Voyager 008 - Cybersong
bereit dazu, den Leib der Raumfähre aufzuschlitzen.
Janeway hingegen blieb so ruhig wie bei einer Partie 3D-Schach
im Gesellschaftsraum der Voyager.
Paris zog das Shuttle abrupt hoch, als vor ihnen ein
Trümmerstück wie aus dem Nichts erschien und direkt auf sie
zuhielt. Gleichzeitig beschleunigte er jäh, lenkte die Raumfähre zwei großen Schiffen entgegen. Es blieb ihm keine andere Wahl
– der Manövrierspielraum war zu knapp. Paris fluchte leise und
biß dann die Zähne zusammen, als er das Shuttle am Bug der
beiden enormen Massen vorbeizwang.
Unmittelbar dahinter drückte er die Nase des Shuttles nach
›unten‹ und zur Backbordseite. Eine halbe Sekunde später
eröffnete ein uraltes Kriegsschiff das Feuer.
Nur Paris’ schnelle Reaktion bewahrte sie vor einem fatalen
Treffer. Ein dicker Energiestrahl verfehlte das Shuttle nur um
wenige Meter, und die energetische Druckwelle führte zu
starken Erschütterungen.
Tom Paris begann mit einigen Manövern, die normalerweise
für Kampfschiffe bestimmt waren. Er setzte die strukturelle
Integrität des Shuttles erheblichen Belastungen aus, als er es
trudeln sowie abrupte Brems- und Beschleunigungsmanöver
aufeinander folgen ließ.
Er riß die Fähre so hart nach Steuerbord, daß Janeway und
Kim fast aus ihren Sesseln geschleudert worden wären – sie
hatten noch gar keine Gelegenheit gefunden, sich anzuschnallen.
»Was war das, Captain?« fragte Kim und hielt sich krampfhaft
an den Armlehnen des Sessels fest.
»Ich schätze, mit unserem dichten Vorbeiflug haben wir ein
automatisches Waffensystem aktiviert.« Janeway atmete tief
durch und wagte es, sich wieder zu entspannen. »Eins steht fest: Ein Frachter war das nicht.«
Tom Paris grinste breit. »Wir sind dem Schiff in der Mitte
inzwischen erheblich näher. Von jetzt an dürfte alles ganz
einfach sein.«
»Vorausgesetzt, man schießt nicht erneut auf uns«, erwiderte
Kim. »Ich dachte, hier gäbe es keine Lebensformen.«
»Das stimmt auch«, sagte Janeway. »Darum habe ich eben von
einem automatischen Waffensystem gesprochen. Für so etwas gibt es auch Beispiele im Alpha-Quadranten.«
»Die Cardassianer griffen oft auf solche Tricks zurück«,
meinte Paris. »Mit einem wichtigen Unterschied: An Bord der
betreffenden Schiffe sind Lebensformen präsent. Manchmal
bringen sie dort Leute unter, die sie für Verräter halten,
zusammen mit Gefangenen. Und dann beobachten sie, wie das
Schiff auf eine eintreffende Rettungsgruppe schießt. Chakotay
erzählte mir, er hätte sich einmal an Bord einer solchen Falle
befunden.«
Harry Kim wirkte plötzlich sehr besorgt.
»Wir sind nicht hierher gekommen, um uns mit irgendwelchen
Schauergeschichten die Zeit zu vertreiben«, sagte Janeway. Ihre
feste Stimme verscheuchte die Beklommenheit nach dem
überraschenden Angriff. »Mr. Paris, bringen Sie uns zu dem
Schiff dort vorn.«
8
Die Öffnung in der Außenhülle war so groß wie ein Hangartor
der McKinley-Station. Sie bereitete Paris nicht die geringsten
Schwierigkeiten, wofür er nach der Begegnung mit dem
automatischen Waffensystem sehr dankbar war. Der jähe
Adrenalinschub ließ nun nach, und eine seltsame Kühle blieb
zurück. Außerdem klebte ein metallischer Geschmack am
Gaumen des Piloten, ebenfalls eine Erinnerung an die jüngste
Aufregung.
Ein ehrfurchtgebietender Anblick bot sich ihm dar. Nichts
rührte sich im Innern der großen Öffnung, doch es fiel nicht
weiter schwer, sich dort Geschöpfe vorzustellen. Deutlich waren
einzelne Decks zu erkennen.
»Die Besatzungsmitglieder dieses Schiffes müssen wahre
Riesen gewesen sein«, hauchte Harry Kim.
Der Captain und Paris schwiegen. Sie brauchten auch gar
keinen Kommentar abzugeben. Das vom Shuttle ausgehende
Licht erhellte weite Arbeits- und Wohnbereiche, die für sich
selbst sprachen.
Es gab keine auf den ersten Blick zu identifizierenden
Einrichtungsgegenstände. In jedem großen, hohen Raum hingen
funkelnde Kristalle von der Decke herab, und vom Boden her
wuchsen ihnen runde, gedrungene Äquivalente entgegen. Es sah
nach einer natürlichen Formation aus, nach Höhlen, vor
Urzeiten von Flüssen ausgewaschen.
»Hier kommt ein besonderer Sinn für Ästhetik zum
Ausdruck«, sagte Janeway leise. »Kein Wunder, daß die
Fremden so schön erscheinen, ganz gleich, in welcher Gestalt
sie sich darbieten.«
»Ich sehe nichts, das den Eindruck eines Kontrollzentrums
erweckt«, meinte Paris. »Alles scheint
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