Voyager 008 - Cybersong
nicht
sofort vom Auslöser. Er beobachtete, wie die Balkenanzeige der
Ladung um zwei Markierungen sank.
»Nach dem Tricorder zu urteilen, hat der Phaserstrahl ein
großes, qualmendes Loch geschaffen«, brachte Harry ungläubig
hervor.
»Mal sehen, was passiert, wenn wir einfach losgehen.«
Janeway wandte sich von den bunten Humanoiden ab, trat
geradewegs in die Platane und verschwand hinter den
Kletterrosen.
»Sie machen einen großen Fehler«, sagte der indigofarbene
Engel. Seine Worte galten Janeway. »Aber wenn Sie
zurückkehren… Dann werden wir versuchen, Ihnen zu helfen.
Niemand überlebt hier ohne unsere Hilfe. Niemand kommt
allein zurecht. Wir müssen uns mit dem abfinden, was es hier
gibt. Lassen Sie es uns gemeinsam genießen. Bitte kommen Sie
zurück. Sie werden zurückkommen. Wir freuen uns schon
darauf.«
Paris und Kim folgten dem Captain in die Platane. Als sie den
Baum erreichten, stellte er kein Hindernis für sie dar. Sie
drehten sich um, sahen Teile des Gartens wie durch einen
Nebelschleier – Dunst wogte dort, wo oben noch eine Wand
gewesen war.
»Offenbar repariert sich die Anlage selbst, Captain«, sagte
Kim, der die Anzeigen seines Tricorders im Auge behielt.
»Alles ist vollkommen anorganisch, aber es entsteht ein
Energiefeld, das… Offenbar erzeugt es eine Matrix für
Materie.«
»Mit einer solchen Technik könnten wir durchaus etwas
anfangen«, sagte Janeway. Sie sah sich kurz um. »Wir sind nicht
auf diesem Weg gekommen.« Sie setzte sich in Bewegung und
schritt durch einen anderen Korridor, dem flackernden
kristallenen Licht entgegen.
9
Es war dunkel im Maschinenraum. Er wirkte wie tot, dachte Chakotay, als er B’Elanna Torres mit einem Wink aufforderte,
ihm in eine Ecke zu folgen. Zwar waren einige
Technikergruppen auch weiterhin mit Reparaturen beschäftigt,
aber mit der Dunkelheit kam auch eine seltsame Stille: Die
Stimmen der Männer und Frauen klangen gedämpft. So wie bei
einer Totenwache, dachte der Erste Offizier. Und der deaktivierte Warpkern bildet den Leichnam. Fast grell
strahlende Notlichter und Taschenlampen schufen einen
gespenstischen Chiaroscuro-Effekt, der die Atmosphäre des
Todes noch verstärkte.
Ein Blick in B’Elannas Gesicht genügte Chakotay, um
festzustellen, daß sie außer sich war. Verwirrung gesellte sich
ihrem Zorn hinzu, und sie haßte es, verwirrt zu sein. Der Erste
Offizier erlebte nun zum ersten Mal, daß die Chefingenieurin
die Ursache eines technischen Problems nicht verstehen konnte.
Sie sah ihn nicht an, als sie sprach, starrte statt dessen auf die Anzeigen und schien die Displays stumm anzuflehen, ihr
endlich Auskunft zu geben.
»Ich habe es mit verschiedenen Diagnoseprogrammen
versucht«, sagte B’Elanna, bevor Chakotay eine Frage an sie
richten konnte. »Außerdem habe ich alle durchtrennten
Interfacemodule überprüft. Diese Sache ergibt einfach keinen
Sinn. Der Computer funktioniert wie vorgesehen, und alle
Verbindungen waren mit den richtigen Schnittstellen gekoppelt.
Es gibt nicht einen einzigen lokalisierbaren Defekt.« Sie spuckte die letzten Worte regelrecht aus, als hinterließen sie einen üblen Geschmack im Mund.
»Trotzdem existiert ein Problem«, erwiderte Chakotay, um die
Chefingenieurin zu veranlassen, noch einmal alles
durchzugehen. Er rechnete natürlich nicht damit, selbst eine
Lösung zu finden – seinen Fähigkeiten waren enge Grenzen
gesetzt, wenn es um Technisches ging. Aber wenn B’Elanna die
einzelnen Punkte noch einmal durchging, boten sich ihr
vielleicht neue Erkenntnisse.
Erkenntnisse, die es ihnen ermöglichten, alle Schäden zu
beheben und den Flug fortzusetzen.
Darin bestand Chakotays Ziel. Wenn Captain Janeway
zurückkehrte, sollte sie ein in jeder Hinsicht einsatzfähiges
Schiff vorfinden. Er hatte darin eine Aufgabe gesehen, die nicht mit größeren Schwierigkeiten verbunden war. Aber da habe ich mich ganz offensichtlich getäuscht, dachte er nun.
»Das Problem ist sogar ziemlich groß.« Torres seufzte schwer.
»Der Computer bestreitet, daß uns ein Navigationsfehler an
diesen Ort brachte.« Sie seufzte erneut und klopfte mit den
Fingern auf die Konsole. »Wissen Sie, ich habe Computern
immer vertraut. Sie sind nicht wie Personen, die sich von
Gefühlen und Launen leiten lassen, anstatt der Vernunft den
Vorrang zu geben. Aber dieser Computer verhält sich anders.
Man könnte fast meinen, wir hätten es mit einem
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