erste Mal, daß ich Emilys Schultern beide zugleich angefaßt habe, die Gemütlichkeit ist vollkommen, wir hätten eher über den allerersten Geburtstag reden sollen, an den wir uns erinnern konnten, und dann wenden wir uns dem Fernseher zu, und da schlenkern Titten herum und die Frisur einer Frau, während sie auf einem ausdruckslosen Europimmel auf und nieder steigt und wir ‹O Mario Mario!› hören. Kurz darauf setzten unter der Decke so Bewegungen ein, und dann fing es an, irgendwie zu zittern. Sie sagte keinen Ton, sie veränderte nicht einmal ihre Atmung, sie blieb ganz ruhig. Ihr Mund war geschlossen. Sie sagte: ‹Könntest du mir einen Gefallen tun und kurz die Decke halten, damit sie nicht runterrutscht?› Ich hielt sie also fest, während sie stirnrunzelnd die Hüften anhob und noch ein bißchen mehr rumrutschte. Ihr Gesicht war dem meinen ziemlich nah, aber wir hatten keinen Blickkontakt. Dann erschienen ihre Tights unten an der Decke, die Unterhose steckte noch drin, und schließlich verschwanden ihre Füße wieder. Sie sagte: ‹Danke› und hielt die Decke oben fest. Ihr Mund öffnete sich leicht, und ich konnte sehen, wie ihre Zunge gegen die unteren Zähne stieß, und sie machte so kleine feine Bewegungen mit der Lippe – keine Zuckungen, das klingt zu naheliegend und unbeherrscht, einfach sehr beherrschte, kaum wahrnehmbare jähe Bewegungen, als stünde sie mehrmals kurz davor, etwas zu sagen, das mit dem Wort ‹du› begann. Auf dem Bildschirm bewegte eine Frau mit schlaffem Mund die Faust um einen Schwanz auf und ab. Wenn eine Sexszene vorüber war, beruhigte sich auch Emilys Decke. Wir kamen zu der Szene, wo der Typ mit der breiten gelben Krawatte mit dem Dollarzeichen drauf mit der Heldin schläft. Sie sagt so was wie: ‹Fummel nicht, fick mich einfach›, was er auch tut. Diese Szene packte Emily richtig, und sie nahm die Decke zwischen die Zähne, so daß sie beide Hände frei hatte und trotzdem bedeckt blieb, nun gab es also Ausbeulungen, während ihre linke Hand zwischen ihren Brüsten hin und her strich, und der kleine kreisende Rhythmus war ein bißchen ungezügelter.»
«Was hast du getan?»
«Immer wenn eine Sexszene lief, das heißt, wenn wir mittendrin waren, schob ich die Hand unter den Gürtel und faßte ihn an, durch die Unterhose. War die Sexszene vorbei, zog ich die Hand raus und ließ sie züchtig auf dem Bein liegen. Jedenfalls erregte sie die Szene mit dem Mann mit der gelben Krawatte mit dem Dollarzeichen richtig, und als sie vorbei war, nahm sie die Decke aus den Zähnen und wischte sich mit dem rechten Handrücken den Mund ab, spuckte dabei ein paar Deckenfusseln aus, und im Licht des Bildschirms konnte ich sehen, daß die beiden Finger, mit denen sie sich gerieben hatte, glänzten. Wir saßen die Füllsel aus, die Dialoge oder fahrenden Autos und so waren uns egal, wir wollten nur noch Ficken sehen, Punkt. Die nächste Szene war mit zwei Frauen und einem Mann. Auf halbem Weg drohte sie zu einer Lesbenszene zu werden, und ich sah, daß Emilys
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