Voyager 008 - Cybersong
enthält jedoch
ein Element, das der Tricorder nicht identifizieren kann«, sagte der junge Fähnrich. Er hielt ein Sondierungsgerät in der Hand –
Paris hatte sich statt dessen für den Phaser entschieden. Obwohl er natürlich nicht damit zu rechnete, lebenden Wesen zu
begegnen. Inzwischen konnten sie ziemlich sicher sein, daß es
keine Lebensformen an Bord dieses Schiffes gab. Trotzdem: Die
Waffe verlieh ihm ein Gefühl der Sicherheit. Um ihn herum
wirkte alles so unheimlich, daß er jeden Augenblick damit
rechnete, einen riesenhaften Geist zu sehen.
Janeway verlor keine Zeit in dem saalartigen Raum. Was auch
immer er einst gewesen war, Frachtkammer, Hangar oder etwas
anderes – das Vakuum des Weltraums hatte alles aus ihm
herausgesaugt.
Die Kommandantin trat zu einer geschlossenen Tür.
Harry Kim näherte sich ebenfalls und richtete den Tricorder
auf einen ziemlich kompliziert wirkenden
Verriegelungsmechanismus.
»Ich glaube, es handelt sich um eine Luftschleuse, Captain«,
sagte Kim überrascht. »Welchen Sinn hat so etwas im Innern
eines Raumschiffs?«
»Vielleicht war dies ein Flugdeck«, vermutete Tom Paris.
»Vielleicht konnte der ganze Bereich zum All hin geöffnet
werden, um den gleichzeitigen Start vieler kleiner Schiffe zu
ermöglichen.«
»Das wäre denkbar«, räumte Janeway ein. »Aber es könnte
auch sein, daß dieser Koloß eine frühe Phase der fremden
Raumfahrttechnik repräsentiert. Viele Völker bauen ihre ersten
Raumer in Form von einzelnen Segmenten, die durch
Luftschleusen miteinander verbunden sind und separiert werden
können, falls es zu einem Leck kommt.«
Tom Paris hob den Phaser, um auf das Schott zu schießen.
Janeway schüttelte den Kopf. »Wir sollten Beschädigungen
vermeiden. Wenn es sich tatsächlich um eine frühe Konstruktion
handelt, müßte der Mechanismus eigentlich ganz einfach zu
bedienen sein. Außerdem spricht einiges dafür, daß das Schott
nicht verriegelt ist. Luftschleusen dienen dazu, das Entweichen
einer Atmosphäre zu verhindern. Sie sind nicht dafür gedacht,
Eindringlinge aufzuhalten.«
Sie trat vor und streckte die Hand nach einem Griff aus, der
Paris viel zu groß erschien. Sie zog und zerrte daran, gab ihm
schließlich einen Stoß.
»Dieses Schiff ist sehr alt«, sagte Kim. »Vielleicht funktioniert der Öffnungsmechanismus nicht mehr.«
Eine halbe Sekunde später glühte ein mattes Licht, und die
schwere Tür öffnete sich.
Die Kammer der Luftschleuse bot Janeway, Kim und Paris
genug Platz. Das Außenschott schloß sich wieder, und daraufhin
herrschte völlige Finsternis.
»Eine seltsame Konstruktion«, kommentierte Harry leise. »So
etwas habe ich nie zuvor gesehen.«
Es blieb still und dunkel. Paris verlor schon bald das
Zeitgefühl und wußte nicht, ob zwei oder zehn Minuten
vergangen waren, als schließlich das Innenschott aufschwang.
Dahinter erstreckte sich ein Korridor, in dem es nicht völlig
finster war.
Das Licht stammte aus dem Innern der Kristalle, die wie
Eiszapfen von der Decke herabreichten – das bunte Flackern
wirkte nicht nur sehr ästhetisch, sondern auch rätselhaft und
geheimnisvoll. Weitere Kristalle zeigten sich rechts und links an den Wänden, und zwischen ihnen erstreckte sich ein glatter
Boden.
Die kristallenen Vorsprünge wiesen keine regelmäßigen
Strukturen auf. Jeder von ihnen hatte eine individuelle Form, die sich nirgends wiederholte, und auch die Farben unterschieden
sich. Dadurch vermittelte alles den Eindruck, natürlichen
Ursprungs zu sein. Wie der Garten meiner Mutter, fuhr es Paris durch den Sinn. Er sah so aus, als sei er der Natur überlassen
worden, doch in Wirklichkeit steckte sorgfältige Planung
dahinter.
Er war beeindruckt.
»Zeichnen Sie alles auf, Mr. Kim?« fragte Janeway.
Harry bestätigte, drehte den Tricorder hin und her, damit er
alle Einzelheiten erfaßte.
»Können wir die Schutzanzüge jetzt ablegen, Captain?«
erkundigte sich Paris. Immerhin waren sie nicht mehr dem
Vakuum ausgesetzt.
»Die Temperatur beträgt hundert Grad unter null«, erwiderte
Kim. »Eigentlich erstaunlich, daß hier noch etwas funktioniert.
Das heißt… Vielleicht verwendeten die Fremden supraleitende
Materialien.«
Nach einigen Metern knickte der Korridor auf einmal nach
links ab, und hinter der Ecke stießen sie auf eine Tür, die kein Schloß aufwies.
»Sesam, öffne dich«, murmelte Paris scherzhaft.
Und die Tür öffnete sich.
»He, Moment mal,
Weitere Kostenlose Bücher