Voyager 008 - Cybersong
befinden.«
Tachyonenstrahlung verursachte jähe Interferenzen, die
Streifenmuster auf dem Schirm bildeten. Als sie sich
verflüchtigten, erschienen wieder die bunten Humanoiden.
»Warum projizieren sie das auf ihre eigenen Schirme?« fragte
Paris. »Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Oh, es ergibt sehr wohl einen Sinn, Mr. Paris«, erwiderte
Janeway. »Vor allem dann, wenn sie wissen, wo wir sind.
Dieser Zwischenfall überzeugt mich davon, daß alles sorgfältig
inszeniert ist.«
»Die bunten Fremden sind Hologramme«, sagte Harry Kim.
»Das erinnert mich an den Beschützer und seine Raumstation.«
Paris spürte, wie sein Herz vor Aufregung schneller schlug.
Hatten sie vielleicht die Gefährtin des Beschützers gefunden, die einzige andere Entität mit der Macht, sie alle in den Alpha-Quadranten zurückzubringen? Es wäre zu schön, um wahr zu
sein, dachte er.
»Nein«, sagte Janeway. »Die Hologramme des Beschützers
sollten uns beruhigen. Zusammen mit ihnen schuf er eine
Umgebung, in der wir überleben konnten. Dies hier ist weitaus
weniger hochentwickelt. Die Ähnlichkeiten sind nur
oberflächlicher Natur.«
Irgend etwas schien in Tom Paris’ Gehirn zu explodieren. Eine
Antwort formte sich, brachte neue Hoffnung. »Es ist wie beim
Beschützer, nur ein ganzes Stück primitiver«, sagte er langsam
und wartete darauf, daß sich die einzelnen Worte formten.
Vorstellungsbilder huschten an seinem inneren Auge vorbei.
»Wer auch immer dies ›inszeniert‹, Captain: Vielleicht hat er
von der Gefährtin des Beschützers gelernt. Vielleicht kam sie
hierher. Vielleicht gibt es im hiesigen Computer
Aufzeichnungen der Begegnung – Daten, die uns bei der
Rückkehr helfen könnten.«
Janeway und Kim starrten ihn groß an. »Das ist nicht
ausgeschlossen«, räumte die Kommandantin ein. Auch in ihr
regte sich Hoffnung. »Mr. Kim, können Sie das Logbuch des
Computers downloaden?«
»Keine Ahnung, Captain«, erwiderte er. »Ich weiß nicht
einmal, wie man auf die im Computer gespeicherten Daten
zugreift. Und außerdem: Vielleicht existiert gar kein
elektronisches Logbuch.«
»Es gibt bestimmt eins«, sagte Janeway. Sie schien
vollkommen davon überzeugt zu sein. »Wir müssen es nur
finden.«
Eine sonderbare Mischung aus Zorn und Besorgnis zitterte in
Chakotay. Inzwischen konnte nicht mehr der geringste Zweifel
daran bestehen, daß es sich um eine Falle handelte.
Als die Fremden ihre Bitte um Hilfe zum dritten Mal
wiederholten, obgleich sich Janeway, Paris und Kim an Bord
ihres Schiffes befanden… Da wußte Chakotay Bescheid.
Allerdings durfte er sich während des Kom-Kontakts nichts
anmerken lassen.
Er begriff, daß er den Captain und die anderen da irgendwie
herausholen mußte. Ganz gleich, was die bunten Fremden
behaupteten: Es war alles gelogen. Es gab keine andere
Erklärung. Sie reagierten nicht auf seine Fragen nach der
Einsatzgruppe, baten nur immer wieder darum, ›gerettet‹ zu
werden.
Zwar dauerte es noch eine Weile bis zum vereinbarten Kom-
Kontakt, aber Chakotay versuchte trotzdem, eine Verbindung
herzustellen. Nur das Knistern und Prasseln von Interferenzen
drang aus dem Lautsprecher. Aus dem Umstand, daß die
Einsatzgruppe nicht antwortete, durfte keineswegs geschlossen
werden, daß sie sich in Gefahr befand. Die Sensoren und
Scanner hatten keine Lebensformen an Bord des fremden
Schiffes entdeckt. Janeway und ihre beiden Begleiter brauchten
also nicht zu befürchten, von jemandem angegriffen zu werden.
Aber warum dann die Falle? Wer hatte den Köder ausgelegt?
Fallen waren Werkzeuge der Jagd, und mit der Jagd kannte
sich Chakotay aus. Manche Dinge boten sich in verschiedenen
Formen dar, blieben in ihrem Kern jedoch unverändert. Der
Jäger stattete eine Falle mit einem Köder aus und wartete dann
darauf, daß die Beute den Köder annahm. Unterschiedliche
Beute erforderte verschiedene Köder.
Wie konnte etwas im Delta-Quadranten eine Falle für
Menschen vorbereiten? Woher sollte dieses Etwas wissen,
welcher Köder für Menschen in Frage kam? Oder diente die
Falle dazu, andere Wesen zu fangen, Geschöpfe, die große
Ähnlichkeit mit Menschen aufwiesen?
Aber wenn das der Fall war… Warum hatten die bunten
Humanoiden dann Föderationsstandard gesprochen?
Diese Erkenntnis verblüffte Chakotay. Zu Hause hätte sich
niemand darüber Gedanken gemacht. Doch auf der anderen
Seite der Galaxis in der eigenen Sprache begrüßt zu werden…
Das
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