Voyager 008 - Cybersong
spricht Chakotay. Wo sind Sie?«
»Wir befinden uns auf der Brücke und versuchen gerade, auf
die Daten des elektronischen Logbuchs zuzugreifen«, tönte
Janeways klare Stimme aus dem Lautsprecher. »Wie ist es Ihnen
gelungen, trotz des Tachyonenfelds eine Verbindung
herzustellen? Angesichts der starken Interferenzen dürfte
eigentlich gar kein Kom-Kontakt möglich sein.«
»Wir haben nur eine geringfügige Positionsveränderung
vorgenommen«, antwortete Chakotay ruhig. Aus den
Augenwinkeln sah er, wie Kes die Brauen wölbte und lächelte.
»Wann kehren Sie zurück? Inzwischen sind wir ein wenig
besorgt.«
»Es ist alles in bester Ordnung mit uns«, sagte Janeway. »Ich
schätze, daß wir dieses Schiff in einer knappen Stunde verlassen werden. Später können wir weitere Untersuchungen anstellen,
wenn wir genau wissen, wonach es Ausschau zu halten gilt. Bis
bald, Voyager. Janeway Ende.«
»›Geringfügige Positionsveränderung‹ dürfte eine
angemessene Beschreibung sein«, sagte Kes so, als hätte sie
gerade etwas Neues gelernt. Ihre Stimme klang warm und
weich, und in den großen, unschuldig blickenden Augen glänzte
es amüsiert. Es fiel ganz leicht, die Ocampa für einen Menschen
zu halten. Der Doktor war von ihrem Lerneifer sehr beeindruckt
gewesen, und Chakotay verstand nun den Grund dafür.
Es gab genug Platz, um zu manövrieren. Chakotay flog an den
geborstenen Decks vorbei, drehte dann ab und steuerte das
Shuttle durch den breiten Riß, zurück ins All und ins
Tachyonenfeld, das hier wieder für starke Interferenzen sorgte.
»Die Einsatzgruppe braucht nicht zu wissen, daß wir hier
draußen sind, für den Notfall«, sagte Chakotay. »Zwar gab es
keinen Notfall, aber es kann nicht schaden, vorbereitet zu sein.«
Kes pflichtete ihm mit ernster Miene bei.
Kurze Zeit später erzitterte sie plötzlich und versteifte sich.
»Etwas Schlimmes«, brachte sie undeutlich hervor. »Etwas
Schlimmes geschieht. Oder wird gleich geschehen. Ich weiß es
nicht genau. Wir müssen den Captain und die anderen sofort aus
dem Schiff holen.« Bei den letzten Worten klang ihre Stimme
fast schrill, und sie bebte am ganzen Leib.
Chakotay zögerte nicht. Er wendete das Shuttle, beschleunigte
und flog wieder zu dem fremden Raumschiff. Als sie sich dem
großen Riß in der einen Seite näherten, wurden sie von einer
Kraft zurückgeworfen, die den Ersten Offizier fast aus dem
Pilotensessel geschleudert hätte.
Trümmer jagten an ihnen vorbei, scharfkantige Objekte, die
von einem taumelnden Riesen im All ausgingen. Chakotay
verglich sie mit einem Sandsturm, der bestrebt zu sein schien,
die Farbe von der Außenhülle des Shuttles zu schmirgeln.
Er dachte überhaupt nicht mehr, konzentrierte sein ganzes
Selbst auf eine einzige Aufgabe: zu überleben, diesen
kosmischen Schrapnellhagel zu überstehen.
Er erinnerte sich nicht darin, die Schilde aktiviert zu haben,
aber auf der Instrumententafel vor ihm leuchtete ein
entsprechender Indikator. Wie dem auch sei: Angesichts der
vielen Wrackteile um sie herum boten die Deflektoren des
Shuttles keinen absoluten Schutz.
Chakotay steuerte die Raumfähre hart nach backbord, wich
dadurch einem großen Metallbrocken aus, der ihnen wie ein
Geschoß entgegenraste. Das Shuttle reagierte träge auf die
Kontrollen und erwies sich als recht schwerfällig – für derartige Manöver war es nicht konstruiert.
Kes schnappte nach Luft, doch Chakotay schenkte ihr keine
Beachtung. Die erste Welle aus Trümmern war nun an ihnen
vorbei, aber ihr folgten kleinere Objekte, die mit noch höherer
Geschwindigkeit flogen und die Hülle des Shuttles einfach
durchschlagen hätten, wenn die Schilde nicht gewesen wären.
Nun, wenigstens saßen sie in einer von Deflektoren
geschützten Raumfähre. Die Mitglieder der Einsatzgruppe
hingegen hatten nur ihre Schutzanzüge, die solchen Belastungen
sicher nicht standhalten konnten.
Vielleicht waren der Captain, Paris und Kim bereits tot. Bei
diesen Gedanken empfand Chakotay ein Frösteln, das er
ignorierte. Er hielt es für sinnlos, sich solchen Vorstellungen
hinzugeben.
»Sie leben«, sagte Kes.
Der Erste Offizier hörte sie, ohne die Bedeutung der Worte zu
erfassen. Die Steuerung des Shuttles erforderte seine ganze
Aufmerksamkeit. Es ging darum, in das fremde Raumschiff
zurückzukehren und gleichzeitig den von der Explosion durchs
All katapultierten Trümmern auszuweichen, Janeway und die
anderen zu finden,
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