Voyager 008 - Cybersong
»Sie programmieren
eine therapeutische Projektion und setzen sich ihr anschließend
aus.«
»Ich weiß gar nicht, wie man ein Holodeck-Programm
erstellt«, wandte Kes ein. »Ich habe die Holo-Kammer nur
einmal aufgesucht, zu einem Picknick in Begleitung von Neelix.
Er möchte nicht, daß ich andere Leute bei solchen Ausflügen
begleite.«
»Bestimmt finden Sie jemanden, der Ihnen bei dem Programm
hilft«, meinte der Doktor. »Sie müßten die Bergwerke nur
möglichst genau beschreiben. Wenn während des
Wiedererlebens neue Erinnerungen in Ihnen erwachen, können
Sie die Umgebung entsprechend anpassen.«
»Bitte begleiten Sie mich«, sagte Kes.
»Was?« Der Doktor blinzelte. Er hatte das Holodeck schon
einmal aufgesucht; es gehörte zu den wenigen Orten außerhalb
der Krankenstation, an denen er seine volle Integrität bewahren
konnte – immerhin diente es zur Projektion von Hologrammen.
»Warum?« fragte er verwundert.
»Um mir die einzelnen Phasen zu erklären«, erwiderte Kes.
»Patienten sollen ein therapeutisches Verfahren doch nicht allein ausprobieren, oder?«
Der Doktor schwieg. Bei einer Diskussion über
Psychotherapie hatte er ausdrücklich auf diesen Punkt
hingewiesen, und deshalb konnte er das Anliegen der jungen
Ocampa kaum zurückweisen.
»Der Patient sollte dabei tatsächlich nicht allein bleiben,
zumindest nicht die ganze Zeit über. Allerdings werden Durchbrüche auch außerhalb der eigentlichen therapeutischen
Sitzungen erzielt, die in erster Linie dazu dienen, über neue
Erkenntnisse nachzudenken.«
Kes lächelte sanft. »Glauben Sie das wirklich, Doktor? Oder
suchen Sie nur nach einem anderen Grund, um das Holodeck
aufzusuchen?«
»Es wäre nett, die Krankenstation einmal zu verlassen«,
räumte der Doktor widerstrebend ein. »Aber ich würde eine
andere holographische Welt wählen als Sie.«
»Welche denn?«
Der Arzt neigte den Kopf zur Seite und überlegte kurz. »Es
gibt viele Orte und Zeiten, die ich nicht aufgrund eines direkten Daten-Downloads kenne. Galen, Hippokrates… Es wäre sicher
sehr interessant, mit Hippokrates zu reden. Aber wenn ich nur
eine solche Begegnung wählen könnte, so würde ich mich für
Louis Pasteur entscheiden. Wissen Sie, wer er war?«
Kes nickte; sie hatte von ihm gelesen. »Der erste Mensch, der
einen Impfstoff entwickelte«, antwortete sie sofort.
»Krankheiten vorzubeugen ist besser, als sie zu heilen«,
betonte der Doktor. »Leider bekommen wir hier kaum
Gelegenheit zu reinen Forschungsarbeiten.« Er seufzte und sah
zu dem ruinierten Experiment. Kes ließ schuldbewußt den Kopf
hängen.
»Nicht solange sich die Crew mit dem Ski-Programm
vergnügt«, erwiderte sie.
Dann lächelten der Doktor und die Ocampa. Kes wußte, daß
ihnen der gleiche Gedanke durch den Kopf ging. Wenn sie das
Holodeck für die Therapie verwendeten, so kam es zu weniger
Ski-Verletzungen.
Chakotay saß im Kommandosessel auf der Brücke. Außerdem
konzentrierte er sich auf das aktuelle Problem. Doch gleichzeitig spürte er, wie seine Gedanken immer wieder fortglitten,
obgleich er über Jahre hinaus gelernt hatte, so etwas zu
vermeiden.
Vielleicht sind Verdauungsstörungen der Grund, überlegte er.
Nach dem Essen hatte er einige von Neelix’ Keksen probiert.
Die Mahlzeit selbst war eigentlich ungenießbar gewesen, aber
Chakotay hatte sie trotzdem verspeist – sein leerer Magen wollte gefüllt werden. Was die Kekse betraf… Erstaunlicherweise
schmeckten sie gar nicht schlecht. Vermutlich stellten sie die
erste kulinarische Kreation des Talaxianers dar, von der
Chakotay guten Gewissens sagen konnte, daß sie ihm gefiel.
Vielleicht hatte er deshalb zu viele gegessen.
Jetzt spürte er… Unruhe. Irgend etwas in ihm schien aus dem
Gleichgewicht geraten zu sein. Er verglich das Gefühl mit einem
Wald unmittelbar vor einem Unwetter, wenn die Vögel plötzlich
nicht mehr zwitscherten und seltsame Stille herrschte. Chakotay
horchte in sich hinein, ohne die Ursache für sein Unbehagen zu
finden.
Hinzu kam noch etwas anderes. Weitere seltsame
Empfindungen regten sich in ihm, Furcht und profunde
Einsamkeit, so wie damals, als er mit dem Studium an der
Starfleet-Akademie begonnen hatte. Während der
vorbereitenden Ausbildung war er oft allein gewesen, ohne
jedoch die Verbindung zur Welt zu verlieren, zu den vielen Tier-
und Baumgeistern, den großen Bergen.
Jenen Kontakt verlor er, als er zur Akademie ging, und
daraufhin
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